Österreichs Einzelhandel erweist sich 2009 als Konjunkturstütze   

erstellt am
14 01. 10

Ausgehend von rund 50 Milliarden Euro steigt der Branchenumsatz um 1,2 Prozent – Branchenwachstum wird sich 2010 nicht wesentlich beschleunigen
Wien (bank austria) - Der heimische Einzelhandel konnte im Krisenjahr 2009 seinen Branchenumsatz vorläufig um 1,2 Prozent nominell steigern, womit die Branche eine Rolle als Konjunkturstütze übernommen hat. Das geht aus einer aktuellen Branchenanalyse der Bank Austria Volkswirtschaft hervor. Obwohl die Konsumnachfrage im Verlauf der Rezession deutlich gebremst wurde, sind nennenswerte Einbußen ausgeblieben. So wurden wegen des Wirtschaftsabschwunges nicht etwa weniger Nahrungsmittel eingekauft, sondern die Nachfrage verlagerte sich stärker in Richtung günstigerer Produkte wie z.B. Handelsmarken. Der Einzelhandel hat das Krisenjahr 2009 weitestgehend unbeschadet überstanden und damit auch die 50 Mrd. Euro Umsatzmarke erreicht. Überdurchschnittlich gute Ergebnisse verbuchten der Nahrungsmitteleinzelhandel, der Uhren- und Schmuckhandel, der Sportartikelhandel, die Apotheken und der Einzelhandel mit Medizinprodukten.

Im bevorstehenden Wirtschaftsaufschwung verliert die Branche ihre konjunkturstützende Funktion. Dazu fehlen stärkere Nachfrageimpulse. „Der Konsum bleibt auch heuer ein stabilisierender Faktor“, sagt Bank Austria Ökonom Günter Wolf, „Die Konsumenten werden ihr Kaufverhalten wieder ausbalancieren und einen Teil ihrer Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter, der 2009 in die Anschaffung von Autos geflossen ist, wieder in den Einzelhandel umlenken.“ Allerdings werden die zunehmende Verunsicherung am Arbeitsmarkt, schwache Lohnsteigerungen und die höhere Inflation dämpfend auf die Konsumausgaben wirken. Unter diesen Bedingungen kann mit keiner wesentlichen Beschleunigung des Einzelhandelswachstums gerechnet werden, das mit 1 bis 2 Prozent nominell deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Ergebnis bleiben wird.

„Die längerfristigen Aussichten des Einzelhandels, der traditionell zu den wachstumsschwächeren Sektoren der österreichischen Wirtschaft zählt, bleiben moderat“, so Branchenanalyst Günter Wolf. Beispielsweise ist die Wertschöpfung des Einzelhandels in den letzen zehn Jahren um durchschnittlich 3 Prozent nominell im Jahr gestiegen, im Vergleich zu 4,1 Prozent Wachstum im Durchschnitt aller Wirtschaftsbereiche. Die Ursachen dafür sind die demografische Entwicklung, variierende Konsumpräferenzen durch den steigenden Wohlstand und die geänderten Lebens- sowie Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus wurden und werden infolge des hohen Konkurrenz- und Preisdrucks in der Branche einzelhandelsrelevante Güter im Vergleich zu anderen Konsumkategorien billiger, ohne dass deren Verbrauch stärker steigt. So sind die Preise für Nahrungsmittel und Bekleidung in den letzten zehn Jahren um 0,8 Prozent bzw. um 1,3 Prozent im Jahr gestiegen, während die Preise für Dienstleistungen insgesamt um 2,1 Prozent zulegten.

Der Einzelhandel bleibt trotz des unterdurchschnittlichen Wachstums ein wichtiger Arbeitgeber, 2008 für mehr als 8 Prozent aller unselbständig Beschäftigten Österreichs bzw. für 272.000 Arbeitnehmer. Allerdings werden fast ausschließlich Teilzeitjobs geschaffen: Beispielsweise sind seit Mitte der 90er Jahre in der Branche 70.000 neue Stellen entstanden. In dem Zeitraum ist die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze um zirka 20.000 gesunken und die Zahl der Teilzeitarbeitsplätze um rund 90.000 gestiegen. Aktuell dürfte bereits knapp die Hälfte aller unselbständig Beschäftigten im Einzelhandel in Teilzeit arbeiten. Letztendlich ist die hohe Teilzeitquote eine Ursache dafür, dass die Einkommen in der Branche um mehr als ein Drittel unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegen; die niedrigen Tariflöhne sind eine andere Ursache. Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen pro unselbständig Beschäftigten lag 2007 im Einzelhandel bei 17.000 Euro, im Vergleich zu 27.000 Euro in der Gesamtwirtschaft.
     
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