Staikos: Christentum ohne Judentum nicht denkbar   

erstellt am
18 01. 10

Orthodoxer Metropolit betonte bei zentralem Gottesdienst zu diesjährigem „Tag des Judentums“ die Bedeutung des christlich-jüdischen Dialogs – „Das Volk muss einbezogen werden“
Wien (pew) - Das Christentum ist ohne Judentum nicht denkbar, betonte der orthodoxe Metropolit Michael Staikos am Abend des 17.01. beim zentralen Gottesdienst zum diesjährigen „Tag des Judentums“. Der Gottesdienst fand in Form einer orthodoxen Vesper in der rumänisch-orthodoxen Pfarrkirche in Wien-Simmering – und damit in Wien erstmals in einem byzantinisch-orthodoxen Gotteshaus – statt. Der Wiener orthodoxe Metropolit erinnerte daran, dass ein Christentum ohne Bezugnahme auf seine jüdische Grundlage wie „ein Baum ohne Wurzeln“ sei; das liturgische Beten der Orthodoxie sei zutiefst vom Alten Testament geprägt. Mit Recht habe der Heilige Athanasios von Alexandrien verlangt, dass jeder aus der Kirche ausgeschlossen werden sollte, der „das Alte Testament vom Neuen Testament trennen möchte“. Staikos unterstrich die Bedeutung des intensiv gepflegten Dialogs zwischen der orthodoxen Kirche und dem Judentum. Der Dialog dürfe aber nicht nur auf der Ebene theologischer Kommissionen geführt werden, er müsse auch das Volk einbeziehen.

Toleranz sei „lebensnotwendig“, sagte der Metropolit. In jüngster Zeit sei in diesem Zusammenhang die Aufmerksamkeit vor allem auf den Islam gelenkt worden; das sei wichtig, aber darüber dürfe die Beziehung zum Judentum nicht vernachlässigt werden. Es sei Aufgabe der Christen, Andersgläubigen mit „Offenheit und Respekt“ gegenüberzutreten. Es gehe immer um den Versuch, Gemeinsames zu finden, „um Gott noch besser loben zu können“.

Der katholische Dechant von Wien-Leopoldstadt, Ferenc Simon, sagte in seiner Predigt, das Volk Israel sei als „kleinstes unter den Völkern“ auserwählt worden, die Botschaft von Liebe und Frieden in die Welt zu tragen. Dieses biblische Wort sei heute „aktueller denn je“. Die Liebe Gottes kenne keine „Auswahlkriterien“, sie orientiere sich offensichtlich an den „Kleinen und Schwachen“.

In den Fürbitten wurde für „Bestand und Wachstum“ der jüdischen Gemeinden in Österreich gebetet, aber auch für die Kirchen, dass sie ihre jüdischen Wurzeln erkennen. Im Hinblick auf das Heilige Land wurde dafür gebetet, dass „Juden, Christen und Muslime“ Wege finden, „in Frieden miteinander leben zu können“.

Auch der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura erinnerte an die Präsenz des Alten Testaments in der orthodoxen Tradition; zugleich dankte er dem „Christlich-jüdischen Koordinierungsausschuss“ für dessen Arbeit.
     
Informationen: http://stephanscom.at    
     
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