CinemaSessions   

erstellt am
24  03. 10

Neu restaurierte Stummfilme live vertont von Experimentalmusikern
Wien (filmarchiv) - Die neue monatliche Reihe "CinemaSessions" im Metro Kino präsentiert Wiederentdeckungen und -aufführungen direkt von internationalen Filmfestivals wie Cannes, Berlin, Bologna oder Pordenone. Eröffnet wird die Reihe mit der österreichischen Uraufführung des "director's cut" von Fritz Langs METROPOLIS.

13.04. 20:30 Metro Kino
METROPOLIS D 1927, Fritz Lang
Live-Musik: dieb13 & Burkhard Stangl
Nachdem die neu rekonstruierte und restaurierte Originalfassung von Fritz Langs METROPOLIS bei der Berlinale im Februar eine fulminante Uraufführung feierte, zeigt nun das Filmarchiv Austria die österreichische Uraufführung dieses weltweit meist diskutierten Filmrestaurierungsprojekts. Seit 83 Jahren konnte METROPOLIS ausschließlich in fragmentarischen Fassungen rezipiert werden.

Die Verstümmelung des späteren Monumentalfilmklassikers - 2001 als erster Film in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen - begann schon unmittelbar nach seiner Premiere im Jänner 1927. Die bisher teuerste Produktion der deutschen Filmgeschichte lief mit mäßigem Erfolg und wurde deswegen von der Produktionsfirma Ufa für den landesweiten Kinostart im Sommer 1927 um 948 Meter gekürzt. Generationen von Filmhistorikern und -archivaren unternahmen über Jahrzehnte aufwendige Recherchearbeiten, um die verlorenen Teile des Films wiederzufinden, was den Mythos um die Originalfassung noch weiter schürte. Und der Sensationsfund ließ bis 2008 auf sich warten. Er ergab sich völlig unerwartet in Buenos Aires. Der argentinische Filmverleiher Alfonso Z. Wilson vernichtete offenbar die vor der Verstümmelung erworbene Kopie entgegen der vertraglichen Vereinbarung nicht, sondern führte sie in seine Filmsammlung über. Auf Umwegen gelang diese 1992 ins städtische Museo del Cine. Es dauerte wiederum 16 Jahre, bis bei genauer Befundung der Filmrollen die schon verloren geglaubten Szenen mit einer Gesamtlänge von rund dreißig Minuten identifiziert wurden und nach mehr als acht Jahrzehnten die nahezu vollständige Rekonstruktion der Originalfassung erlaubten.

Metropolis 2.0 Der Turntable-Improvisator "dieb13" wurde 1973 als Dieter Kovacic geboren. Seit den späten 1980er-Jahren arbeitet er kontinuierlich an der Nutzbarmachung von Abspielgeräten wie Audiokassetten, Vinylschallplatten, CDs und Harddisks als Instrumente. International einer der Innovativsten seines Faches, Mitglied in Formationen wie Orchester 33 1/3, efzeg, Kovacic/Kurzmann Duo, Shabotinski, NotTheSameColor und Läuse. Musik für verschiedene Theater- und Videoproduktionen, Arbeit mit Künstlern wie Otomo Yoshihide, Merzbow, eRikm, Bernhard Lang u.v.a. Veröffentlichungen auf diversen Labels, u. a. 1.8sec, Antifrost, Charhizma, Durian, en/of, Erstwhile, Grob, Transacoustic Research. Dieter Kovacic ist Betreiber der Internetplattform: klingt.org Burkhard Stangl, Komponist und Musiker, arbeitet in den Bereichen experimenteller Improvisation, elektronischer und Neuer Musik. Auftragsarbeiten u. a. für Klangforum Wien und Filmarchiv Austria; Kooperationen u. a. mit Franz Hautzinger, Olga Neuwirth, Christian Fennesz oder Hannes Löschel.

Hintergrundinformation zur Reihe "CinemaSessions"
Das Filmarchiv Austria präsentiert ab April die österreichischen Erstaufführungen neu restaurierter bzw. rekonstruierter Stummfilme aus Archiven der ganzen Welt. Im Rahmen der monatlichen Reihe "CinemaSessions" werden diese Wiederentdeckungen im Metro Kino gezeigt - live vertont von Musikern der Wiener Experimental- und Elektronikszene.
Der Schwerpunkt liegt auf Filmen abseits der kanonisierten Stummfilmklassiker, deren Wiederentdeckung und - aufführung Höhepunkte bei internationalen Filmfestivals wie Cannes, Berlin, Bologna oder Pordenone darstellen. Neben dem Eröffnungsfilm, dem meistdiskutierten Restaurierungsprojekt der Filmgeschichte, METROPOLIS (Fassung 2010) finden sich beispielsweise vergessene Meisterwerke wie der japanische Samuarifilm OATSURAE JIROKICHI GOSHI von Regisseur Daisuke Itô. Dieser im Jahr 1931 entstandende Film zeichnet sich durch eine Vielzahl an technischen und ästhetischen Innovationen und einige der besten Actionszenen der Stummfilmzeit aus. "CinemaSessions" sieht für jeden Film wechselnde Einzelmusiker bzw. Formationen vor und wird somit neben einer Übersicht über weltweit herausragende Filmrestaurationsprojekte auch einen Querschnitt durch die äußerst vitale Wiener Experimental- und Elektronikmusikszene liefern. Hauptaugenmerk wird dabei auf den experimentellen Charakter der Musikdarbietungen gelegt, der sich in einer Vielzahl an Stilrichtungen, Musikerpersönlichkeiten und Instrumenten spiegeln wird.
     
Informationen zu weiteren Terminen: http://www.filmarchiv.at    
     
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