Österreichische Agrarexporte 2009 mengenmäßig auf Rekordhöhe   

erstellt am
14 01. 10

Exportwert um 10% gesunken - Heimisches Rindfleisch gewinnt auf allen Linien
Berlin (aiz) - Die Wirtschaftskrise schlägt sich auch in den Exportzahlen für österreichische Agrarprodukte nieder, wie die Analyse der Agrarmarkt Austria Marketing zeigt. Zwar hat Österreich im Vorjahr bisher nie dagewesene Mengen an agrarischen Produkten exportiert, wertmäßig sei aber erstmals seit dem EU-Beitritt 1995 ein Rückgang von mehr als 10% bei fast allen Warengruppen zu verzeichnen, teilte Geschäftsführer Stephan Mikinovic am 14.01. bei einer Präsentation anlässlich der Grünen Woche in Berlin mit. Auch der schlechte Milchpreis habe sich auf diese Bilanz deutlich ausgewirkt. Dennoch seien "die Weichen für die Zukunft gut gestellt", gab sich Mikinovic optimistisch, denn "die Konsumenten in der ganzen Welt haben uns die Treue gehalten und schätzen Qualität aus Österreich mehr als je zuvor". Damit sei es gelungen, die Verbraucher auch für die Zeit nach der Krise "bei der Stange zu halten".

Vor allem Rindfleisch ist 2009 zum Paradeexportartikel geworden, mit einer Wertsteigerung um 6%, einem Plus von 7,2% in der Menge und der erstmalig deutlichen Überschreitung der 100.000-Tonnen-Grenze. Damit hat Österreich seinen weltweiten Rindfleischexport seit dem EU-Beitritt mehr als verdoppelt. Für den AMA-Geschäftsführer ist dies ein Beispiel dafür, wie es gelingen kann, "mit Kompetenz und hohem Know-how zu punkten". Deutschland hat im Vorjahr seine Bedeutung als wichtigster Agrarhandelspartner Österreichs weiter ausgebaut. Die USA konnten im Länderranking - hinter Deutschland und Italien - wieder auf Platz drei vorrücken. Unter den neuen EU-Staaten war Slowenien wieder bedeutendster Außenhandelspartner, wie eine Hochrechnung der Statistik Austria für 2009 ergab.

Erstmals seit EU-Beitritt Wertrückgang
Im Vorjahr exportierte Österreich weltweit Waren im Wert von Euro 7,13 Mrd. Das sind um 10,4% weniger als 2008, womit die heimischen Agrarausfuhren erstmals seit dem EU-Beitritt einen Wertrückgang verzeichneten. Die Exportmenge konnte hingegen um 7,5% auf rund 7,96 Mio. t gesteigert und damit der Höchststand aller Zeiten erreicht werden. Die Importe nach Österreich sind im selben Zeitraum mengenmäßig von rund 7,3 Mio. auf knapp 7 Mio. t gesunken. Auch ihr Wert ist um 7,6% zurückgegangen, von Euro 8,53 Mrd. auf Euro 7,89 Mrd.

USA kehren auf Platz drei zurück
Unter den neun wichtigsten Agrarhandelspartnern Österreichs sind zum Teil heftige Rückgänge im Wert ersichtlich. Lediglich die USA bilden mit einem Plus von 22% eine deutliche Ausnahme, was sie im Länderranking wieder vom fünften auf den dritten Platz zurückbringt. Grund dafür sind Veränderungen im Getränkesektor. Im Hinblick auf die Menge sticht besonders die Slowakei mit einer fast Verdreifachung hervor. Der Grund dafür: Die Slowaken haben die österreichischen Zuckerrüben für sich entdeckt. Wertmäßig schlägt sich dieser ernorme Mengenzuwachs aber kaum nieder.

Deutschland baut Bedeutung als wichtigster Partner weiter aus
Unsere deutschen Nachbarn haben 2009 wertmäßig weniger Lebensmittel (-7,8%) aus Österreich bezogen als im Jahr davor, die Menge ist jedoch auf mehr als 2,5 Mio. t (+5,6%) gestiegen. Das ist eine Vervierfachung seit 1995. "Damit hat Deutschland seine Position als wichtigster Agrarhandelspartner Österreichs im Verhältnis zu den anderen Ländern weiter ausgebaut, gingen doch 33,6% des gesamten heimischen Lebensmittelexports in unser Nachbarland, gefolgt von Italien mit 15,1%. Umgerechnet hat damit jeder deutsche Bürger 32 kg österreichische Lebensmittel gegessen", so Mikinovic. Die größten in die BRD ausgeführten Warengruppen sind wertmäßig Getränke (18%), Milch und Milchprodukte (16%), Backwaren (11%) sowie Fleisch und Fleischprodukte (8%).

Die Importe aus Deutschland nach Österreich haben 2009 kleinere Umfänge verbucht. Der Einfuhrwert sank um 5,5% von Euro 3,34 Mrd. auf Euro 3,16 Mrd., die Menge von 2,34 Mio. auf 2,21 Mio. t.

Sensationelle Rindfleischentwicklung, Obst holt wieder auf
Von den deutschen Konsumenten wird die hohe Qualität des österreichischen Rindfleisches über alle Maßen geschätzt, was mit ein Grund dafür ist, dass dieser Sektor im Vorjahr trotz der Krise eine sensationelle Entwicklung durchgemacht hat - mit einem Wert- und Mengenzuwachs von 21% beziehungsweise 28,6%. Damit hat sich der Rindfleischexport in dieses Land seit 2002 verzehnfacht. Aber auch Geflügel (+36%) hat sich sehr gut behauptet, ebenso wie Fleischzubereitungen mit einem Wertanstieg von 1,9% und einem deutlich erhöhten Kilopreis (von Euro 3,95 im Jahr 2008 auf Euro 4,28 im Jahr 2009).

Eine Erholung nach dem spürbaren Rückgang 2008 wurde auch im Obstsektor sichtbar. Dieser legte sowohl im Wert (+10%) als auch in der Menge (+25%) zu. Heimisches Gemüse hingegen war weniger gefragt (-17%).

Dramatisch gegenläufige Wert-Mengenentwicklung im Milchsektor
Einer überaus zufriedenstellenden Mengenentwicklung im Segment Milchprodukte - Zuwächse auf höchstem Niveau sind sowohl im gesamten Milchbereich (+10%) als auch bei Käse alleine (+2%) zu verzeichnen - stand 2009 aufgrund des bekannt schlechten Milchpreises eine nahezu dramatische Wertentwicklung gegenüber. Die Menge der exportierten Milch und Milchprodukte betrug 580.000 t, während der Wert um rund 10% eingebrochen ist. "Dies ist ein deutliches Zeichen, dass die Akzeptanz dieser österreichischen Palette bei den deutschen Konsumenten gestiegen ist. Bei der Käsetheke ist Österreich im deutschen Handel nach Holland, Frankreich und Dänemark Nummer 4, noch vor Italien", informierte Mikinovic. Somit habe Österreich mit seinem wichtigsten Agrarhandelspartner eine knapp ausgeglichene Handelsbilanz.

Positive Handelsbilanz: bei Menge +50%, Wert -7,5%
Noch etwas drastischer stellte sich die Mengen-Preisentwicklung im Export in die zwölf neuen EU-Länder dar. Zwar wurden 2009 um fast 50% mehr Agrarprodukte in diese Staaten exportiert, der Erlös dafür sank allerdings um 7,5%. Die Ausfuhren in die EU-12 betrugen Euro 1,3 Mrd., die Importe von dort rund Euro 1 Mrd. Bei sehr unterschiedlicher Entwicklung in den einzelnen Segmenten geht Gemüse als einer der Gewinner unter allen Produktgruppen hervor. Obwohl der Kilopreis etwas zurückgegangen ist, haben sich sowohl Wert (20,7%) als auch Menge (36,6%) sehr erfreulich entwickelt. Auch das Segment Fleisch hat sich gut behaupten können und ist mit +4% in der Menge und lediglich -0,6% im Wert recht stabil geblieben. Immerhin macht diese Produktgruppe Euro 258 Mio. aus. Käse, der gerade in diesen Ländern in den vergangenen Jahren hohe zweistellige Zuwachsraten erreicht hat, ist 2009 im Wert (-12%) und in der Menge (-9%) auf das Niveau von 2007 zurückgefallen. Außerdem verstärkt sich wieder der Warenfluss aus Polen und Tschechien nach Österreich mit Milchprodukten, vorzugsweise Functional Food.

Slowenien ist wichtigster Partner unter den neuen EU-Staaten
Slowenien hat 2009 Waren im Wert von rund Euro 290 Mio. aus Österreich bezogen, vorzugsweise Fleisch, Fleischzubereitungen und Milchprodukte. Zwar lag der Exportwert damit 5% unter dem von 2008, das Land wird damit aber wieder zum wichtigsten Agrarhandelspartner Österreichs im Osten. Ungarn rutscht mit einem Warenwert von Euro 285 Mio. auf den zweiten Platz, obwohl dorthin um 12% mehr Fleisch und 13% mehr zubereitetes Fleisch abgesetzt wurden. Bei Milch hingegen kam es zu einem Einbruch von 35%. Tschechien auf Rang 3 bezog um 51% mehr Obst, aber um 28% weniger österreichischen Käse, während davon um 19% mehr in die Slowakei geliefert wurde. Polen wiederum orderte im Segment Fleischzubereitung auf sehr niedrigem Niveau um 69% mehr als 2008, obwohl ansonsten die Warenflüsse eher eingefroren sind. Rumänien ist mit heimischem Fleisch im Wert von Euro 61 Mio. zum drittgrößten Abnehmer Österreichs aufgestiegen.

Erlössteigerung für die Produzenten dringend notwendig
"Die Mengensteigerung als Zeichen der Kundentreue ist für die österreichischen Bauern zwar erfreulich, doch das Preisniveau bewegt sich auf eine Ebene zu, die für die Produzenten dramatisch ist", merkte Franz Stefan Hautzinger, Verwaltungsratsvorsitzender der AMA und bäuerlicher Interessenvertreter des Burgenlandes, abschließend an. Irgendwann werde die "Schmerzgrenze" erreicht, wo es den Landwirten nicht mehr möglich sein werde, mit ihren Produkten Erlöse zu lukrieren.
     
zurück