Darabos: Aufarbeitung der Vergangenheit ist unsere moralische und politische Pflicht   

erstellt am
10  03. 10

Müssen bei Aufarbeitung der Vergangenheit Vorreiterrolle einnehmen
Wien (sk) - "Ich halte es für wichtig und richtig unsere Geschichte aufzuarbeiten und im Zuge dieser Aufarbeitung unsere politische, moralische und ethische Verpflichtung aufzuzeigen", betonte Verteidigungsminister Norbert Darabos am 10.03. im Rahmen der Präsentation der Untersuchungsergebnisse über die Ereignisse in der ehemaligen SS-Kaserne Wetzelsdorf in Graz gegen Ende des Krieges. Aufgrund der Vermutung, dass sich auf dem Gelände der heutigen Belgier-Kaserne in Graz, der früheren SS-Kaserne Wetzelsdorf, noch sterbliche Überreste von Personen befinden, die von der SS gegen Ende des Krieges ermordet wurden, wurde dieses Projekt 2008 vom Verteidigungsminister in Auftrag gegeben und kürzlich abgeschlossen.

Darabos sieht es als seine Pflicht an, dass die Verbrechen, die während des NS-Regimes begangen wurden, untersucht und genauestens aufgearbeitet werden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in Österreich gerade eine Diskussion um Bewerber für das höchste Amt im Staat geführt werde, die sich nicht in adäquater Weise von den Verbrechen der Nationalsozialisten distanzieren, so Darabos, der betonte: "Gerade aus diesem Grund ist es wichtig, eine Vorreiterrolle einzunehmen und uns mit der verbrecherischen Vergangenheit in Österreich zu beschäftigen, uns daran zu erinnern und diese aufzuarbeiten."

Erstmals Zugang zu versperrten US-Archivbeständen
Das Forschungsteam mit Dieter Binder, Georg Hoffmann und Nicole-Melanie Goll hat die Vorgänge in der Kaserne von März und April 1945 genau untersucht und rekonstruiert. Das Forschungsteam habe erstmals Zugang zu den Archivbeständen in den USA, die bisher versperrt wurden, erhalten. Somit konnten neue Erkenntnisse der Aufarbeitung in dieser Frage erlangt werden, erklärte Darbos, der die Forschungsergebnisse präsentierte.

Sterbliche Überreste von NS-Opfern werden in zugeschütteten Bombenkratern vermutet
"Durch neu ausgewertete Luftbildaufnahmen kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass sich auf dem Areal der jetzigen Belgier-Kaserne in Graz in ehemaligen zugeschütteten Bombenkratern die sterblichen Überreste von Opfern des NS-Regimes befinden", erklärte der Verteidigungsminister. Darüber hinaus könne aus den Forschungsergebnissen abgeleitet werden, dass sich zwei an den damaligen Verbrechen maßgeblich beteiligte Täter, welche möglicherweise noch leben könnten, über Deutschland abgesetzt haben. Des Weiteren werden die sterblichen Überreste von alliierten Soldaten in den Bombekratern vermutet. "Die notwendige Weiterverarbeitung der Kenntnisse bedarf nun einer koordinierten und gemeinsamen Vorgehensweise mit den hierfür verantwortlichen Ministerien wie Innen-, Außen- und Justizministerium", betonte Darabos.

Darabos: Müssen Opfern und ihren Familien Respekt zollen
Darabos hält es für wichtig, dass diese Studien der Öffentlichkeit präsentiert werden und dass sich Österreich der Verantwortung, die es für die Vorgänge zwischen 1938 und 1945 zu tragen hat, stellt. "Auch wenn es vielleicht Manchen in Österreich nicht gefällt, so haben wir doch eine Mitschuld zu tragen. Auch ein Österreicher ist hier betroffen und als Täter einzustufen", erklärte der Verteidigungsminister und unterstrich: "Es geht um eine Aufarbeitung der Ereignisse zwischen 1938 und 1945 in Österreich. Vor allem aber geht es um die Opfer und ihre Familien. Wir müssen ihnen den Respekt zollen, den sie verdienen."
     
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