"Caruso" der Heurigenmusiker: 25. Todestag von Anton Karas   

erstellt am
08 01. 10

Über 40 Millionen Mal wurde "Harry Lime Thema" bislang verkauft - Rund 400 Bearbeitungen der Kennmelodie
Wien (rk) - Vor Falco und Austropop feierte der 1906 in der Brigittenau geborene Anton Karas größte internationale Erfolge mit seinem "Harry-Lime-Thema", der Filmmelodie des "Dritten Mann". Der "Caruso" der Heurigenmusik, wie er von der heute nicht mehr existierenden "Arbeiterzeitung" tituliert wurde, starb am 10. Jänner 1985 in einem Wiener Krankenhaus.

Schon als Kind war Karas an Musik interessiert. Sein Interesse am Orgelspiel konnte der in einer Fabrik arbeitende Vater nicht erfüllen, es wurde die leistbare Zither geschenkt. Aus einer musikalischen Familie entstammend - neben Anton spielten auch die fünf Geschwister ein Instrument - startete Karas 1925 seine Musikerlaufbahn als Heurigenmusiker. Berühmt wurde der gelernte Werkzeugschlosser im Oktober 1948, als ihn der britische Filmregisseur Carol Reed in Sievering zufällig entdeckte.1949, in den Londoner Filmstudios, wohin Reed den reiseunlustigen Karas brachte, entstand dann auch das berühmte "Harry Lime-Thema", der dem Film unerhörten Erfolg bescheren sollte und Karas Musik an die Spitze der US-Charts katapultierte. Der Historiker Peter Payer, der vor vier Jahren in den "Wiener Geschichtsblättern" an das bewegte Leben Anton Karas erinnerte, zitiert diverse Pressemeldungen, die allesamt vom großen Wunder aus Sievering - hier arbeitete Karas bei einem Heurigen als Musiker - sprachen. 1949 startete Karas seine erste Tournee nach Deutschland, Frankreich und Italien. Karas spielte im noblen Londoner Empressclub vor Prinzessin Margaret ebenso, wie er vor dem schwedischen Königshaus oder Papst Pius XII. spielte. Als Karas 1950 von seiner Welttournee, die ihn auch in die USA brachte, zurückkehrte, stellte sich Bundeskanzler Leopold Figl in Schwechat als Gratulant ein.

Mit Karas Erfolg kam es auch zu einer Wiederentdeckung der Zither als Musikinstrument: Sowohl in Wiener Musikschulen wollte man das Heurigenmusik-Instrument neu erlernen, wie auch in Großbritannien oder den USA, wo das Wiener Instrument in zighundertfacher Ausführung bestellt wurde. 1954 eröffnete Karas in Sievering die "Weinschenke Zum Dritten Mann", die sich rasch zum "touristischen Hotspot" (Payer) entwickelte. Karas, der mit dem Starrummel nicht unbedingt glücklich war, gab 1966 sein Lokal wieder auf. In den Jahren dazwischen spielte er etwa für Curd Jürgens, Hans Moser, Orson Welles, Gina Lollobrigida oder Johannes Heesters. In den 1970er Jahren wurde er bei Eröffnungen neuer Wienerwald-Brathendl-Filialen engagiert, 1973 intonierte Karas zum 75.000sten Mal sein "Harry Lime-Thema." 1976 wurde er mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet.

Neun Jahre später, 1985, verstarb der "Caruso" der Heurigenmusik, der im Laufe seines Lebens auch die Musikstadt Wien international in Erinnerung hielt. Karas ist am Sieveringer Friedhof begraben. Seine Original-Zither soll er ins Grab mitgenommen haben. Die Original-Partitur des "Harry Lime-Themas" liegt in der Nationalbibliothek, seit 1990 gibt es in Wien den "Anton-Karas-Platz" auf der Bellevuestrasse. Im August letzten Jahres wurde eine Sonderbriefmarke aufgelegt, Karas Melodie wurde bislang über 40 Millionen Mal verkauft.
     
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