Karl: Bologna kann nur so gut sein wie seine Umsetzung   

erstellt am
15  02. 10

Wissenschafts- und Forschungsministerin bei EU-Bildungsrat - Treffen mit Amtskollegen und den Kommissarinnen Vassiliou und Geoghegan-Quinn
Wien (bmwft) - Wissenschafts- und Forschungsministerin Beatrix Karl nimmt erstmals am EU-Rat für Bildung, Jugend und Kultur in Brüssel teil. Weiters wird sie mit Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, sowie Maire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, zusammentreffen. Auch Gespräche mit Amtskollegen stehen am Programm. Aus der Sicht der Ministerin ziehen sich drei zentrale Themen durch die Gespräche: Der Bologna-Prozess - gerade auch im Hinblick auf die bevorstehende Bologna-Konferenz in Wien, der europäische Hochschulzugang sowie das 7. und 8. EU-Forschungsrahmenprogramm.

"Ich stehe zum Bologna-Prozess und begrüße den Grundgedanken, einen europäischen Hochschulraum zu schaffen", verwies Karl bei einem Frühstück mit Journalisten auf Vorteile wie etwa die internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse und die verstärkte Mobilität. "Allerdings sage ich ebenso klar: Bologna kann nur so gut sein wie seine Umsetzung. Da haben wir auch in Österreich noch Defizite. Diese Defizite sind ein klarer Auftrag zur Weiterentwicklung", so die Ministerin.

"Wie ich seit Amtsantritt bereits mehrfach betont habe, ist mein Weg der Weg des Dialogs", so Beatrix Karl weiter. Sie erinnerte an die Demonstrationen bei der vorjährigen Bologna-Konferenz in Leuven. "Hier möchten wir einen anderen Weg gehen", berichtete die Ministerin über den "public space" am Tagungsort in Wien. "Wir laden die Studierenden ein, wir binden sie aktiv ein." Vor der Konferenz werde sie ebenfalls auf die Studierenden zugehen und mit ihnen diskutieren, etwa kommenden Freitag bei einer Diskussion in Wien, die von der European Students Union ausgeht. Weiters wird Karl am 4. März mit den Studierenden an der Akademie der Bildenden Künste diskutieren, am 8. März wird sie die parallel zur Bologna-Konferenz stattfindende Konferenz der European Students Union eröffnen.

Bei ihrem heutigen Gespräch mit Bildungskommissarin Vassiliou liege ein Thema klar auf der Hand: Der europäische Hochschulzugang. "Wir müssen in Österreich den medizinischen Nachwuchs und die medizinische Versorgung sicherstellen", bekräftigte Karl. Österreich habe ein Interesse, das Moratorium, das 2007 für fünf Jahre beschlossen wurde, zu verlängern. Denn es brauche auch entsprechende Daten, verwies Karl darauf, dass die Mindeststudiendauer und die durchschnittliche Studiendauer bei mehr als fünf Jahren liegen. Karl unterstrich weiters die zuletzt erfreulichen Signale ihrer deutschen Amtskollegin Schavan, die sie auch im Rahmen der Bologna-Konferenz zu einem Gespräch treffen wird.

Abseits der Medizinerquote möchte Karl generell über den europäischen Hochschulzugang diskutieren. Denn mehrere europäische Länder seien mit dieser Thematik befasst, etwa die skandinavischen Staaten, Belgien und Zypern.

Auch die Schweiz ist mit dem Zustrom deutscher Studierender konfrontiert. Bei ihrem Treffen mit dem Schweizer Bundesrat Burkhalter und Staatssekretär Dell'Ambrogio wird Karl daher dieses Thema ebenfalls ansprechen. Weiters wird sie auf das 7. und 8. Forschungsrahmenprogramm eingehen. Die Schweiz ist zum 7. Rahmenprogramm assoziiert und arbeitet mit Österreich in 244 Projekten zusammen. In diesen Projekten sind insgesamt 675 Partner aus der Schweiz und aus Österreich engagiert. "Es liegt im gemeinsamen Interesse, dass die Schweiz möglichst gut in den Europäischen Forschungsraum integriert wird. Wir können auf die Erfolgsgeschichte der schweizerisch-österreichischen Kooperation in der Forschung stolz sein", so die Ministerin.

"Österreich zählt im Bereich Forschung zu den führenden Ländern Europas, wir liegen beispielsweise bei der Forschungsquote an dritter Stelle", betonte die Ministerin weiters. Bei ihrem Treffen mit Forschungskommissarin Geoghegan-Quinn werde sie ihr Anliegen, die Grundlagenforschung weiter zu stärken, unterstreichen. "Hier bin ich im Gegensatz zu manch anderen nicht der Meinung, dass man die Förderung der Grundlagenforschung einzig und allein auf Brüssel abschieben kann. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Grundlagenforschung in Österreich stärken müssen, sie ist Basis für Innovation und Arbeitsplätze", so Karl.

Weiters betonte sie den hohen Stellenwert des Wissensdreiecks Bildung, Forschung und Innovation. "Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind die Zukunftsquellen", sagte Karl. Auch die Evaluierung des 7. EU-Rahmenprogramms sowie die Vorbereitung des 8. Rahmenprogramms möchte Karl ansprechen. "Österreich hat Ende November des Vorjahres den nationalen Diskussionsprozess über das 8. Rahmenprogramm gestartet, Ende 2010 soll ein österreichisches Reflexionspapier an die Europäische Kommission übermittelt werden", berichtete Karl.
     
Informationen: http://www.bmwf.gv.at    
     
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