Erzdiözese Wien: Katholikenzahl blieb 2009 stabil   

erstellt am
12 01. 10

Anstieg der Kirchenaustritte wurde durch Zustrom von Katholiken unter den Immigranten und höhere Geburtenfreudigkeit der Sonntagsmessbesucher ausgeglichen
Wien (pew) -
In der Erzdiözese Wien ist die Katholikenzahl im Jahr 2009 stabil geblieben, obwohl es mehr Kirchenaustritte gab. Zum 1. Jänner 2010 wurden in der Erzdiözese Wien 1,301.570 Katholiken registriert, um ein Prozent weniger als am 1. Jänner 2009. Dies geht aus den vorläufigen Zahlen hervor, die am 12.01. veröffentlicht wurden. Dass die Katholikenzahl trotz eines Anstiegs der Kirchenaustritte um rund 28 Prozent in der Erzdiözese Wien annähernd gleich geblieben ist, sei auch auf den Zustrom von Katholiken unter den Immigranten – und auf die höhere Geburtenfreudigkeit der Sonntagsmessbesucher – zurückzuführen, so der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger.

Jeder Kirchenaustritt sei für die Kirche als Gemeinschaft sehr schmerzlich, betonte Leitenberger: „Es ist, wie wenn sich jemand von der Familie trennt“. Umso erfreulicher sei es aber, wenn die meisten Menschen gerade auch in schwierigen Zeiten ihrer Kirche die Treue halten – und 2009 sei für die Kirche in Österreich ein schwieriges Jahr gewesen.

Bewährt habe sich der im Oktober 2007 eingeführte Modus, der eine dreimonatige kirchliche Bedenkfrist nach der Erklärung des Kirchenaustritts vor der staatlichen Behörde vorsieht. Nicht wenige Menschen hätten im Vorjahr ihren Schritt nochmals überdacht, von einem Kirchenaustritt schließlich abgesehen und ihre Entscheidung widerrufen.

2009 sei sehr deutlich geworden, dass es für den Kirchenaustritt zwar konkrete Anlässe gibt, die eigentlichen Ursachen aber sehr viel tiefer liegen, so Leitenberger. Wer nie oder fast nie mit dem kirchlichen Leben in Berührung kommt und sich so von der Glaubensgemeinschaft entfremde, trete eher aus, wenn die Kirche negativ in die Schlagzeilen kommt. Aus diesem Grund bemühe sich die Kirche in der Erzdiözese Wien in den letzten Jahren zunehmend, aktiv auf die Menschen zuzugehen, um mit ihnen ins Gespräch über „Gott und die Welt“ zu kommen.

Eine Rolle bei der Entwicklung der Austrittszahlen spiele, so Leitenberger weiter, auch die gravierende Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Kirche spüre so wie andere Institutionen, die einen Solidarbeitrag ihrer Mitglieder einheben, den Druck jener, die zunehmend jede finanzielle Ausgabe kritisch hinterfragen. Der Pressesprecher verwies in diesem Zusammenhang auf die Verdoppelung der steuerlichen Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags von 100 auf 200 Euro. Das sei für viele eine große Erleichterung. Auf diese Weise würdige der Staat auch die vielfältigen Leistungen der Kirche in den Bereichen Seelsorge, Soziales, Entwicklungshilfe, Bildung und Kultur. Diese Leistungen würden weitgehend durch den Kirchenbeitrag ermöglicht und kämen letztlich allen zu Gute.

In der Erzdiözese Wien wurden im Vorjahr 16.527 Kirchenaustritte registriert, um 3.593 mehr als 2008. Die Zunahme war im niederösterreichischen Anteil der Erzdiözese prozentuell stärker als in Wien-Stadt. In Wien-Stadt nahmen die Austritte um 24,72 Prozent zu, im Vikariat Unter dem Manhartsberg um 25,83 Prozent und im Vikariat Unter dem Wienerwald um 38,52 Prozent. Die starke Zunahme der Kirchenaustritte war auf die erste Jahreshälfte 2009 zurückzuführen. Seither hat sich die Kurve wieder stark abgeflacht, im Oktober 2009 gab es sogar um 11,30 Prozent weniger Austritte als im Vergleichsmonat des Jahres 2008.

Erfreulich sei, dass es im Vorjahr in der Erzdiözese Wien auch zu einer positiven Entwicklung bei der Zahl der Neu- und Wiedereintritte gekommen sei, so Leitenberger. Demnach sind (vorläufige Zahl) im Vorjahr in der Erzdiözese Wien 1.084 Personen in die katholische Kirche neu oder wieder eingetreten;

im Vergleich dazu belief sich die vorläufige Zahl für 2008 auf 1.028 Personen. Insgesamt wurden 2008 schließlich 1.439 Neu- und Wiedereintritte gezählt. Mit einer ähnlichen Steigerung kann auch für das Jahr 2009 gerechnet werden, wenn bis Mitte März alle Nachmeldungen aus den Pfarren der Erzdiözese Wien vorliegen.
     
Informationen: http://stephanscom.at    
     
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