erstellt am
17. 12. 09

Prognose der Österreichischen Wirtschaft 2009-2011
Verhaltene Wirtschaftsbelebung
Wien (ihs) - Seit einigen Monaten weist die konjunkturelle Dynamik in den großen Ökonomien wieder nach oben, wobei allerdings das Produktionsniveau noch deutlich unter den Vorkrisenwerten liegt. Die schwerste weltweite Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg scheint überwunden zu sein. Im dritten Quartal 2009 erhöhte sich die Wirtschaftsleistung in den USA gegenüber dem Vorquartal um 0.7 %, nach vier Quartalen mit negativen Wachstumsraten. In der Euro-päischen Union ist das BIP gegenüber dem Vorquartal um 0.3 % gestiegen, im Euroraum betrug der Anstieg 0.4 %. Positive Signale gehen vor allem von Asien aus, wobei sich insbe-sondere die chinesische Wirtschaft gut entwickelt. Die Maßnahmen der Notenbanken, Regie-rungen und internationalen Institutionen haben zur Stabilisierung des Finanzsektors wesent-lich beigetragen. Die weltweiten staatlichen Konjunkturprogramme und die niedrigen Leit-zinsen stützen die Konjunktur. Stimmungsindikatoren und Auftragseingänge deuten darauf hin, dass sich die positive konjunkturelle Dynamik auch zu Jahresende 2009 fortsetzt. Das Institut geht aber nicht davon aus, dass nunmehr ein starker selbsttragender Aufschwung ein-setzt. So folgten in der Vergangenheit auf realwirtschaftliche Krisen, die mit Finanzkrisen ver-bunden waren, nur verhaltene Aufschwünge. Temporär belebende Effekte (z. B. Lageraufbau, Verschrottungsprämie) fallen in den nächsten Monaten weg. Die notwendigen Konsolidie-rungsmaßnahmen bei den öffentlichen Haushalten sowie verschärfte Finanzierungsbedingun-gen dämpfen das Wachstumspotenzial.

Nach vier Quartalen mit deutlichen Rückgängen der Wirtschaftsleistung legte das BIP in Österreich gegenüber dem Vorquartal laut den Daten der vorläufigen Quartalsrechnung um 0.5 % zu. Im Vorjahresvergleich ergibt sich noch ein Rückgang um 2.9 %. Insbesondere der Export profitierte von den verbesserten weltwirtschaftlichen Bedingungen. Vor diesem Hinter-grund schrumpft laut Prognose das österreichische BIP im Jahresdurchschnitt 2009 um 3.7 %. Für das kommende Jahr erwartet das Institut ein moderates Wachstum von 1.3 %, für 2011 wird eine Wachstumsrate von 1.7 % prognostiziert.

Dieser Prognose liegt folgende Einschätzung des internationalen Konjunkturbildes zugrunde. Nach einer Schrumpfung um 2.5 % im Jahresdurchschnitt 2009, gewinnt die Wirtschafts-leistung in den USA deutlich an Fahrt und das BIP steigt in den Jahren 2010 und 2011 um 2.4 % bzw. 2.6 %. Im Euroraum wird die konjunkturelle Dynamik schwächer ausfallen. Ausge- hend von einem Wirtschaftsrückgang um 3.9 % 2009, werden Wachstumsraten von 1.1 % und 1.7 % erwartet. Mit 1.2 % und 2.2 % bleibt das Wachstum in Mittel- und Osteuropa ver-halten.

Weiterhin bestehen beträchtliche Risiken für die Konjunktur. Für das kommende Jahr besteht eher ein Aufwärtsrisiko. Die verbesserten weltwirtschaftlichen Bedingungen könnten über ver-stärktes Konsumenten- und Unternehmervertrauen eine stärkere Wirtschaftsbeschleunigung auslösen. Insbesondere in mittelfristiger Sicht bestehen aber deutliche Abwärtsrisiken. Die Bedingungen auf den Finanzmärkten haben sich zwar stabilisiert, aber durch die realwirt-schaftliche Krise verursachte hohe Kreditausfälle könnten den Bankensektor belasten und über ungünstigere Finanzierungsbedingungen die Realwirtschaft negativ beeinflussen. Die hohe Arbeitslosigkeit im Verein mit Vermögenseffekten könnte den Konsum der privaten Haushalte nachhaltig dämpfen.

Mit einem Wachstum um 0.3 % im Jahresdurchschnitt stützt der private Konsum heuer die Wirtschaftsentwicklung in Österreich. Belebend auf die Realeinkommen wirken die hohen Lohnabschlüsse, die geringe Inflation und die Steuerreform. Allerdings ist auch die Sparquote deutlich angestiegen. Für 2010 erwartet das Institut eine Zunahme der realen privaten Konsumausgaben um 0.6 %. Dabei wird ein weiterer Anstieg der Sparquote um 0.4 Prozentpunkte unterstellt. 2011 könnte der private Konsum um 1.1 % zulegen.

Infolge der Wirtschaftskrise ist die Investitionstätigkeit in Österreich kräftig eingebrochen. 2009 verzeichnen die Ausrüstungsinvestitionen einen Rückgang um 11 %, die Bauinvesti-tionen nehmen um 4 % ab. Aufgrund des starken Lagerabbaus gehen die gesamten Brutto-investitionen um 10.4 % zurück. Die niedrige Kapazitätsauslastung sowie ungünstige Finan-zierungsbedingungen dämpfen die Investitionsnachfrage auch in den kommenden Jahren. So erwartet das Institut 2010 nur ein geringes Wachstum von 1 % bei den Ausrüstungsinvesti-tionen und eine Stagnation am Bau. Die Bruttoinvestitionen werden um 0.8 % zulegen. Für 2011 wird eine Wachstumsbeschleunigung auf 2 % erwartet.

Der Einbruch des Welthandels hat voll auf die österreichische Außenwirtschaft durchgeschla-gen. Laut vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria sind die Güterexporte im Zeitraum Jänner bis September um nominell 23.5 % gesunken, bei den Importen betrug der Rückgang 20.4 %. Zwar konnte die österreichische Exportwirtschaft an der Verbesserung des Welthan-dels im dritten Quartal partizipieren, die realen Warenexporte laut VGR lagen aber immer noch um 17 % unter dem Vorjahresniveau. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet das Institut nunmehr eine Schrumpfung um 17.5 %. Für die realen Exporte im weiteren Sinne laut VGR impliziert die Prognose einen Rückgang um 14.6 %. Aufgrund der schwachen Binnennach-frage und der Vorleistungsverflechtungen geht auch die Importtätigkeit stark zurück. Die realen Warenimporte sinken um 13.8 %, die realen Importe im weiteren Sinne laut VGR um 12.6 %. Erstmals seit 2003 liefert die Außenwirtschaft damit einen negativen Wachstumsbei-trag. Für die Jahre 2010 und 2011 rechnet das Institut mit einem spürbaren Anziehen der Außenhandelsdynamik. Das Institut geht von einem Wachstum der Warenexporte um 5.5 % bzw. 7.1 % aus, die Exporte im weiteren Sinne legen um 4.6 % bzw. 6.4 % zu. Da die Importe im weiteren Sinne laut VGR mit 3.6 % und 5.9 % etwas schwächer expandieren, trägt die Außenwirtschaft, wie vor der Rezession, wieder positiv zur Wirtschaftsleistung bei.

Im Jahresdurchschnitt 2009 beträgt die Inflationsrate 0.5 %. Dieser moderate Preisauftrieb resultiert primär aus den niedrigen Energie- und Rohstoffpreise sowie der schwachen Kon-junktur. Insbesondere die wieder anziehenden Energiepreise, aber auch die hohen Lohn-stückkostensteigerungen bedingen einen verstärkten Preisauftrieb zur Jahreswende. Auf-grund der weiterhin nur verhaltenen Konjunktur und der moderaten Lohnabschlüsse wird für den Jahresdurchschnitt 2010 eine Inflationsrate von 1.4 % prognostiziert. Auch für 2011 wird gegenwärtig ein Wert von 1.4 % erwartet.

Die Rezession hinterlässt tiefe Spuren auf dem Arbeitsmarkt, die Aussichten haben sich aber im Vergleich zur letzten Prognose etwas verbessert. Im Jahresdurchschnitt 2009 fällt die Beschäftigung um 1.4 %, die Zahl der registrierten Arbeitslosen steigt um 50,000 Personen. Damit klettert die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition auf 7.2 %. 2010 ist mit einem weiteren Beschäftigungsrückgang (-0.5 %) zu rechnen, die Arbeitslosenquote wird damit auf 7.8 % steigen. 2011 sollte die Beschäftigungsnachfrage wieder anziehen (0.6 %), aufgrund des erhöhten Arbeitskräfteangebots stagniert die Arbeitslosigkeit (7.9 %). Die Arbeitslosen-quote laut Eurostat-Definition wird 2010 von 4.7 % auf 5.2 % ansteigen und 2011 auf diesem Wert verharren. Die Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik dämpfen den Anstieg der Arbeits-losigkeit.

Die Budgetentwicklung im Prognosezeitraum wird von der Wirtschaftskrise dominiert. Auf-grund konjunkturbedingt schwacher Einnahmen und hoher Ausgaben ist das Defizit der öffentlichen Haushalte deutlich angestiegen. Das Institut erwartet für 2009 eine Defizitquote von 4.1 %, in den Folgejahren beträgt sie laut Prognose 5.3 % bzw. 4.9 %. In der gegenwärti-gen Konjunktursituation erscheint eine rasche Rückführung des Defizits noch nicht ange-bracht. Aber auch eine zu spät einsetzende Konsolidierungsphase würde das Wachstums-potenzial der österreichischen Volkswirtschaft senken. Daher sind nach der Krise ent-schlossene Konsolidierungsanstrengungen zur Sicherung der Nachhaltigkeit des Budget-pfades unbedingt notwendig. Die Ausschöpfung aller Effizienzpotenziale, etwa bei der Verwal-tungsreform, bei der Regelung der Beziehung der Gebietskörperschaften untereinander, aber auch im Bildungs- und Gesundheitswesen, ist unbedingt erforderlich.
     
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