Kriminalstatistik Neu   

erstellt am
12  02. 10

Mehr Transparenz, mehr Aussagekraft, neuer Veröffentlichungsmodus
Wien (bmi) - "Die Kriminalstatistik ALT war in weiten Bereichen nicht mehr zeitgemäß. Die Eingabe der Daten nahm viel Zeit in Anspruch, die Qualität der Daten entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen, es gab enorme Doppelgleisigkeiten", sagte der Direktor des Bundeskriminalamts, General Franz Lang, bei der Pressekonferenz in Wien.

Aus diesem Grund wurde im Vorjahr eine Reform der seit 2001 bestehenden Kriminalstatistik unter Einbeziehung der Wissenschaft beschlossen. Beauftragt damit wurden das Institut für höhere Studien (IHS) unter der Leitung von Professor Dr. Bernhard Felderer und Univ.-Prof. Dr. Christian Grafl vom Institut für Strafrecht und Kriminologie an der Universität Wien. Am 12. Februar 2010 präsentierten sie gemeinsam mit General Lang ihre bisherigen Ergebnisse.

Aufgabe des IHS und der Universität Wien war es, die Kriminalstatistik ALT nach wissenschaftlichen Kriterien zu analysieren und entsprechende Lösungsmodelle zu erarbeiten. Seit 1. Jänner 2010 wird die Kriminalstatistik auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen Ergebnisse geführt. Als Grundlage dienen die Studie des IHS zur "Bewertung der Vorteile einer PAD-Integration gegenüber der bestehenden Kriminalstatistik" und die Projektergebnisse "Kriminologische Sachverhalte" der Universität Wien.

"Die neue Form der Erfassung führt zu einer Verbesserung der Datengenerierung und einer bundesweit vereinheitlichten Abbildung des polizeilich dokumentierten Kriminalitätsgeschehens", sagte Direktor Prof. Dr. Bernhard Felderer. Als weitere Vorteile nannte er die Reduzierung bei der Fehleranfälligkeit, eine größere Transparenz bei der Datenerfassung und eine Verringerung der Zeitverzögerung. "Wenn der Akt einmal angelegt und bearbeitet ist, wird er nicht mehr bloß gespeichert, sondern auch gleich an die Staatsanwaltschaft übermittelt – Datenfreigabe und Versand erfolgen in einem einzigen Schritt und nicht mehr zeitversetzt", sagte Felderer.

Bessere Abbildung des Kriminalitätsgeschehens – quartalsmäßige Veröffentlichung
In der "Kriminalstatistik ALT" erfolgte die Eingabe ins allgemeine polizeiliche Protokollierungssystem (PAD), die Berichtslegung an die Staatsanwaltschaft und die Erstellung für die Kriminalstatistik in drei von einander getrennten Schritten. Der Eintrag in die Statistik führte immer wieder zu Verzögerungen, was wiederum zu einer verzögerten Abbildung des polizeilich erfassten Kriminalitätsgeschehens führte. "Allein im Jahr 2009 konnten wir rund 46.000 Fälle feststellen, die nicht in unmittelbarer Nähe zum Tatzeitpunkt, sondern erst in einem späteren Zeitpunkt in der Kriminalstatistik aufscheinen. Das hatte eine verzögerte Reaktionsmöglichkeit auf aktuelle kriminalitätsrelevante Entwicklungen zur Folge", sagte Lang. Kritisch beurteilte Felderer daher auch den Veröffentlichungsintervall der Kriminalstatistik ALT: "Eine monatliche Veröffentlichung führt zu einer starken Verzerrung der Realität. Wir haben daher vorgeschlagen, einen anderen Modus zu wählen", sagte Felderer. "Wir werden aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse künftig die Zahlen quartalsmäßig veröffentlichen", ergänzte Lang.

Besserer Einsatz vorhandener Personalressourcen
Durch die "Kriminalstatistik NEU" ist eine Reduktion der zur Erstellung eines Eintrages in die Kriminalstatistik erforderlichen Zeit um bis zu 50 Prozent möglich. Das geht aus der Studie des IHS hervor: "Unter Annahme eines Aufwandes von fünf bis zehn Minuten pro Fall wurde für das Jahr 2009 ein durchschnittlicher Personalaufwand von rund 43 Exekutivbeamten ermittelt", sagte Felderer. Durch die Kriminalstatistik NEU lässt sich eine Reduktion des Personalaufwandes um die Hälfte erwarten. Demnach wären österreichweit für die Erstellung der Statistik ganzjährig im Schnitt nur noch rund 22 Personen gebunden. Das entspräche im Jahr 2009 Durchschnittspersonalkosten von 1,17 Millionen Euro, so die IHS-Studie.

Neu überarbeitet wurde auf Empfehlung der Universität Wien auch der Schlagwortkatalog. "Wir haben ein Modell ausgearbeitet, das erstmals eine trennscharfe Kategorisierung der Eigenschaften von Täter, Opfer, Tatort und Tatzeit, Rechtsgut, Motiv, Modus Operandi und Tatmittel vorsieht und dadurch der Polizei die Erfassung erleichtert und die Aussagekraft der Kriminalstatistik verbessert", sagte Univ.-Prof. Dr. Christian Grafl, Leiter des Instituts für Strafrecht und Kriminologie an der Universität Wien.

"Die bisherigen Erfahrungen stimmen uns sehr optimistisch, dass wir im Interesse der Bürger ein wissenschaftlich fundiertes Instrument zur Kriminalitätsbekämpfung geschaffen haben", sagte Lang.
     
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