Markanter Anstieg der Arbeitslosigkeit im dritten Quartal 2009   

erstellt am
17. 12. 09

Wien (statistik austria) - Im dritten Quartal 2009 waren in Österreich nach den Ergebnissen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria 221.800 Personen arbeitslos. Die schwierige Arbeitsmarktlage wird damit deutlich sichtbar, denn die Zahl der nach internationalen Definitionen ermittelten Arbeitslosen stieg im Vergleich mit dem dritten Quartal 2008 um 62.500 (+39,2%). Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,1%, ein Jahr zuvor lag die Quote noch bei 3,7%. Männer, Jugendliche, Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss bzw. ausländischer Staatsangehörigkeit sowie erstmals Arbeitsuchende waren überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit betroffen.

Ein weiteres Zeichen der derzeitigen konjunkturellen Schwäche ist ein Rückgang der Erwerbstätigkeit. 4.119.300 Personen waren im dritten Quartal erwerbstätig, davon 3.563.800 als Unselbständige. Im Vergleich mit dem Vorjahresquartal ist die Zahl der Erwerbstätigen um rund 19.000, in Summe vorwiegend Selbständige oder Mithelfende, zurückgegangen. Das Minus zum Vorjahr fiel allerdings im dritten Quartal geringer aus als im zweiten Quartal (-28.000).

Der Arbeitsmarkt war auch im dritten Quartal von deutlichen Veränderungen geprägt: Einem Minus von 70.400 Vollzeiterwerbstätigen, verglichen mit dem selben Quartal des Vorjahres, stand - dem langfristigen Trend entsprechend - ein weiterer Zuwachs an Teilzeitbeschäftigten um 51.400 gegenüber. Dies bedeutet de facto eine stärkere Reduktion der Beschäftigung als auf den ersten Blick erkennbar. Die Entwicklung fiel in den einzelnen Wirtschaftsbereichen unterschiedlich aus: Ein kräftiger Anstieg der Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal im Dienstleistungsbereich (+61.800) konnte den massiven Stellenabbau in Industrie und Gewerbe (-74.300) sowie den Rückgang in der Landwirtschaft (-6.600) nicht ganz wettmachen. Es wurden um 21.500 mehr erwerbstätige Frauen, aber um 40.600 weniger erwerbstätige Männer als im Vorjahr ermittelt.

Verglichen mit dem zweiten Quartal 2009 gab es im dritten Quartal einen saisonbedingt deutlichen Anstieg der Erwerbstätigkeit. Dieser Anstieg um 39.000 Erwerbstätige im Quartalsabstand (nicht saisonbereinigt) resultierte aus einer Zunahme um 62.700 Vollzeit- und einer Abnahme um 23.700 Teilzeitstellen. Allerdings erhöhte sich im Quartalsabstand auch die Zahl der Arbeitslosen um 23.000. Die Arbeitslosenquote (nicht saisonbereinigt) stieg gegenüber dem Vorquartal von 4,6% auf 5,1%. Dem gegenüber steht eine geringfügig steigende Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften, also der Anstieg der Zahl offener Stellen von rund 51.000 im zweiten Quartal auf 54.000 im dritten Quartal 2009.

Kräftiger Anstieg der Arbeitslosigkeit, besonders bei Männern
Mit 119.600 arbeitslosen Männern und einer Arbeitslosenquote von 5,1% erhöhten sich Zahl und Quote im Vergleich zum Vorjahresquartal um 40.600 bzw. 1,7 Prozentpunkte. Die Anzahl der arbeitslosen Frauen betrug 102.200, die Arbeitslosenquote war, wie bei den Männern, bei 5,1% und lag somit ebenfalls über dem Vorjahr (80.300 bzw. 4,1%). Der Anstieg bei den Frauen fiel damit nicht so drastisch aus wie bei den Männern. Vom Anwachsen der Arbeitslosenzahl waren alle Altersgruppen betroffen, am größten war die Erhöhung jedoch bei den Jugendlichen. Bei jungen Menschen wird die Situation zunehmend schwieriger. So verzeichneten die 15- bis 24-Jährigen einen Anstieg der Arbeitslosenzahl (+20.100) auf 71.600 und eine Erhöhung der Arbeitslosenquote um 3,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 11,3%. Fast die Hälfte der Jugendlichen suchte erstmals Arbeit (47,7%). Der Anteil der erstmals Arbeitsuchenden ist sowohl unter den Jugendlichen als auch unter allen Arbeitslosen (19%) gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Offensichtlich verstärkt die Krisenstimmung den Druck unter den Nicht-Erwerbspersonen Arbeit zu suchen. Ab der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen sinkt die Arbeitslosenquote unter den Durchschnitt. So wurde unter den 55- bis 64-Jährigen nach internationalen Definitionen nur eine Arbeitslosenquote von 2,6% ermittelt. Das erhöhte Risiko arbeitslos zu werden, verschärfte sich unter den Erwerbspersonen mit ausländischer Staatsangehörigkeit und Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss: 10,6% bzw. 11,4% waren ohne Arbeit, mehr als doppelt so viele wie unter den Personen mit österreichischer Staatsangehörigkeit (4,4%) bzw. mit über die Pflichtschule hinausgehenden Bildungsabschlüssen (Lehre: 4,0%, BMS: 3,9%, AHS, BHS: 4,6%, Universität, Hochschule, hochschulverwandte Lehranstalten: 2,7%).

Höchste Arbeitslosenquote in Wien, niedrigste Quote in Salzburg
Regional gesehen war die Arbeitslosenquote im dritten Quartal 2009 in Wien (8,2%) am höchsten. Danach folgten Vorarlberg (5,4%), die Steiermark (5,0%), das Burgenland (4,9%), Niederösterreich (4,8%), Oberösterreich (4,1%) und Kärnten (3,9%). Traditionell niedrige Arbeitslosenquoten ergaben sich in Tirol (3,3%) und Salzburg (2,9%). Alle Bundesländer verzeichneten einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Weitere Verlagerung von Vollzeit- zu Teilzeitarbeit
Im aktuellen Quartal wurden 70.400 Vollzeiterwerbstätige weniger gezählt als im Vorjahr. Der Abbau der Vollzeitstellen betraf 53.100 Arbeitsplätze von unselbständig Beschäftigten und 17.300 Selbständige oder Mithelfende. Teilzeitarbeitsplätze konnten fast nur bei unselbständig Beschäftigten (+49.700 d.s. annähernd so viele wie der Verlust an Vollzeitstellen) dazugewonnen werden. Die Zahl der Unselbständig Beschäftigten erreichte somit annähernd den Wert des Vorjahresquartals.

Beschäftigungsrückgänge gegenüber dem Vorjahr wurden vor allem in den Branchen "Herstellung von Waren", „Bau“, "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen" und in der "Land- und Forstwirtschaft" verzeichnet, wobei bei der "Herstellung von Waren" und in der "Land- und Forstwirtschaft" schon zuvor Rückgänge beobachtet wurden. Nennenswerte Beschäftigungszuwächse erreichten die Wirtschaftsabschnitte "Erziehung und Unterricht" und das "Gesundheits- und Sozialwesen".

Männer von Krise stärker betroffen als Frauen
Die Entwicklung verlief bei Frauen und Männern sehr unterschiedlich. Männer waren auch im dritten Quartal 2009 von der Wirtschaftskrise offenbar stärker betroffen. So konnten Frauen gegenüber dem Vorjahresquartal insgesamt ein Beschäftigungsplus von 21.500 Personen erzielen, während Männer eine Beschäftigungsreduktion von 40.600 Personen hinnehmen mussten. Allerdings wurden auch bei den Frauen Vollzeitstellen abgebaut (-14.700), sie konnten jedoch 36.200 Teilzeitstellen zusätzlich besetzen. Männer verloren mit 55.800 Vollzeitarbeitsplätzen deutlich mehr, konnten aber nicht so viele Teilzeitplätze (15.200) zusätzlich verbuchen.
Geringeres Arbeitsvolumen als im Vorjahr

Die wirtschaftliche Verschlechterung zeigte sich auch in einer Abnahme der geleisteten Arbeitsstunden. Verglichen mit dem dritten Quartal 2008 blieb das Ausmaß an tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden in diesem Jahr in der Haupttätigkeit (1,7 Milliarden Stunden) unter dem vorjährigen Volumen (-46 Millionen Stunden). Der Rückgang im Vorjahresvergleich fiel in diesem Quartal jedoch schwächer aus als im zweiten Quartal. 700.000 Unselbständig Erwerbstätige leisteten im dritten Quartal 2009 zusammen 78 Millionen Überstunden. Damit verminderten sich die pro Quartal geleisteten Überstunden gegenüber dem Vorjahr um 7 Millionen Stunden, die Zahl der Überstunden leistenden Personen sank von 757.000 auf 700.000.
     
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