Studie über Teilzeit und Position der Frauen auf dem Arbeitsmarkt  

erstellt am
31  03. 10

 Heinisch-Hosek: Gerechte Entlohnung von Teilzeitarbeit braucht Einkommenstransparenz!
Informationspflicht für Betriebe einführen - Teilzeitkräfte auf offene Vollzeitstellen aufmerksam machen, bevor sie ausgeschrieben werden
Wien (sk) - "Teilzeit ist weder gut noch böse. Teilzeit ist eine Realität. Teilzeitarbeit für Frauen ist nicht gleich Teilzeitarbeit für Männer", sondern es gäbe große Unterschiede in der Qualität der Arbeit, im Stundenausmaß der Beschäftigung oder zwischen der Teilzeitbeschäftigung von Männern und Frauen, so Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Diesen Unterschieden und den Gründen dafür wurde nun eine Studie gewidmet, die das Frauenministerium bei der L&R Sozialforschung und beim Forba-Institut (Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt) in Auftrag geben hat. Die Frauenministerin präsentierte heute gemeinsam mit Claudia Sorger, einer der Studienautorinnen, die Ergebnisse und zog Schlussfolgerungen für die Politik.

"In Österreich arbeiten rund 700.000 Frauen Teilzeit und fast die Hälfte davon entscheidet sich bewusst dafür, aufgrund von Betreuungspflichten", so Heinisch-Hosek. Hier zeigte die Studie einen der wesentlichen Unterschiede zur männlichen Teilzeitbeschäftigung: Für Männer sind Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen der häufigste Grund für Teilzeitarbeit, nur drei Prozent nutzen sie für die Kinderbetreuung. Das schlägt sich auch in der Altersgruppenverteilung nieder: Während Männer vorwiegend zu Beginn oder gegen Ende ihrer Berufslaufbahn einem Teilzeitjob nachgehen, ist der größte Anteil der weiblichen Teilzeitbeschäftigten in der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen zu finden, also während der Haupterwerbsphase. Im Geschlechtervergleich zeigt sich auch, dass Frauen wesentlich länger in Teilzeitjobs verweilen als Männer.

Mehr als die Hälfte der Frauen arbeitet weniger als 24 Wochenstunden, doch es gäbe häufig einen Wunsch zur Aufstockung: "Jede vierte Frau würde gerne ihre Arbeitzeit erhöhen", so die Frauenministerin. Dem werde jedoch oft nicht entsprochen. "Außerdem bedeutet Teilzeit oft eine Abqualifizierung. Jede fünfte Frau findet nach ihrem Wiedereinstieg in einen Vollzeitjob keine Beschäftigung, die ihrer Ausbildung entspricht. Den Unternehmen muss bewusst gemacht werden, dass ihnen dadurch wertvolle Ressourcen verloren gehen", sagte Heinisch-Hosek.

Drastisch sind auch die Lohnunterschiede zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung: Vergleicht man die Brutto-Stundenlöhne, so verdienen Teilzeitkräfte bis zu 30 Prozent weniger als Vollzeitangestellte. "Auf dieses Missverhältnis muss aufmerksam gemacht werden. Daher ist eine Einkommenstransparenz in den Betrieben unverzichtbar", so die Frauenministerin, die sich vehement für eine Offenlegung der Löhne einsetzt.

Die Regierung habe bereits einige wichtige Schritte gesetzt, um die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt zu verbessern. So fördere das einkommensabhängige Kindergeld einen rascheren Wiedereinstieg nach der Karenz und sei ein Anreiz für Männer, in Väterkarenz zu gehen. Positiv sei auch die Möglichkeit der Elternteilzeit bis zum 7. Lebensjahr des Kindes zu bewerten. Heinisch-Hosek forderte darüber hinaus weitere Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie: "Wir müssen noch mehr Kinderbetreuungsplätze schaffen. Eine Umschichtung von Finanzmitteln kann das ermöglichen. Ich greife den Vorschlag des WIFO auf, den Alleinverdienerabsetzbetrag für Frauen, die keine Kinder mehr betreuen, abzuschaffen ", so die Ministerin, die mit dieser Umschichtung 60 Millionen Euro in Kinderbetreuungsplätze investieren möchte. Auch gelte es, die Akzeptanz der Väterkarenz in den Unternehmen zu stärken. Und schließlich sollte es mehr Transparenz geben, nicht nur bezüglich der Einkommen: "Es muss eine interne Informationspflicht in Betrieben eingeführt werden, die alle Beschäftigten über offene Vollzeitstellen informiert, bevor diese extern ausgeschrieben werden", so Heinisch-Hosek.

Die Studie über die Qualität von Teilzeitbeschäftigung und die Verbesserung der Position von Frauen auf dem Arbeitsmarkt kann auf der Website des Frauenministeriums HIER abgerufen werden.

 

Gartelgruber: Teilzeit richtig aufwerten!
"Teilzeitstudie ist positiv zu bewerten, Schlüsse der Ministerin daraus sind aber falsch"
Wien (fpd) - "Die neue Teilzeitstudie, die von Frau Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek in Auftrag gegeben wurde, ist ein wichtiger Ansatz, um die Probleme von Frauen am Arbeitsmarkt anzugehen. 700.000 betroffene Frauen sind ein bedeutender Faktor unserer Volkswirtschaft und der Gesellschaft. Insofern ist es richtig, dass den Unternehmen bewusst gemacht werden muss, dass diese Mitarbeiterinnen eine wertvolle Ressourcen darstellen und auch hinsichtlich der Qualität der Teilzeitarbeitsplätze etwas getan werden muss - wie ich es schon seit Monaten fordere", erklärt FPÖ-Frauensprecherin NAbg. Carmen Gartelgruber zu jüngsten Aussagen von Bundesministerin Heinisch-Hosek in einer Aussendung.

Allerdings ziehe die Frauenministerin aus der Studie erneut falsche Schlüsse. Gartelgruber erklärt: "Die von ihr angestrebte Einkommenstransparenz, die erzwungene, familienfeindliche Beschleunigung des Wiedereintritts in den Arbeitsmarkt nach der Geburt eines Kindes sowie die Abschaffung des Alleinverdiener-Absetzbetrags für Frauen, die keine Kinder mehr betreuen, sind nicht die richtigen Ansätze zur Lösung des Problems. Vielmehr gilt es, die Ausbildung zu verbessern und Frauen - zu dem von ihnen selbst gewählten Zeitpunkt - bei einem qualifizierten Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu helfen. Zudem muss hinsichtlich der Entlohnung von Teilzeitarbeit mit den Sozialpartnern gesprochen werden."

 

 Schwentner: Teilzeit darf nicht zur Armutsfalle für Frauen werden
Gesetzliches Rückkehrrecht auf Vollzeit gefordert
Wien (grüne) - In Reaktion auf die heute von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek präsentierte Studie zur Teilzeitarbeit meint Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen: "Die Nachteile aus einer Teilzeitbeschäftigung sind in vielen Fällen gravierend. Eine eigenständige Existenzsicherung ist mit Teilzeit leider nur selten möglich und die Altersarmut praktisch vorprogrammiert". Wichtig ist, dass Teilzeit mit einem geringen Stundenumfang nicht zu einer ungewollten Dauerlösung wird, die den Frauen alle beruflichen Aufstiegschancen nimmt. Daher fordert Schwentner eine Aufwertung der Teilzeit: "Wer in Teilzeit arbeitet, soll ein gesetzliches Recht auf Rückkehr in Vollzeit bekommen. Damit soll verhindert werden, dass teilzeitbeschäftigte Frauen in einer beruflichen Sackgasse landen." Die Reaktion der Wirtschaftskammer, die Teilzeitarbeitskräfte nicht einmal über die Ausschreibung von Vollzeitstellen im Unternehmen informieren möchte, zeige, dass Teilzeitarbeitskräfte für die Besetzung von Vollzeitstellen von den Betrieben oft nicht in Erwägung gezogen werden.

"Ein gesetzlicher Mindeststundlohn könnte die schlechte Bezahlung von Teilzeitkräften, auch in den freien Berufen, verbessern. Dringend nötig wäre auch mehr Information über den Anspruch auf Mehrarbeitszuschlägen. Denn viele Frauen sind darüber nur unzureichend informiert", meint Schwentner. Die Einkommenstransparenzinitiative der Frauenministerin bewertet Schwentner grundsätzlich positiv. "Allerdings werden die Frauen noch lange auf die Umsetzung warten müssen, denn ein Konsens zwischen SPÖ und ÖVP ist bei diesem Thema bislang nicht erkennbar", so Schwentner.

 

Hochhauser: "Teilzeit ist ein vielfacher Wunsch, keine aufgezwungene Notlösung"
Nachfrage arbeitsloser Frauen nach Teilzeit-Jobs 2009 sieben Mal höher als offene Stellen
Wien (pwk) -"Teilzeit zu arbeiten ist ein vielfacher Wunsch der Frauen, weil es ihnen den Wiedereinstieg in den Beruf ermöglicht, und keinesfalls eine aufgezwungene Notlösung", erläuterte die Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Anna Maria Hochhauser, angesichts der heutigen Präsentation einer Studie zum Thema qualifizierte Teilzeitarbeit durch Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek.

Beim AMS äußerten im Vorjahr pro Monat 31.540 arbeitslose Frauen den Wunsch nach Teilzeitarbeit. Dem standen nur 4.398 freie Teilzeitstellen gegenüber. " 2009 war die Nachfrage nach Teilzeitstellen somit mehr als sieben Mal höher als die Zahl der verfügbaren Stellen. Versuche, Teilzeitarbeit schlechtzureden, gehen daher an der Realität vorbei", betonte Hochhauser. Auch der Anstieg der Erwerbstätigkeit von Frauen sei auf das Angebot von Teilzeitstellen zurückzuführen. Trotz Wirtschaftskrise konnten Frauen ihren Beschäftigungsstand im Vorjahr leicht ausbauen (um +0,1 %), während die Männerbeschäftigung um 2,5 % sank.

"Studien belegen, dass Unternehmen vor allem deshalb Teilzeitstellen schaffen, um den Mitarbeitern bei ihrem Wunsch nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben entgegen zu kommen. Teilzeit kann also eine Win-Win-Situation für Unternehmen und deren Beschäftigte schaffen", betont die WKÖ-Generalsekretärin.

Zugleich seien weitere Verbesserungen erforderlich, um auch Frauen mit höherem Bildungsniveau und Führungsverantwortung Teilzeit zu ermöglichen. "Dazu gehört an erster Stelle, Teilzeit nicht immer nur als negativ hinzustellen, sondern die vielen positiven Aspekte hervor zu streichen", so Hochhauser. Außerdem müssten die Rahmenbedingungen so gestaltet sein, dass Frauen - die immer noch in vielen Familien die Hauptverantwortung etwa in puncto Kinderbetreuung tragen - eine echte Wahlmöglichkeit haben.

Mit der Flexibilisierung der Zuverdienstgrenze zum Kinderbetreuungsgeld, dem einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeld und der Einführung des Gratiskindergartens sei schon einiges in Bewegung gekommen. "Beim Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen besteht aber nach wie vor Aufholbedarf. Das zeigen auch die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Teilzeitraten", so Hochhauser.

Die von Ministerin Heinisch-Hosek geforderte Pflicht, über Vollzeitjobs zunächst firmenintern informieren zu müssen, sei nicht nachvollziehbar. "In vielen Fällen ist das in den Betrieben ohnehin eine Selbstverständlichkeit, da dies in beiderseitigem Interesse liegt. Allerdings muss es dem Unternehmen überlassen bleiben, wem es sein Anbot unterbreitet", lehnt Hochhauser einen solchen Eingriff in die unternehmerische Handlungsfreiheit ab. "Ständig neue Verpflichtungen für die Unternehmen zu schaffen, ist kontraproduktiv."

"Das gilt auch für die verlangte verpflichtende Gehaltsoffenlegung, die obendrauf - wie das Beispiel Schweden zeigt - nichts bringt. "Die Einführung der verpflichtenden Einkommensberichte im Jahr 2000 in Schweden hat an dem ungeklärten Rest bei der Differenz, der z.B. nicht auf Ausbildung oder Karenzzeiten zurückzuführen ist, nichts geändert", so Hochhauser. "Zudem ist ohnehin gesetzlich festgeschrieben, dass Teilzeitbeschäftigte gegenüber Vollzeitbeschäftigten nicht benachteiligt werden dürfen."

 

 Moritz: Keine Benachteiligung von Teilzeitbeschäftigten bei der Entlohnung
Teilzeitbeschäftige haben im Durchschnitt einen geringeren Bruttostundenlohn als Vollzeitbeschäftigte
Wien (ak) -
"Es ist untragbar, dass Teilzeitbeschäftigte beim Aufstieg, bei der Weiterbildung und sogar beim Stundenlohn Nachteile erfahren. Viele Teilzeitbeschäftigte müssen mit diesem Einkommen das Auslangen finden, obwohl das Einkommen daraus oft nicht existenzsichernd ist. Zumeist sind es Frauen, die wegen Mängel im Bereich der Kinderbetreuung oder ungünstigen Arbeitzeiten Teilzeitarbeit verrichten", sagt Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen und Familie in der AK Wien und fordert, "dass die mit dem Arbeitszeitausmaß verbundenen Benachteiligungen dringend beseitigt werden müssen." Moritz verlangt unter anderem die Erstellung von Einkommensberichten in den Betrieben, mit denen auch Benachteiligungen bei der Entlohnung von Voll- und Teilzeitbeschäftigten beseitigt werden können: "Ein Stunde Vollzeitarbeit und ein Stunde Teilzeit für gleiche Arbeit müssen gleich viel wert sein."

Teilzeitbeschäftige haben im Durchschnitt einen geringeren Bruttostundenlohn als Vollzeitbeschäftigte: Sie erhalten im Schnitt nur 9,24 Euro je Stunde, für Vollzeit gibt es 12,12 Euro brutto. Eine Ursache liegt darin, dass Teilzeitbeschäftigte häufiger in einfachen und Hilfstätigkeiten und nur äußerst selten in höheren Positionen arbeiten. Das erklärt aber nur einen Teil des Lohnunterschieds. Werden Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte nach Berufsgruppen und somit nach vergleichbaren Tätigkeiten betrachtet, sind die Stundenlöhne bei Teilzeit fast durchgängig niedriger. So verdienen Hilfsarbeitskräfte in Teilzeit um ein Fünftel weniger, nämlich 7,57 Euro pro Stunde, in Vollzeit 9,35 Euro pro Stunde. Bürokräfte in Teilzeit bekommen 11,28 Euro pro Stunde und in Vollzeit 13,03 Euro. Das ergeben die Werte aus der Verdienststrukturerhebung 2006 von Statistik Austria.

Die AK-Forderungen:

  • Einkommensberichte in Betrieben, mit denen auch Benachteiligungen bei der Entlohnung von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten beseitigt werden sollen.
  • Gleicher Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen und Karrierechancen für Teilzeitbeschäftigte: Bei der Planung von Weiterbildungsangeboten und bei der Personalentwicklung sollen Teilzeitbeschäftigte systematisch eingeplant werden.
  • Erleichterung des Wechsels von Teilzeit in Vollzeit im Betrieb durch einen Vorrang bei Neu- bzw. Nachbesetzungen von Vollzeitstellen.
  • Flächendeckender Ausbau von ganztägigen Kinderbetreuungseinrichtungen und Ausbau ganztägiger Betreuungsangebote für Schulkinder.  
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion

 
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