BM für Infrastruktur Verkehr Doris Bures in der ORF-"Pressestunde"  

erstellt am
08  03. 10

Bures gibt Vorgaben an Unternehmen ÖBB
Pünktlichere Bahn und mehr Güterverkehr auf der Schiene – Menschen müssen länger in Beschäftigung gehalten werden
Wien (sk) - "Wir stehen vor großen Herausforderungen im Unternehmen Bahn", sagte Infrastrukturministerin Doris Bures am 07.03. in der ORF-"Pressestunde". "Wir wollen mehr in die Infrastruktur investieren, die ÖBB noch kundenfreundlicher gestalten und den Güterverkehr noch stärker von der Straße auf die Schiene verlagern." Derzeit würden 30 Prozent des Güterverkehrs auf der Schiene transportiert werden. Dies sei ein respektables Ergebnis im europäischen Vergleich, da der EU-weite Durchschnitt bei nur 15 Prozent liege, so Bures, die jedoch eine Erhöhung auf 40 Prozent in den nächsten Jahren anstrebt. "Die Bahn ist alternativlos, modern und ökonomisch", bekräftige die Infrastrukturministerin, denn die Bahn trage nicht zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und zur Erreichung der Klimaziele bei, sondern stärke auch den Wirtschaftsstandort Österreich.

Bures betonte in der Pressestunde, dass sie mit den Altlasten der schwarz-blauen Regierung bereits aufgeräumt hat: "Durch Spekulationsgeschäfte, zu hohe Managergehälter und häufigen Führungswechsel ist in der Vergangenheit sehr viel schief gelaufen. Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Mit öffentlichen Mitteln darf nie wieder so fahrlässig umgegangen werden wie in vergangen Zeiten." Aus diesem Grund werden die geänderten und neuen Strukturen im Unternehmen hin zu mehr Kontrolle und mehr Transparenz um Doppelgleisigkeiten zu verhindern, gerade umgesetzt.

Pensionsantrittsalter schrittweise erhöhen
Die Infrastrukturministerin erklärte, dass sie sich schon immer dafür eingesetzt habe, Menschen länger in Beschäftigung zu halten. Natürlich auch bei den österreichischen Bundesbahnen, so Bures, die in Zukunft jedes Jahr das Pensionsantrittsalter um mindestens ein Jahr erhöhen wird. Um Verbesserungen im Beschäftigungsbereich der ÖBB zu erzielen setzt Bures auf einen flexibler gestalteten internen Arbeitsmarkt sowie mehr Qualifizierungs- und Umschulungsmaßnahmen. Von Zwangspensionierungen wie dazumal von ÖVP-Staatssekretär Helmut Kucacka betrieben, um die ÖBB von Gehaltskosten zu entlasten, hält Bures rein gar nichts, denn die Leidtragenden seien die Menschen. Vielmehr müsse man die Menschen dort einsetzen, wo sie gebraucht werden, so Bures.

ÖBB größter Lehrlingsausbilder
Ein weiteres Anliegen der Infrastrukturministerin ist, verstärkt auf die Jugendlichen einzugehen. "Die ÖBB ist der größte Lehrlingsausbilder in Österreich. Auch in diesem Jahr können 500 junge Menschen eine Lehre bei den ÖBB in zukunftsträchtigen Bereichen wie Elektro- und Nachrichtentechnik und Mechanik beginnen", erklärte Bures und stellte klar: "Das Unternehmen trägt die Verantwortung auf die Jugendlichen in Österreich einzugehen, aber auch die Menschen in Beschäftigung zu halten."

Managergehälter leistungsorientiert gestalten
Was die Bezüge von Managern betrifft, erklärte Bures: "Es kann nicht sein, dass Manager das Unternehmen runterwirtschaften und Menschen um ihre Arbeitsplätze bringen und dafür viel Geld oder Boni erhalten." Aus diesem Grund werde es in Zukunft einen leistungsorientierten Gehaltsbestandteil geben, der durch Eckzahlen, die es zu definieren gelte, gemessen werde, so Bures.

Vorgehen bei Vorratsdaten von dt. Verfassungsgerichtshof bestätigt
Infrastrukturministerin Doris Bures sieht sich in ihrem Vorgehen bei der Umsetzung der EU-Richtlinie in Sachen Vorratsdatenspeicherung durch den deutschen Verfassungsgerichtshof bestätigt. "Ich habe gesagt, es geht hier um Grundrechtsfragen, daher solle man nur das Mindestmaß umsetzen. Und ich habe unabhängige Menschenrechtsexperten eingeladen, an dieser Umsetzung mitzuarbeiten." Daher wurde das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte beauftragt, einen Entwurf auszuarbeiten, mit dem Ziel, dass die Daten nur so kurz wie möglich aufbewahrt werden, dass mit dem größten Rechtsschutz vorgegangen wird und die Daten nur bei schweren Strafdaten und mit richterlichem Beschluss abgerufen werden können. "Um jede Willkür und jeden Missbrauch auszuschließen und um zu verhindern, dass Österreich womöglich Strafzahlungen zu leisten hat."

Nicht Investitionen in Bahn und Investitionen in Forschung gegeneinander ausspielen
Bures erklärte, dass die Südbahnstrecke beweist, dass nun mit dem Semmering-Basistunnel das Problem des Nadelöhrs gelöst wurde und nun ein Korridor gegeben sein wird, "der von Danzig bis Bologna reicht. Und beim Brenner-Tunnel haben wir einen Korridor, der von Berlin bis Palermo gehen soll." Voraussetzungen für das Ziel einer Verlagerung von der Straße auf die Schiene. "Diese Investitionen sind Zukunftsinvestitionen, die auch die Antwort auf den Klimawandel darstellen", betonte Bures. Daher dürfe es kein Ausspielen der Investitionen in die Bahn gegen die Investitionen in die Forschung geben. Der OECD-Bericht sage deutlich, dass beides notwendig sei. "Zukunft heißt Mobilität, heißt das Stärken des Wirtschaftsstandortes - dafür benötigt man auch die Möglichkeit, Güter und Menschen zu transportieren - und auch Investitionen in F&E."

ÖBB: 70 Prozent der Investitionen werden über 30 Jahre zurückbezahlt
Bures betonte, dass zwischen Bund und ÖBB vereinbart wurde, dass 70 Prozent der Investitionen über 30 Jahre zurückbezahlt werden. Es gehe hier um Investitionen, die beschäftigungspolitisch und ökologisch wichtig sind. Wesentlich sei auch, dass diese Investitionen jetzt getätigt werden. "So wie wir Schulen und Universitäten bauen, so benötigen wir auch in Zukunft ein Infrastrukturmittel und das heißt Eisenbahn." Derzeit befinde man sich in Budgetgesprächen. Bures betonte, dass eine Budgetkonsolidierung "ohne Zweifel" notwendig sei. Wie das zu erfolgen hat, sowohl einnahmen- als auch ausgabenseitig, das werde jetzt besprochen. Wichtig sei festzuhalten, wo die Zukunftsinvestitionen sind.

Entscheidend sei das Heben von Einsparungspotenzialen bei den einzelnen Projekten. Dazu würden laufend Gespräche mit den Ländern geführt. "Es geht darum, in Gesprächen die beste Lösung im Interesse des Landes zu finden", so Bures. In den letzten 15 Monaten habe die SPÖ-geführte Bundesregierung "einiges an sozialen Maßnahmen und am Gegensteuern gegen die Krise auf den Weg gebracht", betonte Bures. Es gehe darum, alles zu unternehmen, dass die Lebensqualität der Menschen in Österreich verbessern wird.

Bei der Mineralölsteuer müsse man sich genau die Effekte ansehen. "Wenn lediglich dabei rauskommen sollte, dass die Pendlerinnen und Pendler mehr Sprit zahlen müssen, dann halte ich das für keine gute Entscheidung", so Bures. Im Vorfeld des Frauentages wurde Bures nach der Einkommenstransparenz befragt, die sie als durchaus sinnvoll erachtet. Auch sollten Mädchen mehr Chancen geboten werden, sich für Naturwissenschaften zu interessieren.

Eine klare Absage erteilte Bures der FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz. Diese sei "als Staatsoberhaupt untragbar".

Post: Kein Zusperren von Postdienststellen ohne Ersatz - weitere Zukunft des Unternehmens Angelegenheit des Finanzministers
Zum Thema Post betonte Bures, dass beim Finanzminister anzufragen sei, wie es mit dem Unternehmen weiter läuft, weil die Post ein ÖIAG-Unternehmen ist und daher dem Finanzministerium zugeordnet. "Mich betrifft die flächendeckende Postdienstversorgung und da habe ich klar gesagt, dass die Postdienstleistung in ganz Österreich notwendig ist. Daher habe ich alles unternommen, was in meinem Bereich möglich ist, um den Menschen im ländlichen Raum die Postdienstleistungen zur Verfügung zu stellen", so Bures, die betonte: "Für mich war wichtig: Kein Kahlschlag, kein Zusperren ohne Ersatz". Daher hatte Bures per Verordnung verhindert, dass noch weitere 200 Postämter geschlossen werden - und in ihrem Vorgehen auch vom VfGH recht bekommen.

Mehr Flexibilität im Öffentlichen Dienst sei zu begrüßen. Etwa auch der Wechsel von Post- und Telekom-Bediensteten zur Polizei - "das hat meine Unterstützung". 

 

Vilimsky: Mit "Red Mobility" ins finanzielle Chaos
Die Bahn versinke in einem Sumpf aus Überschuldung, fehlendem Kundenservice und permanenten Verspätungen
Wien (fpd) -
Infrastrukturministerin Bures fahre mit "Red Mobility" ins finanzielle Chaos bei Bahn, Post und Strasse, so FPÖ-Verkehrssprecher und Generalsekretär Harald Vilimsky in Anspielung auf das Ziel der "Green Mobility", anlässlich der ORF-"Pressestunde". "Unter Bures sind die Agenden in ihrem Ressort zu einer permanenten Großbaustelle verkommen, bei der sich sämtliche Parameter der Beurteilung ständig verschlechtern."

Die Bahn versinke in einem Sumpf aus Überschuldung, fehlendem Kundenservice und permanenten Verspätungen. Die Post werde Zug um Zug ausgehöhlt und durch "Postpartner" beim Greißler oder Wirt zurückgedrängt. Innovative Potentiale seien nicht einmal im Ansatz genutzt. Und die Autofahrer leiden unter Bures unter einer Politik des exorbitanten Straferhöhung. Wie hilflos Bures sei, zeige sich auch an ihrer Haltung zur Vorratsdatenspeicherung. Die Bekämpfung des Terrors heranzuziehen, um diese Orwell-Methode der EU zu rechtfertigen, zeuge von politischer Naivität, denn jeder Inhaber eines Wertkartentelefons oder Wertkarten-Internetanschlusses sei damit nicht zu erfassen, so Vilimsky.

Österreich brauche endlich ein integriertes Verkehrskonzept, das den Verkehrsteilnehmern einen attraktiven und kostenverträglichen Mix aus Individual- und öffentlichem Verkehr ermögliche. Dann eine Struktur- und Servicereform bei den ÖBB, welches die Nutzung der Bahn wieder attraktiviere und die enorme Schuldenentwicklung einbremse. Und eine echte Vertretung der Autofahrerinteressen, die unter SPÖ-Ministern völlig unter die Räder gekommen seien. Faktum sei: Bures wirke bemüht, werde aber den Herausforderungen ihres Ressorts nicht einmal im Ansatz gerecht, so Vilimsky.

 

Hagen: Keine Lösungen, aber mehr Geld für Manager
Das BZÖ tritt für eine Beschränkung der Bonuszahlungen und Managergehälter ein
Wien (bzö) -"Ministerin Bures ist in der ORF-,Pressestunde‘ jeglichen Lösungsansatz schuldig geblieben. Ein bemühtes Weiterhanteln von einer leeren Politphrase zur nächsten", so BZÖ-Verkehrssprecher Christoph Hagen. Gerade im Bereich der ÖBB könne mittlerweile auch das Schönfärben von Bures das herrschende Chaos nicht mehr verbergen.

Für Hagen "ist es aber empörend, dass in Krisenzeiten der neue ÖBB-Vorstand Christian Kern mit - von Bures nicht dementierten - 500.000 Euro um 100.000 Euro mehr Jahresgehalt als der jetzige Manager Klugar erhalten soll. Zusätzlich hat Bures noch eine großzügigere Bonusregelung für die ÖBB-Führung angekündigt. Das ist inakzeptabel und absolut abzulehnen, noch dazu, wo mit Kern ein ehemaliger SPÖ-Mitarbeiter zum neuen Superkassierer bei den ÖBB werden soll ". Die SPÖ schimpfe zwar gern auf Manager und Bonuszahlungen, aber bei eigenen Parteisoldaten sei man großzügig mit Steuergeldern.

Das BZÖ tritt für eine Beschränkung der Bonuszahlungen und Managergehälter ein. "Ein Manager im staatlichen oder staatsnahen Bereich soll nicht mehr als der Bundeskanzler verdienen. Wenn Kern jetzt das zweieinhalbfache Gehalt des Bundeskanzlers abkassieren soll, dann zeigt das die völlige Abgehobenheit der SPÖ".

 

 Moser: Bures muss Öffis für Menschen attraktivieren und erschwinglich machen
Grüne kritisieren Schönfärberei und Versagen bei Angebotsverbesserungen
Wien (grüne) - "Infrastrukturministerin Bures negiert mit ihrer litaneiartigen Schönfärberei die Probleme der Öffi-NutzerInnen und versucht das Öko-Mäntelchen zu schwingen, obwohl der Straßenbau weiter vorangetrieben wird und die Bahn Güter verstärkt mit LKW transportieren lässt", erklärte die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser zur ORF-"Pressestunde". "Täglich kämpfen PendlerInnen mit Verspätungen und Angebotsreduktionen, jahrelang wurden Öffi-Tarife weit über der Inflationsrate erhöht, monatlich steigen mehr Menschen wieder aufs Auto um und Bures versucht sich einen Öko-Anstrich zu geben. Dabei treibt sie ein Straßenbauprogramm gegen die Interessen der Bevölkerung voran, drückt Bahn-Großprojekte ohne Finanzierungskonzept zu Lasten von Streckenerhaltung und Ausbau der Nahverbindungen durch."

Ehrlicherweise gibt Bures ja zu, dass der Bau der sündteuren Tunnelprojekte nicht aus dem Budget finanziert werden kann. "Das bedeutet aber, dass die ÖBB dies über Verschuldung berappen muss. Die Folge ist ein totaler Sparkurs, der auf Kosten der Sicherheit der Fahrgäste geht, und letztlich in den Konkurs führt. Kein Eisenbahnunternehmen der Welt kann 30 Prozent der Infrastrukturinvestitionen selbst verdienen. Allein die Bundesannuitäten zu Tilgung der verbleibenden 70 Prozent der Investitionskosten sprengen ab 2020 jedes Budget, denn sie führen 30 Jahre hindurch zu jährlichen Annuitäten von 1,6 - 1,8 Mrd Euro. Jeder Euro, der für Wohungssanierung eingesetzt wird rechnet sich im Gegensatz zu Maschinen-intensiven Tunnelbauten dreifach", so Moser.

"Bures muss sich endlich von den unsinnige Korridor-Phantasien Danzig-Bologna und Berlin - Palermo verabschieden. Kein EU-Hahn kräht danach, sonst würden heute schon auf der Pontabana-Bahn mehr als 10 Güterzüge am Tag verkehren und der Brenner eine höhere Güterzug-Frequenz aufweisen." Bures verabsäumt zu erklären, wie sie jährlich 1,6 Mrd Euro aus dem Budget für die Bahnbau-Lobby beschafft. Deshalb verlangt Moser eine Redimensionierung der Ausbauvorhaben auf der Schiene und einen Autobahn-Bau-Stop, damit die Asfinag eine Dividende ans Bundesbudget für die hohen externen Kosten des Autoverkehrs leisten kann. So kann auch eine Angebotsverbesserung bei allen Öffis erfolgen.

Auch in Sachen Vorratsdatenspeicherung bleibt die Ministerin, die immerhin eine restriktive Umsetzung der EU-Richtlinie plant, letzlich inkonsequent. Bures müsste sich gerade nach dem Erkenntnis des deutschen Verfassungsgerichts der Linie der Grünen anschließen und eine Klage wegen Nicht-Umsetzung beim EuGH riskieren. Ein permantes Privat-Daten-Röntgen widerspricht der europäischen Menschenrechtskonvention, auch in der light-Version von Bures, stellte Moser fest.
     

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