Tactics of Invisibility   

erstellt am
15  03. 10

Zeitgenössische künstlerische Positionen aus der Türkei von 16. April – 15. August 2010
Wien (kunstnet) - Tactics of Invisibility (Strategien der Unsichtbarkeit) ist ein gemeinsames Projekt der Kunstinstitutionen Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wien, ARTER, Istanbul und TANAS, Berlin, kuratiert von Emre Baykal und Daniela Zyman. Konzipiert als Überblicksausstellung, präsentiert das Projekt 15 künstlerische Positionen aus der Türkei und ihrer Diaspora. Die Ausstellung, die in Wien, Istanbul und Berlin gezeigt wird, versucht mit dem über die Thematik der Schau entstehenden Diskurs sich mit den lokalen Kontexten auseinander zu setzten und diese aufzugreifen. So bespielt die Präsentation in Wien zusätzlich zu den Räumlichkeiten der T-B A21, mit einer Plakatarbeit des Künstlerkollektivs Hafriyat den Außenraum in der Himmelpfortgasse und im KlausEngelhorn Depot in Ottakring (Esra Ersen). Mit den Performances von Nasan Tur und Nevin Aladag( und neuen Arbeiten von Cevdet Erek, Ays,e Erkmen, Füsun Onur und xurban_collective entstehen weitere ort- und kontextspezifische Interventionen.

Die geladenen KünstlerInnen beziehen sich in unterschiedlicher Weise in ihren Arbeiten auf den Begriff der Unsichtbarkeit: als Abwesenheit und Taktik des Rückzugs, der Verweigerung, Tarnung und Maskierung, als Symptom des Verschwindens und als Residuen des Geisterhaften, als ein Mittel der Fokussierung auf andere Sinneserfahrungen.

In der Diskussion dieser künstlerischen Taktiken stehen die Potenziale des Nicht-Sichtbaren im Vordergrund sowie die Implikationen einer (freiwilligen oder symptomatischen) Ausgegrenztheit aus dem Regime des Sichtbaren. Dadurch reflektieren sie Fragen einer medial geregelten Bilderökonomie, in denen Sichtbarkeit als Mittel der Emanzipation ausgedient zu haben scheint und verweisen auf Erscheinungsformen eines attestierten „Einbruchs des Realen". Wie lässt sich Unsichtbarkeit als potentieller Raum verstehen, der es ermöglicht, außerhalb der Logik der Repräsentation zu handeln und damit Brüche und Zäsuren in einem vermeintlichen Sinnkontinuum erzeugen, in einer sich über Sichtbarkeit und Präsenz konstituierenden „Realität"? Die versuchsweise Suspension des herrschenden Bildregimes erlaubt, das Unsichtbare als eine ästhetische Strategie in den Blick zu nehmen und auf seine politischen Implikationen hin zu befragen.

Tactics of Invisibility zeigt Arbeiten von Sarkis, Füsun Onur und Ays,e Erkmen, deren frühe Werke und Praktiken den Weg geebnet haben für die Entwicklungen der 1990er Jahre, in denen Fragen von Multikulturalität, Identitätspolitiken, Migration und minoritärer Politik in den Vordergrund rückten. Das Werk von I(nci Eviner, Kutlug( Ataman und Hale Tenger steht mit den Diskursen dieser Zeit in Verbindung, entwickelt diese jedoch in den aktuellen Arbeiten sehr spezifisch weiter. Ihre Projekte versuchen auf vielfältige Weise die Bedingungen der „Realität“ in Frage zu stellen, indem sie konzeptuelle Brüche erzeugen oder Bedeutungsstrukturen analytisch zerlegen und neu arrangieren, was sie mit den künstlerischen Positionen einer jüngeren Generation– Cevdet Erek, Ali Kazma, Esra Ersen, Nilbar Güres,, Nasan Tur, Nevin Aladag(, Ahmet Ög(üt, xurban_collective und das KünstlerInnenkollektiv Hafriyat – verbindet.

Esra Ersens installative Arbeit I am Turkish, I am Honest, I am Dilligent, präsentiert im KlausEngelhorn Depot in Ottakring, umfasst 21 türkische Schuluniformen, die 2005 von 21 Linzer SchülerInnen über den Zeitraum von einer Woche getragen wurden. Deren Eindrücke und Erfahrungen in dem ungewohnten Gewand werden in einem Video reflektiert, das die Kinder in ihrem alltäglichen Umfeld in der Klasse und auf einem Ausflug zeigt. Im Rahmen von Soho in Ottakring (08. bis 22. Mai 2010) ist ein Workshop mit der Künstlerin geplant.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Gudrun Ankele, Gülsen Bal, Emre Baykal, Hafriyat, Nicholas Mirzoeff, Nermin Saybas,?l?, Pelin Tan, Jalal Toufic, xurban_collective, Daniela Zyman u.a. im Verlag der Buchhandlung Walther König.
     
Informationen: http://www.tba21.org/    
     
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