Museum Judenplatz zeigt "Walls of Sound" von Oz Almog   

erstellt am
10  02. 10

Bedeutung jüdischer Musiker durch den Lauf der Zeiten steht bis 30. Mai im Mittelpunkt
Wien (jmw) - Das Thema Musik und Musikerporträts hat im Jüdischen Museum bereits Tradition. Mit der am 09.02. präsentierten Kunstinstallation "Walls of Sound" im Museum auf dem Judenplatz setzt sich diese Tradition hochkonzentriert fort: Oz Almogs Installation durch drei Räume des Museums - zwei ebenerdig, die dritte im Untergeschoß - thematisiert jüdisches Wirken in Musik, Schauspiel und Film. Die Wände sind vollgefüllt mit hunderten, lexikalisch nüchternen Musiker-Eintragungen, vom Plafond hängen 120 Reproduktionen von Porträts, "Raindrops of Music", wie sie Almog beim Mediengespräch bezeichnete. Neben den Musiker-Eintragungen und Porträts erinnern zusätzliche Textcollagen an die mythische Bedeutung der Musik in der Verbindung zwischen Gott und den Menschen. Materialisiert zeigt sich dies in der Büste der Polyhymnia, der Muse des Tanzes, des Liedgesangs, der Pantomime und der Geometrie.

Der Weg durch die dicht gesetzten Einträge ist zugleich auch ein Weg durch die Geschichte der Musik, von Hardrock bis Klassik, von Jazz bis zu "Over the rainbow" von Harold Arlen. Gene Simmons von der Rockgruppe "Kiss" ist da ebenso zu sehen, wie Arnold Schönberg, Barbra Streisand schenkt dem Besucher ein Lächeln, wie Hermann Leopoldi an das scharf gewürzte Wiener Couplet der Zwischenkriegszeit erinnert. "Walls of Sound" funktioniert nach mehreren Prinzipien: "Wer hätte das gedacht!" ist eines davon, wenn der Besucher auf Namen stößt, die er nicht unbedingt mit jüdischer Musikkultur in Verbindung gebracht hätte, etwa Bob Dylan oder eben der grell schwarz-weiß geschminkte Gene Simmons von "Kiss". "Sex Pistols"-Verbindungen finden sich hier ebenso wie unbekannte Infos zu "The Clash", Lorin Marcel kommt ebenso vor, wie an Otto Klemperer oder Bette Midler erinnert wird. Musikalische Hörgenüsse gibt es leider nicht, "da gibt es bislang Probleme mit dem Copyright" (Almog), nichtsdestoweniger ist "Walls of Sound" auch so eine beeindruckendes, wie kurzweilig-unprätentiöses Potpourri jüdischen Kunstschaffens bis in die Gegenwart. "Würde ich jetzt alle Geschichten zu den Namen erzählen, ich würde bis 2015 hier stehen", so ein gut gelaunter Oz Almog bei der Presseführung.

Oz Almog, 1956 in Israel geboren, ist nicht zum ersten Mal künstlerischer Gast im Jüdischen Museum. 2000/2001 zeigte er etwa in der Hermesvilla Wiener en face-Porträts von Karrieren mit 350 Gemälden von Wiener Persönlichkeiten, 2002 gestaltete er die Ausstellung "Dem Morgenrot entgegen - Jüdische Helden der Sowjetunion", vor sieben Jahren setzte er sich mit der Schau "Kosher Nostra. Jüdische Gangster in Amerika 1890-1980" mit einem düsteren Kapitel der amerikanisch-jüdischen Geschichte auseinander. Viele seiner Installationen konnten bislang erfolgreich auch in anderen europäischen Städten gezeigt werden.

Neben "Walls of Sound" laufen im Jüdischen Museum Wien (1., Dorotheergasse 11) noch die beiden Ausstellungen "Hast Du meine Alpen gesehen?" ( bis 14.3.) und eine Werkschau über "Fritz Schwarz-Waldegg" (bis 25.4.).

Museum auf dem Judenplatz (1., Judenplatz 8): "Walls of Sound" von Oz Almog, Laufzeit: bis 30. Mai 2010, Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 10.00 bis 18.00 Uhr, Freitag: 10.00 bis 14.00 Uhr, Eintritt: 4 Euro, ermäßigt: 2, 50 Euro. Schulklassen haben freien Eintritt. Führungen und pädagogische Programme: Telefon: 535 04 31 bzw. kids.school@jmw.at, zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
     
Informationen: http://www.jmw.at    
     
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