Jupiter: Radiostrahlung mit bislang unbekannter Periodizität entdeckt   

erstellt am
29  03. 10

Wien (öaw) - Ein internationales Forscherteam unter Führung des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat eine bisher unbekannte Periodizität in der vom Jupiter-System ausgehenden Radiostrahlung entdeckt. Die Forscher berichten über ihre Entdeckung in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Geophysical Research Letters".

Seit 1955 ist bekannt, dass Jupiter Radiostrahlung aussendet. Seither wird diese elektromagnetische Strahlung sowohl mit Hilfe terrestrischer Bodenstationen als auch durch Raumsonden intensiv erforscht. Ein besonderes Interesse der Forscher gilt dabei der Wechselwirkung zwischen dem Gasriesen und dessen Mond Io.

Bei der nun entdeckten Radiostrahlung handelt es sich um Dekameterstrahlung, also um elektromagnetische Strahlung mit Wellenlängen im Zehnmeterbereich. Das Besondere an ihr ist jedoch, dass ihre Periodizität nicht mit der Jupiterrotation korreliert. Auch mit der Position von Io fanden die Forscher keinen Zusammenhang. Das heißt, die Strahlung wird weder in unmittelbarer Jupiter-Nähe, noch durch Io während seines Umlaufs um den Planeten erzeugt. "Die Strahlungsquelle 'sub-korotiert' mit Jupiter. Es gibt demnach Hinweise auf den Ort der Strahlungsquelle, die eventuell in der Nähe des Io-Torus, eines Plasmaschlauchs entlang der Io-Orbitalbahn, liegen könnte", sagt Helmut O. Rucker, wissenschaftlicher Direktor am Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz.

Entdeckung mit STEREO-Satelliten
Gemessen wurde diese bisher völlig unbekannte Periodizität im Rahmen der STEREO-Mission der US-amerikanischen Raumfahrtagentur NASA, an der das IWF beteiligt ist. Im Mittelpunkt von STEREO steht eigentlich die Untersuchung der Sonne. Dazu wurden 2006 die beiden baugleichen Satelliten STEREO-A und STEREO-B gestartet und in einen Orbit um die Sonne gebracht. STEREO-A wurde innerhalb, STEREO-B etwas außerhalb des Erdorbits platziert. Die von der Erde wegdriftenden Raumsonden ermöglichten erstmals stereoskopische also 3D-Beobachtungen der Sonne und ihrer Umgebung.

Auswertung am Grazer IWF
"Da die Sonnenaktivität in den letzten Jahren äußerst gering war, konnten die STEREO-Satelliten - sozusagen als Side-Effect - genaue Daten zu den Strahlungsaktivitäten rund um Jupiter sammeln, die wir dann am IWF analysierten", sagt Rucker. Diese ungewöhnliche Periodizität ist bisher bei keiner Mission aufgefallen. Erst durch die hochempfindlichen Geräte an Bord der STEREO-Raumsonden und durch die stereoskopische Beobachtung konnten diese Radiostrahlungsquellen detektiert werden. Eine Bestätigung dieser neuen Befunde ist nachträglich in den äußerst schwachen Signalen der Raumsonden Cassini und Wind gefunden worden. "Es ist eine aufregende Entdeckung, Jupiter ist immer wieder für Überraschungen gut", zeigt sich Rucker erfreut.

Die neue Entdeckung wird auch Thema des vom 15. bis 17. September 2010 in Graz stattfindenden "7th International Workshop on Planetary, Solar and Heliospheric Radio Emissions (PREVII)" im Rahmen des Projekts EUROPLANET im 7. Rahmenprogramm der EU sein.

Publikation
M. Panchenko, H. O. Rucker, M. L. Kaiser, O. C. St. Cyr, J.-L. Bougeret, K. Goetz, S. D. Bale (2010): New periodicity in Jovian decametric radio emission. Geophys. Res. Lett., 37, L05106, doi: 10.1029/2010GL042488.
     
Informationen: http://dx.doi.org/10.1029/2010GL042488    
     
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