AKTE - Fritz Martinz   

erstellt am
20 01. 10

Ausstellung in der Galerie Palais Pálffy von 12. 2. - 26. 3. 2010
Wien (palais pálffy) - Diese Ausstellung ist dem Maler und Grafiker Fritz Martinz gewidmet und soll einen Beitrag zur posthumen Anerkennung leisten, die sein großes malerisches und graphisches Oeuvre verlangt. Der Schwerpunkt dieser Ausstellung liegt auf der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper.

"Wenn ich schon einen Körper für diesen Planeten "mitbekommen habe" und diesen meine Lebenszeit mitschleppen muss, so liegt es nahe, dass ich mich auch mit diesem Körper auseinander zusetzen habe. Das heißt, ich muss die jeweiligen Metamorphosen reflektieren. Ich habe mich für eine formale abbildende Auseinandersetzung entschieden. Die Beobachtung dauert mein Leben lang, um mich kontinuierlich mit dem Thema "menschlicher Körper" zu beschäftigen. Die Spuren dieser "Körper" - Auseinandersetzungen sind in meinen Bildern und Zeichnungen gesetzt worden. In diesen "liegt" mein Körper und der meiner Partnerinnen formal eingebunden. (Zitat: Fritz Martinz, 1993).

Fritz Martinz (1924, Bruck an der Mur - 2002, Wien) Martinz besuchte ab 1939 die Kunstgewerbeschule Graz bei Rudolf Szyszkowitz. Von 1943 bis 1945 leistete er Kriegsdienst und ab 1945 studierte er wieder an der Kunstgewerbeschule Graz, ab 1947 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Albert Paris Gütersloh. Im Jahr 1949 wurde er Mitglied der Wiener Secession. 1950 erhielt er das Diplom der Akademie und den Staatspreis innerhalb der Akademie Wien. Ab 1969 lehrte Martinz an der Wiener Kunstschule. Martinz war Mitglied der Wiener Secession, an deren Ausstellungen er regelmäßig teilnahm.
Martinz gehörte mit dem Bildhauer und Grafiker Alfred Hrdlicka, dem Maler Georg Eisler und dem Bildhauer Rudolf Schweiger zu der Nachkriegsgeneration österreichischer Künstler, die ein kritischer Realismus und eine ungeschönte Darstellung der Verhältnisse verband. Anfangs noch dem panoptischen Welttheater Max Beckmanns verbunden, fand er rasch eine eigene malerische Ausdrucksweise, in dem in seinen Gemälden, Radierungen und Lithografien, vor allem voluminöse und, für die damaligen Wiener Verhältnisse, anstößige Frauenakte darstellte.

Ausstellungen (Auswahl)
1946 Zyklus "Tiere im Krieg". Neue Galerie Wien, Palais Attems, Graz
1960 Martinz - Hrdlicka. Wien, Zedlitzhalle, Wien
1962 Martinz - Hrdlicka. Künstlerhaus, Französischer Saal, Wien
1962 Österreichische Malerei. Salon des Comparaisons, Paris
1966 Ausstellung in der Galerie Michael Werner, Berlin (mit Georg Baselitz)
1969 Österreichische Aktzeichnungen von Klimt bis heute, Secession, Wien
1986 Kunst und Arbeit, Gemeinsame Ausstellung der DDR und Österreichs. Neue Berliner Galerie im alten Museum: Berlin, DDR und in Wien
1992 Vienna Expressionist Tendencies since 1945, Salford Museum and Artgallery, Manchester
1994 Österreichischer Malerei und Plastik der 1950er Jahre, Galerie, Belvedere, Wien
Nachruf von Dr. Brigitte Borchhardt-Birbaumer:

Er zählt mit Hans Escher, Georg Eisler und Alfred Hrdlicka zu den "realistischen" Künstlern der Nachkriegszeit, die zu Unrecht mit dem "sozialistischen Realismus" des kommunistischen Ostens in Verbindung gebracht wurden. Schon mehr basiert ihre humanistische Einstellung wie bei Martinz auf Kriegserlebnissen, die er versuchte in den fünfziger Jahren mit seinem "Schlachthauszyklus" zu überwinden, und auf einem Bekenntnis zur philosophischen Strömung des Existentialismus. Als "intellektueller Typus" (Maria Buchsbaum) war die Leidenschaftlichkeit in seinen Werken auf das Wissen des Menschen um seine Endlichkeit gestützt.

Der Schüler von Gütersloh an der "Bildenden", der zuvor - unterbrochen durch den Kriegsdienst - an der Grazer Kunstschule bei Szyskowitz studiert hatte, lebte in Wien, seiner Überzeugung nach, meist einsam und ohne Telefon, beständig an Zyklen arbeitend, die griechische Mythologie wie die Nibelungen und auch Alltagsthemen behandeln. 1960 stellte er in der Zedlitz-Halle mit Hrdlicka erstmals aus; die Schau war ein erster Skandal in der von Abstraktion und Phantasten bestimmten Szene. Angesprochene Tabus, sein Kampf gegen die Konsumgesellschaft und die aus der Kunstgeschichte adaptierten Themen passten nicht in den Zeitgeschmack.

1965 stellte Martinz in Berlin (Galerie Werner) mit Baselitz aus und konnte so als Älterer auch seinen Einfluss auf die "Neuen Wilden" zuerst in Deutschland, später auch auf die Vertreter der neuen Malerei in Österreich geltend machen. 1976 schuf er mit zwei monumentalen Pferdegemälden für eine Eingangshalle der Wohntürme von Alt-Erlaa eine Paraphrase auf Leonardos verlorene Anghiarischlacht. 1973 hatte er eine Personale in der Secession; im letzten Jahrzehnt stellte er in den Galerien Bernhard und Georg Peithner-Lichtenfels aus.

Als Lehrender an der Wiener Kunstschule hat Fritz Martinz vor allem im Abendakt eine große Anzahl an ihn verehrenden Schülerinnen und Schülern ausgebildet, was seine Außenseiterposition ein wenig zu mildern vermochte. Wie auch Escher ist er neben den bekannteren Realisten Eisler und Hrdlicka, auch dem Vorgänger Hans Fronius, viel zu sehr an den Rand gedrängt worden. Das lag auch an den bereits angesprochenen Charakterzügen, seiner Seriosität und leider auch an einer ihn missverstehenden Presse; Ausnahmen bildeten zu Beginn nur Schmeller und Sterk.

"Der Mensch ist nicht das, was er ist, sofern die Möglichkeit des Todes von außen an ihn herantritt, er ist vielmehr das Wesen, das kraft dieser Möglichkeit existiert" schrieb der Philosoph Abbagnano 1957 - möge es nun für das daraus entstandene, so vitale Werk des "beißenden Hechts" (Selbstbezeichnung von Martinz) gelten. (aus: "Wucht figurativer Malerei" - Zum Tod des "Realisten" Fritz Martinz von Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Wiener Zeitung 19.11.2002)
     
Informationen: http://www.galerie-palffy.at    
     
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