Weiterhin nur langsame Konjunkturbelebung in der EU und in Österreich   

erstellt am
06  05. 10

Wien (wifo) - Die Weltwirtschaft erholt sich weiter, wobei die Dynamik hauptsächlich von den USA und den Schwellenländern in Asien und Lateinamerika ausgeht. In den USA expandierte die Wirtschaft im I. Quartal um 0,8%, Konsum und Ausrüstungsinvestitionen waren weiterhin kräftig. In der EU und in Österreich entwickelte sich die Wirtschaft im I. Quartal mäßig. Während in Österreich die Bauwirtschaft wetterbedingt Produktionsausfälle verzeichnete, wirkten der Einzelhandel und der Tourismus stabilisierend. Der österreichische Arbeitsmarkt beginnt sich langsam zu stabilisieren.

Die Erholung der Weltwirtschaft hält weiterhin an, vor allem in den asiatischen und lateinamerikanischen Schwellenländern sowie den USA expandierte die Wertschöpfung im I. Quartal erneut kräftig. In den USA überstieg das BIP das Niveau der Vorperiode im I. Quartal um 0,8%. Dennoch verbessert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt nur sehr langsam. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag im März das dritte Mal in Folge bei 9,7%.

Das weltweite Finanzsystem gewann seit dem Herbst 2009 an Stabilität, wird aber weiterhin als labil eingestuft. Die hohe Verschuldung einiger Länder im Euro-Raum wurde zu einer zusätzlichen Belastung für die europäischen Finanzmärkte.

In der EU und im Euro-Raum verbesserten sich die Vertrauensindikatoren stetig. Allerdings dürfte sich die Wertschöpfung im I. Quartal nur mäßig entwickelt haben. Nach der Stagnation im IV. Quartal kündigt der Euroframe-Growth-Indikator für den Euro-Raum keine Beschleunigung der Aufwärtstendenz an. Vor allem das Bauwesen verzeichnete wegen des kalten Winters in einigen Ländern Produktionsausfälle. Gleichzeitig entspannte sich die Lage in der Industrie aber etwas. Vorlaufindikatoren deuten auf eine stärkere Konjunkturbelebung im II. Quartal hin.

Auch in Österreich kündigt sich gemäß dem aktuellen WIFO-Konjunkturtest in der Sachgütererzeugung nach der mäßigen Entwicklung zu Jahresbeginn eine Belebung im II. Quartal an. In der Industrie waren die Kapazitäten im April mit 79% um 3 Prozentpunkte besser ausgelastet als Anfang 2010. Auch zur künftigen Entwicklung überwiegen mittlerweile die positiven Erwartungen gegenüber den negativen, sodass mit einem Anhalten der Produktionssteigerung zu rechnen ist. In der Bauwirtschaft, welche bislang wenig dynamisch ist, stagniert die Auftragslage auf mittlerem Niveau.

Im Handel und Tourismus entwickelte sich die Konjunktur zu Jahresbeginn besser. Einzel- und Kfz-Handel verzeichneten einen guten Geschäftsgang, auch weil das Vorjahresniveau der Umsätze im Kfz-Handel vor der Einführung der Verschrottungsprämie im April 2009 besonders niedrig gewesen war. Der frühe Ostertermin schlug sich im Wintertourismus in einer Zunahme der Nächtigungen nieder.

Mit der internationalen Konjunkturerholung stabilisiert sich auch der Außenhandel langsam. Im Jänner blieb die Ausfuhr um nur noch 2,7% unter dem Vorjahresniveau, nachdem der Rückgang von Jänner bis Oktober 2009 durchschnittlich 22,7% betragen hatte.

Die Inflation beschleunigte sich in Österreich im März auf 2% (nach 1% im Februar). Dieser sprunghafte Anstieg ist hauptsächlich auf die Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen, die seit Ende 2009 wieder kontinuierlich steigen.

Die Stabilisierung der Konjunktur überträgt sich langsam auf den Arbeitsmarkt. Im April stieg die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten im Vorjahresvergleich um 17.200. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen verringerte sich erstmals im März (-4.800 gegenüber dem Vorjahr). Im April setzte sich der Rückgang fort (-8.600 gegenüber dem Vorjahr); allerdings befanden sich auch im April mehr Arbeitslose in Schulung (+26,3% gegenüber dem Vorjahr). Im April sank die saisonbereinigte Arbeitslosenquote nach österreichischer Berechnungsmethode auf 7,1%.

Methodische Hinweise und Kurzglossar
Periodenvergleiche: Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird von "saison- und arbeitstägig bereinigten Veränderungen" gesprochen.
Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Reale und nominelle Größen: Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Inflation, VPI und HVPI: Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch http://www.statistik.at/).

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest
Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.100 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit (http://www.itkt.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote: Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote:
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.
Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".
     
Informationen: http://www.wifo.ac.at    
 
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