Befragung: "Eltern wollen Ausbau ganztägiger Schulangebote"  

erstellt am
25 01. 10

Schmied: Klarer Auftrag an Politik
Bedarf von 350.000 hochwertigen ganztägigen Schulangeboten - Breiter Konsens über Finanzierung des Ausbaus
Wien (sk) - Die am 25.01. von Bildungsministerin Claudia Schmied präsentierten Ergebnisse der großen Eltern-Befragung zeigen: Es gibt einen Bedarf von 350.000 hochwertigen ganztägigen Schulangeboten. "Das ist ein deutliches Signal der Eltern und ein klarer Auftrag an die Politik. Die Eltern haben mit ihrem eindeutigen Voting klargemacht, dass das öffentliche Schulwesen in Richtung ganztägige Schulangebote energisch und engagiert weiter ausgebaut werden muss", so Schmied am 25.01. Erfreut ist Schmied darüber, dass in der Bundesregierung breiter Konsens über die Notwendigkeit der Finanzierung dieses Ausbaus besteht. Als nächsten Schritt werde sie nun die Bundesländer, den Städte- und Gemeindebund, aber auch die Schulpartner und den Unterrichtsausschuss des Nationalrats über die Ergebnisse informieren. Bis zum Sommer hoffe sie in Detailgespräche mit den Ländern bezüglich Zeitplan und Kosten des Ausbaus zu kommen, so Schmied. Sie erwarte sich hier auch Vorschläge seitens der Bundesländer.

Bundes- und Vizekanzler seien bereits über die Resultate der größten jemals durchgeführten Eltern-Befragung zum Thema ganztägige Schulangebote informiert, betonte die Bildungsministerin, die klarstellte, dass es wichtig ist, den Ausbau der ganztägigen Schulangebote als "großes gemeinsames Projekt in Umsetzung zu bringen". Sie hoffe daher sehr, dass diesmal das "parteipolitische Hick-Hack der Vergangenheit angehört", so Schmied. Bezüglich der Finanzierung werde sie Finanzminister Pröll beim Wort nehmen, unterstrich Schmied bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Gerald Netzl (Vorsitzender Dachverband der Pflichtschulelternvereine), Margit Johannik (Bundesverband der Elternvereinigungen) und IFES-Geschäftsführer Hermann Wasserbacher.

An der Eltern-Befragung haben insgesamt über 143.000 Eltern teilgenommen, die Teilnehmer-Quote ist hoch und liegt bei rund 20 Prozent der eingeladenen Eltern. Die Studie belegt, dass der Bedarf an ganztägigen Schulangeboten eine Verdreifachung der bestehenden Plätze und auch eine qualitative Aufwertung des Angebots notwendig macht.

Die IFES-Studie zum Thema ganztägige Schulangebote steht unter http://www.bmukk.gv.at zur Verfügung.


Verdreifachung und Aufwertung der bisherigen Angebote notwendig
143.716 Eltern haben an der größten jemals durchgeführten Eltern-Befragung zum Thema ganztägige Schulangebote teilgenommen. Die Teilnehmer-Quote liegt bei rund 20 Prozent der eingeladenen Eltern. Diese eindrucksvoll hohen Teilnehmerzahlen unterstreichen das hohe Interesse an dem Thema und die hohe Bedeutung der Befragung. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:

  • 17 Prozent der befragten Eltern nehmen bereits heute ein ganztägiges Schulangebot (inklusive Hort) für ihr Kind in Anspruch. Das sind rund 120.000 Plätze. Diese Angaben entsprechen dem heute bestehenden Angebot von Tagesbetreuung an Schulen und Hortplätzen. -) Bei einem qualitativ hochwertigen Angebot läge der Bedarf der Eltern laut IFES-Berechnungen allerdings bei rund 350.000 Plätzen. -) Dieses qualitativ hochwertige Angebot sollte nach Meinung der Eltern ein ausgewogenes Mittagessen, Lernhilfe und Förderangebote, das gemeinsame Machen von Hausaufgaben, Kreativ-Kurse sowie Sport- und Freizeitangebote umfassen.
  • Der Bedarf an ganztägigen Schulangeboten macht somit eine Verdreifachung der bestehenden Plätze sowie eine qualitative Aufwertung des Angebots notwendig.
  • Im Rahmen dieses qualitativ hochwertigen Angebots wären die Eltern bereit, einen Kostenbeitrag für das Mittagessen zu bezahlen. "Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Wir müssen den Weg des Ausbaus qualitativ hochwertiger ganztägiger Schulangebote konsequent fortsetzen. Die Eltern haben mit dieser Befragung ein klares Signal an die Politik gesendet. Es wird erwartet, dass das öffentliche Schulwesen in Richtung ganztägige Schulformen und Schulangebote ausgebaut wird. Ich freue mich, dass in der Bundesregierung breiter Konsens über die Notwendigkeit der Finanzierung dieses Ausbaus besteht und habe Bundeskanzler und Finanzminister bereits über die Ergebnisse der Studie informiert. Ich werde in einem nächsten Schritt die Bundesländer, den Städtebund, den Gemeindebund, die Schulpartner sowie den Unterrichtssausschuss des Nationalrates über die Ergebnisse informieren. Weiters werde ich mit den Landeshauptleuten und den Landesschulräten Kontakt aufnehmen, um Vorschläge zur Durchführung des Ausbaus im jeweiligen Bundesland gemeinsam zu erarbeiten" so Bildungsministerin Claudia Schmied.

"Gemeinsam mit Ulf Scheriau werde ich die Vorsitzenden aller Parlamentsparteien um konstruktive Gespräche zu diesem Thema bitten, denn die Schaffung von Betreuungsplätzen ist keine parteipolitische Frage, sondern eine Zukunftsfrage für unser Land, die alle angeht.", so Pflichtschulelternvereine-Vorsitzender Gerald Netzl.


 

Haubner: SPÖ-nahes IFES-Institut erstellte Elternbefragung
"Zumindest die Konzeption und die Auswertung der Fragebögen wäre eine Aufgabe für das BIFIE gewesen"
Wien (bzö) -
Heftige Kritik an dem von Unterrichtsministerin Schmied präsentierten Ergebnis einer Elternbefragung zu ganztägigen Schulangeboten übte BZÖ-Bildungssprecherin Abg. Ursula Haubner. "Die Unterrichtsministerin hat das SPÖ-nahe IFES-Institut mit der Befragung beauftragt und nicht das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE)", sagte Haubner.

Das zur Unterstützung für die Bildungsministerin gegründete BIFIE werde aus Budgetmitteln mit jährlich 13 Mio. Euro finanziert. "Zumindest die Konzeption und die Auswertung der Fragebögen wäre eine Aufgabe für das BIFIE gewesen", meinte Haubner.

"Den Auftrag an ein SPÖ-nahes Sozialforschungsinstitut war sehr unseriös. Darüber hinaus stellt sich die Frage, was diese "größte Elternbefragung der Zweiten Republik" gekostet hat, denn ab einer bestimmten Summe wäre eine EU-weite Ausschreibung notwendig. Antworten auf diese und noch andere Fragen erwarten wir uns aus der von uns eingebrachten schriftlichen Anfrage. Wir werden uns diese Anfragebeantwortung durch die Ministerin ganz genau ansehen", kündigte Haubner an.

 

 Walser: Qualität statt Scheinlösungen bei Ganztagsschulen notwendig
Grüne fordern qualifizierte FreizeitpädagogInnen und Investitionen in Infrastruktur
Wien (grüne) - "Der Bedarf an ganztägigen Schulen ist wie erwartet enorm", zeigt sich Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen, durch das Ergebnis der von Unterrichtsministerin Schmied durchgeführten Elternbefragung in seiner Forderung nach einer bedarfsgerechten Einführung der ganztägigen Schulen bestätigt. "Die Qualität der Ganztagsschulen muss allerdings stimmen, Scheinlösungen sind zu wenig. Man muss dem Rhythmus der Kinder folgen. Verschränkter Unterricht mit Erholungsphasen am Vor- und Nachmittag, eine gesunde Mahlzeit zu Mittag sowie Sport und Freizeit entsprechen den Bedürfnissen der Kinder", erläutert Walser.

Den von Unterrichtsministerin Schmied vorgeschlagenen Einsatz von LehrerInnen für die Betreuungszeiten sieht der Bildungssprecher der Grünen hingegen kritisch: "Auch Betreuungszeiten müssen vorbereitet werden und FreizeitpädagogInnen sind dafür entsprechend qualifiziert. Außerdem steuert Österreich auf einen LehrerInnenmangel zu", erinnert Walser an die Pensionierungswelle ab 2015.

Neben der Finanzierung des Personals müssen vor allem Investitionen in die Infrastruktur der Schulen erfolgen. Ohne Freiflächen, die den Kindern den täglichen Aufenthalt an der frischen Luft ermöglichen, ohne Rückzugsbereiche und offen gestaltete Gruppenräume kann die ganztägige Schule nicht funktionieren. "Die Schule ist der Lebensraum der Kinder, er muss daher auch lebenswert gestaltet sein", schließt Walser.

 

Tumpel: Ganztägiges Schulangebot ausbauen
Enorme Nachfrage nach Ganztagsschulen
Wien (ak) - "Die Ergebnisse der Elternbefragung zu ganztägigen Schulangeboten zeigen neuerlich den großen Bedarf an Ganztagsschulen", sagt AK Präsident Herbert Tumpel. Die präsentierten Ergebnisse zeigen, dass 230.000 zusätzliche Plätze an Schulen mit ganztägigem Angebot fehlen. Eine AK Studie hat vor einiger Zeit festgestellt, dass nur drei von zehn Kindern von Vollzeit-Berufstätigen durchgängig einen Platz in Schule oder Hort haben. "Das ist sowohl für Eltern als auch Kinder ein großes Problem und erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie enorm", betont Tumpel. Die lückenhafte Nachmittagsbetreuung in Österreich führt dazu, dass jedes zehnte schulpflichtige Kind am Nachmittag komplett unbetreut ist, "Kein Kind soll auf er Strecke bleiben, weil es keine Betreuung gibt. Es ist daher höchst an der Zeit das Angebot an Ganztagsschulen auszubauen und die Qualität bei den Förder- und Freizeitangeboten in den bestehenden Einrichtungen zu verbessern."  
 

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