»Green jobs«  

erstellt am
23  02. 10

Berlakovich: green jobs sind krisensichere und klimaschützende Arbeitsplätze der Zukunft
185.000 green jobs laut neuer Studie – Potential für 90.000 zusätzliche bis 2020
Wien (bmlfuw) - Im Auftrag des Lebensministeriums hat die Statistik Austria eine green jobs-Studie mit dem Titel „Umweltgerechte Produktion und Dienstleistung“ erstellt, die am 03.03. präsentiert wurde. Erstmals gibt es in EU-weiter Abstimmung eine offizielle Definition von green jobs, womit nunmehr verbindliche Zahlen und Daten erhoben werden konnten. “Die Studie belegt, dass Klima- und Umweltschutz mit 185.145 Beschäftigten ein enormer Wirtschaftsfaktor geworden sind, der mit dem starken österreichischen Tourismussektor und der Automobilbranche in einer Reihe steht.

Diesen Markt werden wir sowohl für den Klimaschutz als auch für krisensichere Arbeitsplätze für Menschen in unserem Land mit allen Mitteln nutzen“, erklärt Umweltminister Niki Berlakovich anlässlich der Studienpräsentation mit Konrad Pesendorfer, Generaldirektor Statistik Austria, und Karl Aiginger, Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung.

„green jobs entstehen bei der Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen deren Hauptzweck der Umweltschutz ist“, so lautet, die neue, EU-akkordierte Definition für den Arbeitsmarkt Umweltwirtschaft, den die Studie gesamt umfasst. Alle EU-Mitgliedsländer werden diese Erhebungen durchführen, Österreich ist mit einigen wenigen Ländern dabei Vorreiter und hat die Statistik Austria mit einer Pilotstudie beauftragt. Sie gibt wichtige Informationen zum Umweltumsatz und zu green jobs. Konrad Pesendorfer von der Statistik Austria führte die konkreten Zahlen aus. „Im Bereich der umweltorientierten Produktion und Dienstleistungen wurden 2008 29,8 Milliarden Euro erwirtschaftet, der Umweltumsatz erreicht damit 10,6 Prozent des österreichischen BIP (nominell)“, so Pesendorfer.

"In mehreren Studien hat das WIFO österreichische Umweltindustrien untersucht. Unternehmen in diesem Bereich zeichnen sich durch ein hohes Maß an Innovation, Ausweitung der Beschäftigung und überproportionale Erfolge auf den Exportmärkten aus. Eine doppelte Dividende - also die Erreichung wirtschaftlicher Ziele bei gleichzeitiger Verbesserung der Umwelt - ist möglich. In der sich abzeichnenden leichten Erholung der Konjunktur sollte dieser Bereich durch ein Impulsprogramm im Jahr 2010 unterstützt werden. Auch während der Periode der Budgetkonsolidierung soll Umwelttechnologie und neuen Antriebsformen eine Priorität gegeben werden, da hier mit wenig Geld viele Arbeitsplätze geschaffen werden kann und Österreich durch eine Vorreiterrolle Exportmärkte erobern kann. In weiterer Folge sollte umweltschädigende Aktivitäten stärker belastet werden, mit den Einnahmen sollte die Entlastungen des Faktors Arbeit finanziert werden.", so WIFO-Chef Aiginger.

Erneuerbare Energie ist größter Arbeitgeber
Mit ca. 52.000 Beschäftigen fallen rund 32 % der green jobs auf den Bereich Erneuerbare Energie und da besteht noch großes Potential. Allein durch die Erreichung des 34% Ziels des Erneuerbaren Anteils am Energieverbrauch können 75.000 Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden. „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bieten green jobs krisensichere Arbeitsplätze und sind ein großer Schritt zur Erreichung der verbindlichen Klima- und Energieziele “, so Berlakovich weiter.

Startschuss für „Masterplan green jobs“
„Die statistische Erhebung zeigt die Bedeutung des Umweltsektors, jetzt müssen wir Maßnahmen bündeln, das wird uns mit einem durchdachten Strategiepapier, dem ‚Masterplan green jobs’ gelingen“, kündigte Umweltminister Niki Berlakovich an. Im engen Schulterschluss mit wichtigen PartnerInnen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung will er damit die Chancen und Vorteile für Österreich bestmöglich ausschöpfen und Synergien zum Einsatz bringen. Ende August sollen die Ergebnisse zu den Maßnahmen vorliegen, die in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden.

green jobs sind sichere Jobs, das belegen die Entwicklungen in den letzten Jahren deutlich. Allein die Umwelttechnikbranche konnte Umsatzzuwächse von 12 Prozent verzeichnen und sucht bis zu zehn MitarbeiterInnen pro Unternehmen. „Mit dem Masterplan habe ich zum Ziel, ein Plus von 50 Prozent mehr Green Jobs bis 2020 zu erreichen, das sind 90.000 zusätzliche green jobs. Das Hauptaugenmerk muss dabei auf den Sektoren erneuerbare Energie und Gebäudesanierung liegen. Hier muss investiert werden – bundesweit!“, forderte Umweltminister Niki Berlakovich abschließend.

 

 Brunner: Berlakovich muss sofort Masterplan für Green Jobs vorlegen
Erfolgsgeschichte Green Jobs darf nicht durch ministerielles Zaudern versemmelt werden
Wien (grüne) - Obwohl die Bundesregierung ständig Prügel in den Weg warf, entstanden in den letzten Jahren 185.000 Green Jobs. "Also eine Erfolgsgeschichte. Trotzdem will Minister Berlakovich erst im August einen Masterplan für Green Jobs vorlegen. Ausgerechnet in Zeiten extrem hoher Arbeitslosigkeit verschleppt Berlakovich das Arbeitsplatzpotential Green Jobs. Das ist absurd. Ich fordere Berlakovich auf, diesen Masterplan vorzulegen. Dazu bietet die von ihm für nächste Woche angekündigte 'Energiestrategie Österreich' den einzig logischen Rahmen", stellt Christiane Brunner, Umweltsprecherin der Grünen, fest.

Dass Green Jobs eine Erfolgsgeschichte sind, sollte Berlakovich doch nicht erst heute via Statistik Austria in Erfahrung gebracht haben. "Der Masterplan sollte also längst vorbereitet sein und sich in konkreten Maßnahmen in der Energiestrategie Österreich wiederfinden. Wann, wenn nicht in Zeiten extremer Arbeitslosigkeit, sollten Jobfördermaßnahmen gestartet werden", so Brunner.

Notwendig wäre eine sofortige Ökologisierung des Steuersystems, der die Arbeit billiger und Energie teurer macht, sowie massive Investitionen in Erneuerbare Energien und Sanierungsprogramme. Diese Maßnahmen sind seit Jahr und Tag überfällig. "Wenn der Minister den ÖsterreicherInnen jetzt eine Energiestrategie bis 2020 vorlegt, die diese Chancen nicht nutzt, hat er seinen Job nicht erfüllt", so Brunner.

 

Ritt: Aus tausenden "Green Jobs" müssen erst gute Arbeitsplätze werden
Jetzt richtige Weichen in der Umweltbranche für mehr gute sozial abgesicherte Beschäftigung stellen
Wien (ak) - "Die Studie zur Umweltbeschäftigung ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es fehlen wichtige Aspekte zur Arbeit in einer Zukunftsbranche", sagt der Umwelt-Experte der AK, Thomas Ritt, zu den vom Landwirtschaftsminister vorgestellten Zahlen zur Umweltbeschäftigung. So sind etwa die wenig umweltfreundlichen biogenen Treibstoffe - immerhin Produkte der Intensivlandwirtschaft mit vie-len negativen Auswirkungen auf die Umwelt - in den Studien enthalten. Andererseits fehlt der für den Klimaschutz zentrale öffentliche Verkehr als möglicher Arbeitgeber völlig. "Und das Augenmerk darf sich nicht nur auf die Zahl der Arbeitsplätze richten. Auch die Qualität der Arbeit, die soziale Absicherung der Beschäftigten und die Bezahlung müssen eine Rolle spielen", so Ritt.

Die oft vorgenommene Gleichstellung "Green Jobs sind Good Jobs" ist leider grundlegend falsch. Viele der Green Jobs bieten eine außerordentlich schlechte Arbeitsqualität: Etwa jeder dritte der klassischen Umweltarbeitsplätze ist nach Schätzungen der Arbeiter-kammer oft einerseits schlecht bezahlt und andererseits auch noch mit hoher körperlicher Belastung und Gefährdung verbunden. "Hier sollte der Umweltminister genauer hinschauen, etwa im Bereich der Abfall- und Abwasserbeseitigung, beim Recycling oder auch in der Landwirtschaft." Auch bei vielen in den letzen Jahren entstandenen Arbeits-plätzen im Energiebereich findet man oft nur atypische Beschäftigungsverhältnisse und auch sehr viel Leiharbeit.

"Der gutbezahlte Umwelttechniker, der sozialversichert seiner erfüllenden Tätigkeit nachgeht mag zwar das Image der Green Jobs beherrschen. Er ist aber unter den Umweltarbeitsplätzen eher die positive Ausnahme", so Ritt.

Auch in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit geht es nicht nur um mehr Arbeit, sondern auch um gute Arbeit. "Daher muss dort investiert werden, wo hohe positive Beschäftigungs- und Umwelteffekte mit einer zumindest zufriedenstellenden oder gar guten Arbeitsqualität zusammentreffen: in den Ausbau der Fernwärme, die Förderung der Wärmedämmung und in Maßnahmen für mehr Energieeinsparung und Energieeffizienz sowie in den öffentlichen Personennahverkehr", so Ritt. So könnten beispielsweise mit 100 Millionen Euro Förderung der thermischen Sanierung 7.300 Arbeitsplätze gesichert oder geschaffen werden. Der vom Minister so gern propagierte Einsatz von Biomasse ist aus Sicht der AK nur in der kombinierten Strom-Wärme-Erzeugung sinnvoll.
     

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