Industrie-Konjunktur: Erholung gewinnt an Breite   

erstellt am
20  04. 10

IV-Konjunkturbarometer etabliert sich in vorsichtig positivem Terrain – Selbsttragender Aufschwung noch nicht in Sicht – Langsame Stabilisierung von Beschäftigungs- und Ertragslage
Wien (pdi) - Die konjunkturelle Erholung in der Industrie gewinnt an Kontur. Das IV-Konjunkturbarometer, welches als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt wird, etabliert sich mit nunmehr +9 Punkten nach +2 Punkten im Vorquartal in positivem Terrain.

„Die konjunkturell ohnedies schon extrem schwierige Lage in den Wintermonaten wurde heuer witterungsbedingt nochmals verschärft. Dennoch gelang es der Industrie, das drohende Szenario eines Double Dip zu vermeiden und den Erholungskurs von niedrigsten Produktionsniveaus ausgehend fortzusetzen“, hält der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Markus Beyrer, das Hauptergebnis der IV-Konjunkturerhebung für das 1. Quartal 2010 fest.

Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage in der Industrie hat sich dementsprechend nur marginal von -1 Punkt auf +2 Punkte verbessert. Die Zahl der Unternehmen mit positiver und negativer Einschätzung des aktuellen Geschäftsverlaufes ist derzeit nahezu ausgeglichen. Nach wie vor liegt der Anteil der Unternehmen mit gutem Geschäftsverlauf jedoch deutlich unter, hingegen der Anteil jener mit schlechtem Geschäftsverlauf weit über dem langjährigen Durchschnitt.

Bei der Erwartungskomponente mit Sechs-Monats-Horizont gewinnt die leichte Aufwärtsbewegung des Vorquartals an Kraft – der Saldo steigt von +6 Punkten auf +16 Punkte. Anders als in den Vorquartalen ist diese Verbesserung kaum noch darauf zurückzuführen, dass der Anteil der Unternehmen, die eine weitergehende Verschlechterung erwarten, nunmehr von 12% auf 11% abgenommen hat. Vielmehr wächst der Anteil jener Unternehmen, welche ein verbessertes Geschäftsumfeld erwarten, erstmals seit einem Jahr spürbar von 18% auf 27%.

„Ein erster Hauch von vorfrühlingshaftem Optimismus durchweht den konjunkturellen Ausblick. Das kommende Halbjahr wird von einer Aufholbewegung nach der langen Winterpause geprägt sein. Dennoch wird das Ausstoßniveau des letzten Vorkrisenjahres 2008 frühestens im Jahr 2012 wieder erreicht werden“, so IV-Chefökonom Dr. Christian Helmenstein. „Der Erholungsprozess kommt voran, ein selbsttragender, investitionsinduzierte Aufschwung ist noch nicht in Sicht.“

Die Ergebnisse im Detail
Die Auftragsbestände weisen derzeit einen Saldo von +11 Punkten nach +1 Punkt auf – knapp zwei Drittel (63%) der Unternehmen bezeichnen ihren Auftragsbestand wieder als saisonüblich. Nachdem die Erholungstendenz bei den Auftragsbeständen im Vorquartal nahezu zum Stillstand gekommen war, setzt sich der positive Trend nunmehr fort.

Hierzu beigetragen haben wesentlich die Bestellungen aus dem Ausland, doch liegt der Saldo dieses Aggregates mit +7 Punkten nach +1 Punkt noch hinter der Dynamik der Inlandsaufträge. Darin schlägt sich einerseits die anziehende Mengenkonjunktur im Welthandel positiv nieder, andererseits wirkt die den Export begünstigende Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar erst mit Verzögerung, sodass diese Komponente auf Sicht der kommenden Quartale noch weiteres Verbesserungspotenzial bergen sollte.

Die verbesserte Auftragslage übersetzt sich auf Sicht der kommenden drei Monate in eine deutliche Ausweitung der Produktionstätigkeit in der Industrie. Dabei wirkt der zyklische Lageraufbau zusätzlich unterstützend, sodass der Saldo von +2 auf +15 Punkte zunimmt.

Aufgrund der verbesserten Produktionserwartungen setzt sich der seit sechs Quartalen zu beobachtende Beschäftigungsabbau nicht fort (Saldo von +6 nach -19). Obwohl die Arbeitsproduktivität erheblich geschrumpft ist, erwartet nur noch jedes siebente Unternehmen einen fallenden Beschäftigtenstand, während jedes fünfte Unternehmen beabsichtigt, zusätzliche Beschäftigte aufzunehmen.

Auf der Erlösseite rechnen die Unternehmen weiterhin mit einer hohen Wettbewerbsintensität bei den Verkaufspreisen (Saldo -1 nach -17). Anteilsmäßig sehen 71% der Respondenten keine Veränderung der Absatzbedingungen, während 15% der Respondenten weiterhin sinkende Verkaufspreise erwarten.

Bei hohem Kostendruck in Verbindung mit einer zwar zunehmenden, aber dennoch unterdurchschnittlichen Kapazitätsauslastung und schwierigen Absatzbedingungen setzt sich die Erosion der Erträge bis dato fort (Saldo -5 nach -15). Im Einklang mit der fortschreitenden Erholung, insbesondere der verbesserten Auftragslage und Produktionserwartungen, sollte sich die finanzielle Stabilität der Unternehmen auf Sicht von sechs Monaten sodann erstmals seit 9 Quartalen zum Besseren wenden (Saldo +12 nach 0).


Die IV-Konjunkturumfrage: Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 438 Unternehmen mit mehr als 264.100 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.
     
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