Wien: Trauer um den Priester-Dichter P. Joop Roeland   

erstellt am
19  03. 10

Wien (pew) - Der aus den Niederlanden stammende Wiener Priester-Dichter P. Joop Roeland ist kurz vor seinem 79. Geburtstag in Wien gestorben. Roeland gehörte zu den interessantesten intellektuellen Gestalten des katholischen Wien. Er war u.a. Hochschulseelsorger der Erzdiözese Wien von 1971 bis 1986 und Geistlicher Assistent des Literarischen Forums der Katholischen Aktion von 1985 bis 2006. Eng verbunden war er mit dem Katholischen Akademikerverband. 20 Jahre (1986 bis 2006) wirkte P. Roeland als Rektor der Ruprechtskirche, die er zu einem geistlichen Brennpunkt im „Bermuda-Dreieck“ machte. Zugleich war ihm als Domkurat immer der Stephansdom Heimat. Dompfarrer Anton Faber feiert am Dienstag, 23. März, um 19 Uhr im Stephansdom ein Requiem für P. Roeland. Die Verabschiedung findet am Donnerstag, 25. März, um 15 Uhr auf dem Wiener Zentralfriedhof, Halle 2 statt. Die Beisetzung erfolgt in den Niederlanden. In der Ruprechtskirche feiert der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari ebenfalls am Donnerstag um 19 Uhr einen Gedenkgottesdienst.

P. Roeland gehörte zu den vielen niederländischen Priestern, die in den sechziger Jahren nach Wien kamen. Geboren wurde er am 23. März 1931 in Haarlem. Er besuchte eine Augustiner-Schule, was ihn bewog, selbst in den Orden der Augustiner-Eremiten einzutreten. Sein Philosophie- und Theologiestudium absolvierte er an den Universitäten Eindhoven und Nijmegen. Nach der Priesterweihe studierte er Germanistik an der Universität Utrecht. Anschließend unterrichtete er Deutsch in einem Gymnasium in Utrecht. Nach einem Germanistik-Studienaufenthalt in München bei Romano Guardini ging Roeland zurück in die Niederlande und wurde wieder Deutschlehrer. 1967 kam Joop Roeland nach Wien. In einem Sabbatjahr wollte er seine begonnene Dissertation vorantreiben. Er vollendete sie nicht und wurde 1970 Seelsorger an der Katholischen Hochschulgemeinde, wo er sich bemühte, die Linie des großen Studentenseelsorgers Karl Strobl weiterzuführen.

Zeitlebens hatte P. Roeland ein offenes Herz für Menschen, die im Kirchenalltag eher am Rand stehen. Bei der Besetzung der Hainburger Au 1984 feierte er mit den Aubesetzern den Weihnachtsgottesdienst. Ab 1998 war P. Roeland auch mit der Seelsorge für „gleichgeschlechtlich empfindende Menschen“ betraut. Zu seinen Lieblingsaussprüchen zählte: „Die Kirche möge das Lächeln wieder lernen. Wir brauchen nicht so viele Mahnungen. Die Kirche sollte weniger Ängste haben, sondern mehr Vertrauen auf Menschen und wohl auch auf die Gnade Gottes“.

Als Literat war P. Roeland sowohl in der Prosa als auch in der Poesie tätig. Zu seinen wichtigsten Werken zählen u.a. „Nach dem Regen grünes Gras“ (1984), „Die Stimme eines dünnen Schweigens“ (1992), „An Orten gewesen sein“ (1999), „Verlorene Wörter“ (2009).
     
Informationen: http://www.stephanscom.at    
     
zurück