Innsbruck: Neuer Lehrstuhl für Energieeffizientes Bauen  

erstellt am
19  03. 10

Innsbruck (universität) - Wolfgang Streicher ist neuer Professor für Energieeffizientes Bauen mit spezieller Berücksichtigung des Einsatzes erneuerbarer Energien an der Universität Innsbruck. Finanziert wird diese neue Stiftungsprofessur, die einen Beitrag zur nachhaltigen Energieerzeugung und besseren Energienutzung in der Region leisten soll, vom Land Tirol über die Tiroler Zukunftsstiftung.

Der Steirer Wolfgang Streicher wurde Ende 2009 als Professor an die Universität Innsbruck berufen. Prof. Streicher ist ein Fachmann auf den Gebieten Erneuerbare Energien in Gebäuden, Wärmespeicherung, Energieeffiziente Gebäude und Energieausweis. „Im Bereich der regenerativen Energien beschäftigte ich mich seit über 20 Jahren mit Solartechnik, Biomasse und Wärmepumpen“, erzählt Wolfgang Streicher, der auch reiche Erfahrung bei der energieeffizienten Gestaltung von Gebäuden, dem Wärmeschutz, passiver Sonnenenergienutzung sowie passiver und aktiver Kühlung hat. Der neu berufene Professor verkörpert damit idealtypisch die Schnittstelle zwischen dem klassischen Bauingenieurwesen und der mehr maschinenbaulich orientierten energieeffizienten Gebäudetechnik. Streicher legt auch ein besonderes Augenmerk auf das Zusammenspiel von Gebäude und Haustechnik. „In der integralen Planung von Gebäuden liegt ein sehr großes Potential“, betont Wolfgang Streicher. „Gebäude sollten so intelligent geplant werden, dass möglichst wenig zusätzliche Haustechnik benötigt wird.“ In diese Richtung geht auch ein neues Gebiet, das Streicher in Innsbruck vertiefen möchte: das energieeffiziente Lowtech-Haus. Weitere Forschungsbereiche, die Streicher in Innsbruck vorantreiben will, sind die solare Klimatisierung, thermische Sonnenkollektoren und multifunktionelle vorgefertigte Fassadenelemente. „Die neue Professur fügt sich ausgezeichnet in die bereits bestehenden Kompetenzen an unserer Baufakultät ein“, freut sich Karlheinz Töchterle, der Rektor der Universität Innsbruck. „Hier entsteht ein neues Stärkefeld für modernes Bauen und Gebäudemanagement.“

Zukunftsfeld für das Land Tirol
Für Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf ist die Bestellung von Prof. Wolfgang Streicher ein weiterer Baustein für den Ausbau des Erneuerbare Energien Standorts Tirol. „Mit Professor Streicher ist der Universität ein Glücksgriff gelungen. Er ist ein absoluter Spezialist im Bereich der Energie- und Haustechnik. Ich gehe davon aus, dass er für den Erneuerbaren Energien Standort Tirol wichtige Impulse setzen kann und ihn damit nachhaltig stärkt“, so die Wirtschaftslandesrätin. Über die Tiroler Zukunftsstiftung forciert das Land Tirol die zukunftsorientierte Branche. Es wurde ein eigener Fachbereich für Erneuerbare Energien eingerichtet, der unter anderem ein Netzwerk mit über 60 Unternehmen und Institution betreut. „Die Erneuerbaren Energien sind ein absolutes Zukunftsfeld für das Land Tirol. Daher setzen wir zahlreiche Maßnahmen, um die Kompetenzen unserer Betriebe und Forschungseinrichtungen weiter ausbauen zu können. Die Tiroler Zukunftsstiftung hat im Jahr 2009 mit rund 400.000 Euro Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Branche unterstützt. Durch die dreijährige Finanzierung der Stiftungsprofessur in der Höhe von 600.000 Euro setzt das Land Tirol nicht nur ein weiteres Signal für die Bedeutung der Branche, sondern kommt auch der Forderung der heimischen Unternehmen nach“, informiert die Wirtschaftslandesrätin weiter. Die Tiroler Zukunftsstiftung erhob in über 100 Gesprächen den Bedarf der heimischen Unternehmen. Zum Wunsch der Unternehmen der in der Tiroler Zukunftsstiftung zuständige Programmverantwortliche Mag. Klaus Meyer: „Das Ergebnis unserer Befragung fiel sehr deutlich aus: Zum einen wünscht sich die Wirtschaft einen unabhängigen, regionalen Forschungspartner mit Praxisbezug und hoher wissenschaftlicher Kompetenz. Zum anderen ist der Bedarf an bestens ausgebildeten Mitarbeitern auf universitärem Niveau, um am boomenden Markt für energieeffizientes Bauen erfolgreich bleiben zu können, deutlich gegeben.“

Neuer Schwerpunkt zu nachhaltigem Bauen
Laut den befragten Unternehmen galt es die Lücke in der Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren zu schließen. Durch das nun bestehende „Triumvirat“ mit dem Holzbau-Experten Michael Flach, dem Passivhaus-Erfinder Wolfgang Feist und Prof. Streicher können die heimischen Unternehmen Wissen der Universität noch stärker nutzen und erhalten einen weiteren wichtigen Partner für zukünftige Innovationen. Gemeinsam bilden diese Fachleute einen neuen Schwerpunkt der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften zu nachhaltigem und energieeffizientem Bauen. „Dieser Schwerpunkt findet auch in unseren Ausbildungsprogrammen Niederschlag“, freut sich Studiendekan Prof. Rudolf Stark. „So bieten wir ab Herbst das neue interdisziplinäre Masterstudium Domotronik und den Universitätslehrgang Nachhaltige Gebäudesanierung an.“ Die Domotronik befasst sich mit der intelligenten Vernetzung der Haus-, Energie- und Kommunikationstechnik, und der Lehrgang Nachhaltige Gebäudesanierung ist ein einjähriges berufsbegleitendes Weiterbildungsangebot für die Praxis.

Biografie: Wolfgang Streicher
Der 1961 in Graz geborene Wolfgang Streicher verbrachte seine Kindheit in Deutschland und kam zum Studium an die Technische Universität Graz zurück, wo er von 1980 bis 1986 Maschinenbau studierte und im Anschluss bis zu seiner Berufung nach Innsbruck als Universitätsassistent arbeitete. 1991 schloss er seine Dissertation zum Thema Wärmepumpen ab, 1997 folgte die Habilitation für das Fach Wärmetechnik. Seit 2000 war Streicher stellvertretender Institutsvorstand und Leiter der Arbeitsgruppe Energieeffiziente Gebäude am Institut für Wärmetechnik der TU Graz sowie seit 2003 Leiter des interfakultären Forschungsschwerpunkts Integrierte Gebäudeentwicklung. Wolfgang Streicher ist Mitglied mehrerer Fachausschüsse des österreichischen Normungsinstituts, hat federführend an der Einführung des Energieausweises mitgearbeitet und entwickelt regelmäßig zukunftsweisende Energiekonzepte für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft.
     
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