Österreichische Privatsender bekräftigen ihren Anspruch auf die "Digitale Dividende"   

erstellt am
20  04. 10

Privatsender bezweifeln Sachlichkeit und Neutralität der aktuellen Regierungsstudie.
Wien (voep) - Anlässlich der unsachlichen öffentlichen Abqualifizierung des Digitalen Terrestrischen Fernsehens (DVB-T) seitens des Co-Autors der Regierungsstudie sowie einseitiger Politikeraussagen zur Vergabe der Digitalen Dividende stellt der Verband der Österreichischen Privatsender (VÖP) klar: "Wir können und müssen das Frequenzband der Digitalen Dividende nutzen, um Fernsehen weiter zu entwickeln und auch in Zukunft störungsfreien Empfang zu gewährleisten. Fernsehen ist nicht nur ein Wirtschaftsgut, sondern auch und vor allem ein Kulturgut. Fernsehen ist wichtig für die Kultur und Identität des Landes, ebenso wie für Meinungsvielfalt und Demokratie. Man darf die Zukunftsmöglichkeiten von Fernsehen nicht aus kurzfristigen wirtschaftlichen Erwägungen heraus beschneiden. Entgegen den Wunschvorstellungen der Mobilfunkindustrie bekräftigen wir deshalb unmissverständlich unseren Anspruch auf einen Teil der Digitalen Dividende.", macht Corinna Drumm, Geschäftsführerin des VÖP, deutlich. "Mit Besorgnis müssen wir feststellen, dass in der Debatte um die Vergabe mittlerweile manche Entscheidungsträger den Pfad der Sachlichkeit verlassen haben und sich als Mobilfunk-Lobbyisten outen. Wenn unhinterfragt Argumente der Mobilfunkindustrie wiedergegeben werden, lässt das für die Sachlichkeit der Entscheidungsfindung Schlimmes erahnen.", so Drumm weiter.

"Die terrestrische Übertragung ist für uns enorm wichtig. Die privaten Fernsehsender benötigen heute und auch in Zukunft die terrestrische Infrastruktur - man denke etwa an HD-TV oder 3D-Fernsehen. Wenn Kassenschlager wie ‚Avatar' aus den heimischen Kinos in 3D in die Wohnzimmer kommen sollen, dann bleibt ohne Digitale Dividende der Bildschirm schwarz. Es kann nicht angehen, dass diese Frequenzen, die ja wir Sender durch unseren Umstieg auf DVB-T mit Millioneninvestitionen erst freigemacht haben, nun für die Mobilfunker verwendet werden sollen, anstatt für die Weiterentwicklung des Fernsehens.", bringt es Mag. Markus Breitenecker, Geschäftsführer von PULS 4 und stellvertretender VÖP-Vorsitzender auf den Punkt. "Wir wollen an der Terrestrik auch in Zukunft festhalten, aber ohne Digitale Dividende geht das nicht. Aus unserer Sicht ist es zudem eine medienpolitische und volkswirtschaftliche Notwendigkeit, in die technische Weiterentwicklung des Rundfunks zu investieren."

Im Dezember 2009 wurde der ehemalige deutsche Politiker und IKT-Berater Arne Börnsen von der Österreichischen Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde (RTR) mit der Durchführung einer Studie zur Vergabe der Digitalen Dividende beauftragt. Er hat zuvor bereits als Gutachter der Deutschen Bundesnetzagentur gearbeitet und ihr die ausschließliche Nutzung der Digitalen Dividende durch den Mobilfunk empfohlen. "Ein Autor, der in einem Zeitungsinterview noch vor der Veröffentlichung seiner Studie die digitale Terrestrik wörtlich mit ‚Terrestrisches Fernsehen ist was für Blinde' kommentiert, lässt nicht nur jegliches Fingerspitzengefühl vermissen, er lässt auch massive Zweifel an seiner eigenen Unabhängigkeit aufkommen. Die erste Fassung der Studie war dem Vernehmen nach offenbar so tendenziös, dass selbst die Auftraggeberin abwinkte und die Ergebnisse nun nochmals überarbeitet werden. Die mit Ende März angekündigte Veröffentlichung der Studie verzögert sich mittlerweile schon um einige Wochen.", kommentiert Dr. Ludwig Bauer, Geschäftsführer von ATV und Vorstandsmitglied des VÖP, die Verwirrung rund um die Expertise, die eine klare politische Orientierung um die adäquate Nutzung der Digitalen Dividende bringen soll.

"Angesichts der Bedeutung der Digitalen Dividende für Österreichs Privatsender sowie der zahlreichen ungelösten Probleme bei einer etwaigen Vergabe an den Mobilfunk bauen wir nun darauf, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten nach Veröffentlichung der Studie noch ausreichend Gelegenheit zur Diskussion mit politischen Entscheidungsträgern bekommen werden, damit wir unsere Standpunkte einbringen können. Es besteht überhaupt kein Druck für überhastete politische Entscheidungen in dieser Frage.", meint die Führungsspitze des VÖP abschließend.

Zum Verband Österreichischer Privatsender (VÖP):
Der VÖP repräsentiert mittlerweile alle wesentlichen, am österreichischen Markt tätigen privaten Rundfunkunternehmen und zählt insgesamt 40 Mitglieder (Privat-TV Sender, Privatradiosender oder Vermarkter von Privatsendern). Der Verband vertritt die fachlichen Interessen seiner Mitglieder und unterstützt diese durch individuelle Beratung und Information. Der VÖP versteht sich außerdem als Partner der Politik und der Regulierungsbehörde KommAustria bzw. RTR-GmbH. Primäres Ziel des VÖP ist der Ausbau des dualen Rundfunksystems in Österreich und die Schaffung von fairen Wettbewerbsbedingungen.
 
Informationen: http://www.voep.at    
     
zurück