"Die X Gebote" im März   

erstellt am
02  03. 10

Uraufführungen von Kathrin Röggla, Gerhild Steinbuch, Thiemo Strutzenberger und Claudius Lünstedt im Wiener Schauspielhaus
Wien (schauspielhaus) - Dem in den beiden vorangegangenen Spielzeiten etablierten Prinzip der Serie treu bleibend, konnte das Schauspielhaus Wien für Die X Gebote zehn Autoren gewinnen, die in zehn Uraufführungen jeweils ein Gebot bearbeiten und befragt damit eine der ältesten aller Ethiken auf ihre Gültigkeit.

Von 3. - 5. März findet die Uraufführung von Kathrin Rögglas Bearbeitung des II. Gebots, "Machthaber", statt; von 10. - 12. März zeigt das Schauspielhaus mit Gerhild Steinbuchs "Vier Wörter für ein besseres Leben" deren Auseinandersetzung mit dem VI. Gebot; von 17. - 19. März wird Thiemo Strutzenbergers Stück zum X. Gebot, "The Zofen Suicides", uraufgeführt und von 24. - 26. März wird mit "Amy", Claudius Lünstedts Bearbeitung des VII. Gebots, die letzte Uraufführung der Serie "Die X Gebote" gezeigt. Beginn ist jeweils 21 Uhr.

Machthaber
von Kathrin Röggla
Regie: Daniela Kranz
Termine: 3., 4., 5. März
„eine nachhilfestunde in sachen wirtschaft“ hat der soziologe dirk baecker die finanzkrise genannt, als wären wir gemeinsam eifrige schüler und würden in einem riesigen weiterbildungsinstitut unterwegs sein, und vielleicht sind wir das auch. aber das institut bewegt sich dabei genauso durch uns durch wie wir in ihm und mit ihm mit, es hat keine fenster und türen und lässt auch niemanden laufen. d.h. manche laufen aus und sind ausgelaufen. ein flüsterkosmos hält die akustik am laufen, manche exemplarische blüten erscheinen in diesem neuen licht, in diesen beschleunigten rhythmen der insolvenzen und geldvernichtungswellen, nur, um gleich ordentlich geköpft zu werden. der pädagogische eros hält sich jedenfalls in grenzen, aber es sind ja auch eher lernprozesse mit tödlichem ausgang, die wir hier erwarten können. halten wir durch, wer weiß, am ende winkt das examen aus quasi finanzgöttlicher hand! (Kathrin Röggla)



Vier Wörter für ein besseres Leben
von Gerhild Steinbuch
Regie: Daniela Kranz
Termine: 10., 11., 12. März
In Wirklichkeit ist es doch so: Jeder sucht sich seine Sicherheit. Und die vertragliche Festklopfung einer Ur-Sicherheit, der Idee einer Liebe, ist natürlich eine feine Sache. Damit man weiß, wo man hingehört. Wenn ich also keine Position beziehen kann, weil mir dazu Wissen/Mut/Energie/Ideologie fehlen, ziehe ich mich zurück auf privates Territorium, das in vertraglichter Eheform zum öffentlichen Standpunkt wird: Wie man leben soll und wo ich mich befinde im Verhältnis dazu, nämlich mittendrin. Und das ist schön, mittendrin sein, wenn man sonst nichts ist. In der Mitte ist das Wasser immer seicht, in der Mitte ist das Wasser immer warm, den Mitbadenden sei Dank. (Gerhild Steinbuch)



The Zofen Suicides
von Thiemo Strutzenberger
Regie: Daniela Kranz
Termine: 17., 18., 19. März
Die Zofen benehmen sich in deren Abwesenheit wie Madame. So sehr wie Madame, dass man sie auch mit ihr verwechseln könnte. Außen Madame, innen Zofe. Und wenn sich eine von einer Madame kaum unterscheidbare Zofe vergiftet, verabschiedet sich dann die Zofe, oder die Madame, als die man sie grade erkennt? Die Zofen, hier Reinigungskräfte in einem beliebigen Geldinstitut, legen ihre Arbeit nieder: Sich ihr Recht nehmend auf Imagination. Ein Anschlag auf die Unterschicht in einem Selbst, stellt sich, während des Versuchs ein Remake zu Genets Die Zofen zu drehen, als unvermeidbar heraus. (Thiemo Strutzenberger).

Amy
von Claudius Lünstedt
Regie: Sebastian Schug
Termine: 24., 25., 26. März
Kaum erwachsen, wandert Amy nach dem Krieg in die Schweiz aus, beginnt eine Schneiderlehre, heiratet und wird schwanger. Ihr Mann schlägt und betrügt sie. Amy zieht aus, lässt sich scheiden und steckt später ihren Sohn Markus gegen dessen Willen ins Heim. Jahrzehnte danach hat Amys Änderungsschneiderei ihr 50jähriges Jubiläum. Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie ein: die nicht verwundene Scheidung; die Unselbständigkeit des Sohnes. Als Amy stirbt, vermacht sie Markus nicht nur ihren Hausrat, sondern auch eine Familiengeschichte, die geprägt ist von Verlusten, von Schuld und Treuebrüchen. Amy ist ein Triptychon über gestohlenes Vertrauen und geraubte Kindheit, über verlorene Heimat und Liebesbetrug.
     
Informationen: http://www.schauspielhaus.at    
     
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