Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus  

erstellt am
05  05. 10

Prammer: Würde und Recht des Menschen achten!
Wien (pk) - Wortlaut der Rede von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer bei der Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus: Sehr geehrte Damen und Herren!

Am Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus stellen wir unsere demokratische Kultur und unser gesellschaftliches Miteinander in den Mittelpunkt. Dieser Tag fordert uns, unser persönliches, unser gesellschaftliches und politisches Handeln auf den Prüfstand zu stellen.
Zunächst beginnt dies mit dem Hinterfragen der eigenen Rolle. Was tue ich, was tun wir, um demokratiefeindliche Einstellungen abzubauen? Wie verhalte ich mich, wie verhalten wir uns, im täglichen Leben angesichts von Gewalt, Rassismus und Ausgrenzung? Sehr geehrte Damen und Herren!

Jede und jeder Einzelne von uns verfügt über Potenziale, die wir gerne ausschöpfen - Kreativität, Wissbegierde oder Freude an der Begegnung mit anderen Menschen.

Wir dürfen aber nicht verkennen, dass wir nicht nur diese positiven Eigenschaften besitzen. In dieser Hinsicht ist das Milgram-Experiment aus dem Jahr 1961 in die Geschichte eingegangen. Damals wurden Menschen von einer Autorität angeleitet - nämlich von einem vermeintlichen Wissenschafter - andere Menschen bei falschen Antworten mit Elektroschocks zu quälen. Die Szenen waren nur gestellt, wären sie es nicht gewesen, wären dabei Menschen zu Tode gekommen.

Dieses Experiment wurde 2008 in veränderter Form wiederholt. Erschreckend ist, dass wiederum 70 % aller Männer und Frauen bereit waren, wieder bereit waren, anderen Schmerzen zuzufügen. Warum? Weil eine anerkannte Autorität - der Versuchsleiter - es so verlangte.

Offensichtlich ist der Glaube an Autoritäten, das Unterordnen in eine vermeintlich vorgegebene Hierarchie, nach wie vor tief in den Menschen verankert. Diese Autoritäten sind zwar dem Wandel der Zeit unterworfen, die Prinzipien bleiben aber dieselben - egal ob sich Autorität in Form eines Professorentitels oder in Form öffentlicher Meinung darstellt.

Was lässt sich daraus folgern: Autoritäten tragen eine besondere Verantwortung. Schließlich wird ihr Handeln oftmals übernommen ohne auch nur hinterfragt zu werden. Gerade gesellschaftliche Autoritäten können Vorbilder sein - seien es Lehrerinnen und Lehrer, Eltern oder Politikerinnen und Politiker. Und gerade sie sind aufgerufen, Autorität nicht als Selbstzweck zu missbrauchen. Sondern sie im positiven Sinne für demokratiebewusstes Handeln und Zivilcourage zu nutzen und diese Werte vorzuleben.

Sehr geehrte Damen und Herren! Was macht nun einen Menschen zu einer Demokratin und einem Demokraten? Die alleinige Ausübung des Wahlrechts jedenfalls nicht. Notwendig ist das kritische Hinterfragen eigenen und fremden Handelns und - die Folgen für die Gesellschaft. Niemand von uns wird im Bewusstsein geboren, was falsch ist, was richtig, was menschenrechtlich verwerflich oder demokratiepolitisch erforderlich. Die Achtung der Menschenrechte, die Kenntnis der Prinzipien demokratischen Zusammenlebens - all das sind Werte, die wir nach und nach erwerben.

Diese Aufgabe kann nicht allein von den Eltern wahrgenommen werden. Unser Anspruch an das Bildungssystem muss daher sein, nicht nur Wissen zu vermitteln. Kinder müssen auch so etwas wie Herzensbildung erfahren. Jedes Kind braucht nicht nur Faktenwissen, es muss auch gesellschaftliche Zusammenhänge erkennen und begreifen lernen.

Für die Politik bedeutet das, jungen Menschen ein entsprechendes Lernumfeld zu ermöglichen. Ich würde sogar sagen, nicht nur zu ermöglichen, sondern zu garantieren.
Erst politische Bildung und die Vermittlung demokratischer Prinzipien befähigen Menschen, sich in einer komplexen Welt selbst eine differenzierte Meinung zu bilden. Sie befähigen sie, sich an Hand dieser Meinung in einer Gesellschaft zu orientieren. Unsere Kinder und Enkelkinder haben einen Anspruch darauf, dass das Wissen um diese Werte vermittelt wird.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie notwendig es ist, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, verdeutlichen die Vorkommnisse des letzten Jahres. Es zeigt sich am Beispiel von Gedenkstättenschändungen oder neonazistischen Schmieraktionen. Es zeigt sich an immer wieder kehrenden Parolen der Ausgrenzung und Hetze. Manche meinen, das wären nur gesellschaftliche Randerscheinungen - eine Demokratie müsse solche Tendenzen aushalten.

Dieser Meinung bin ich nicht, denn das wäre nichts anderes als eine grobe Verharmlosung und damit völlig inakzeptabel. Denn der Blick in die eigene Geschichte lehrt uns, wozu Dulden, Wegsehen und Mitlaufen schon einmal geführt haben.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Unteilbarkeit der Würde des Menschen und die Achtung der Menschenrechte als Basis unseres Zusammenlebens sind unumstößliche Prinzipien. Jede und jeder Einzelne - in Politik und Gesellschaft gleichermaßen - hat die stete Verantwortung, für diese Prinzipien einzutreten, das eigene Handeln daran zu messen und jene in die Schranken zu weisen, die diese Prinzipien wissentlich mit Füßen treten.

Lassen Sie es mich auf den Punkt bringen: Rechtsextremismus ist keine politische Meinung. Rechtsextremismus ist ein offener Angriff auf die Menschenrechte und die Demokratie, und damit auf die Menschen selbst.

Ich weiß, dass es Zivilcourage erfordert, sich einzubringen, wo Unrecht geschieht. Und das ist nicht immer leicht. Es ist aber notwendig für eine gelebte und offene Demokratie. Hass und Ausgrenzung können nur dort wachsen, wo Angst - zum Beispiel vor dem Fremden - geschürt wird und Feindbilder unwidersprochen bestehen können. Vor allem in wirtschaftlich instabilen Zeiten können solche Parolen auf fruchtbaren Boden fallen. Umso mehr muss es daher Aufgabe der Politik sein, an den Schulen, in den Projekten und überall in der Gesellschaft, Demokratiebildung zu fördern.

Jeder und Jede von uns kann sich Tag für Tag entscheiden, ob er oder sie in den Kanon der Hetzer einstimmt oder sich dagegen entscheidet.

Und Politikerinnen und Politiker haben danach beurteilt zu werden, ob sie ein Umfeld der Hassparolen zulassen und fördern oder ob sie entschieden dagegen vorgehen.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn ich mich heute im Saal umsehe, dann blicke ich mit großer Zuversicht in die Zukunft. Bei uns sind jene 82 Jugendlichen, die an unserem Projekt teilgenommen haben. Sie alle haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und Beiträge erarbeitet. Heute war es uns leider nur möglich, einen sehr kleinen Ausschnitt davon zu zeigen. Darum freut es mich, dass alle Beiträge in einer Zeitung zusammengefasst wurden. Alle Videos und Texte finden Sie auch auf unserer Homepage.

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrlinge der ÖBB!
Ich danke Euch allen, dass ihr so engagiert gearbeitet habt! Selbstverständlich gilt mein Dank auch den Lehrerinnen und Lehrern Franz Aigenbauer, Ines Bernt-Koppensteiner und Judith Valtl, den Lehrlingsverantwortlichen Sabine Schatz und Erich Rubenzer sowie allen, die dieses Projekt von Anfang an begleitet haben. Insbesondere natürlich der Projektleiterin Mag. Claudia Weinzierl und den beiden Zeitzeugen Anna Hackl und Johann Freudenthaler. Ich danke dem Team der Gedenkstätte Mauthausen, dem Mauthausen Komitee Österreich, dem Team der Demokratiewerkstatt, der Innenministerin und der Verkehrsministerin und dem ORF für ihre Unterstützung.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Das "Damals" werden wir nie gänzlich begreifen. Das, was wir zu begreifen haben, ist das Heute. Denn unser heutiges Handeln liegt zur Gänze in unserer Verantwortung. Und genau dafür müssen wir vor uns selbst und vor anderen geradestehen. Einer, der uns in dieser Hinsicht großes Vorbild ist, ist unser diesjähriger Gastredner, der polnische Politiker und Schriftsteller Wladyslaw Bartoszewski. Geboren 1922, kann er als Zeitzeuge des nationalsozialistischen Terrors nicht nur aus einem Leben berichten, das der deutsche Politologe Hans Maier als "ganze Kette böser Überraschungen, tödlicher Gefahren und mühsamer Rettungen" bezeichnet hat. Bartoszewski zieht daraus auch eine entscheidende Lehre: nämlich, dass es notwendig ist, Zivilcourage zu zeigen. Und dass es richtig ist, seine Überzeugungen klar zu vertreten. Er hat dies unter Einsatz seines Lebens getan. Und er ist mit seinen Taten und Worten zum Vorbild für Generationen von Menschen - insbesondere in Polen und Deutschland - geworden und gibt sein Wissen bis heute - und dafür danken wir - unermüdlich weiter.

Ich freue mich sehr, Herr Staatssekretär Bartoszewski, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind und heute zu uns sprechen werden.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Auch die Jugendlichen haben sich die Frage gestellt, was wir alle tun könnten, damit es "Niemals wieder" ein verbrecherisches Regime wie den Nationalsozialismus geben kann.
Die Lehrlinge der ÖBB richten folgenden Appell an uns alle: "Hinschauen, wach sein, mit offenem Blick durch die Welt gehen, Mut beweisen und HANDELN!"

Ich danke Ihnen!

 

Mitterer: Wir müssen Zeugnis geben!
Wien (pk) - Wortlaut der Begrüßungsansprache von Bundesratspräsident Peter Mitterer bei der Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus:

Sehr geehrte Damen und Herren!
Am 5. Mai 1945 sind die ersten amerikanischen Einheiten im KZ Mauthausen eingetroffen und Häftlinge haben die Kontrolle im Lager übernommen.

Drei Monate zuvor, in der Nacht zum 2. Februar 1945, unternahmen ungefähr 500 Häftlinge einen Ausbruchsversuch, den nur elf von ihnen überleben sollten. Über drei Wochen wurden sie von der SS, dem Volkssturm und Teilen der Bevölkerung regelrecht gejagt. 65 Jahre später, am 2. Februar 2010, sind 66 Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Perg, der Hauptschule 18 Linz und des BRG Steyr sowie 16 Lehrlinge der ÖBB den Weg der "Mühlviertler Hasenjagd" nachgegangen. Sie haben sich in den Wochen danach sehr intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Der Film, den Sie soeben gesehen haben, dokumentiert das eindrucksvoll. Und ich freue mich sehr, die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern heute im Parlament begrüßen zu können.

Sie berichten, wie eindrucksvoll die Begegnung mit Frau Anna Hackl und Herrn Johann Freudenthaler war, die zu den wenigen gehören, die heute noch in besonders engagierter Weise persönlich Zeugnis von den Ereignissen im Feber 1945 geben. Es ist eine große Ehre, Frau Hackl und Herrn Freudenthaler hier zu begrüßen. Mit ihnen begrüße ich auch viele andere Menschen, die diese Zeit erlebt und durchlitten haben, die in vieler Weise bis heute unermüdlich Zeugnis davon geben. Einer von Ihnen, Herr Staatssekretär der Republik Polen, Dr. Wladyslaw Bartoszweski, wird heute als Redner zu uns sprechen. Herzlich Willkommen!

Wir sind uns sehr bewusst, dass die Aufgaben, die Sie erfüllen, das Zeugnis, das Sie geben, bald ganz allein in unseren Händen liegen werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Opferorganisationen, die Organisationen der Widerstandskämpfer, die vielen Initiativen im Bereich der Schul- und Erwachsenenbildung, Gedenkstätten sowie die Israelitische Kultusgemeinde, Kirchen und andere Religionsgemeinschaften ihr Wirken fortsetzen und sichern. Ich darf ihre zahlreichen Vertreterinnen und Vertreter begrüßen und Ihnen unsere Anerkennung aussprechen.

Der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 5. Mai ist der erste unter den Gedenktagen, die die Republik Österreich begeht. Mit großer Hochachtung begrüße ich den wiedergewählten Herrn Bundespräsidenten Doktor Heinz Fischer, die Frau Präsidentin des Nationalrates Magistra Barbara Prammer und an der Spitze der Bundesregierung Herrn Bundeskanzler Werner Faymann und Herrn Vizekanzler Josef Pröll. Ich begrüße die Abgeordneten zum Nationalrat und die Mitglieder des Bundesrates sowie die Präsidenten und die Präsidentin der Höchstgerichte.

Schließlich begrüße ich die Mitglieder der Kammermusikgruppe Atout, die diesen feierlichen Anlass mit Stücken von Hans Gál und Egon Wellesz umrahmen wird.

 

Neugebauer: Respekt, Toleranz, Zivilcourage
Wien (pk) - Wortlaut der Rede des Zweiten Präsidenten des Nationalrats, Fritz Neugebauer, bei der Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus.

"Heute ist wieder ein Zug angekommen. Dann haben sie den Fischwaggon aufgemacht und dann sind sie hinaus gefallen: Hochschwangere, kleine Kinder – mein Gott und alle haben sie ins KZ gebracht, vom Bahnhof ins KZ hinauf", erinnert sich Zeitzeugin Anna Hackl.

Mauthausen bedeutete Vernichtung des sogenannten Gegners. Gemordet wurde durch Erschlagen, Erhängen, Verhungern und Erfrieren lassen, Herzinfektionen, Vergasung.

2. Februar 1945: 500 Häftlinge, fast ausnahmslos sowjetische Offiziere wagen die Flucht. Nicht nur die SS, sondern auch die Bevölkerung beteiligte sich an der Suche.

65 Jahre später: 2. Februar 2010: Jugendliche aus Oberösterreich und Lehrlinge der ÖBB versuchen am selben Ort zu begreifen, was damals geschehen ist. Sie begeben sich bei eisigen Temperaturen auf Spurensuche der sogenannten "Mühlviertler Hasenjagd". Die Schüler und Lehrlinge waren dort, wo die KZ-Häftlinge um ihr Leben rannten.

In den Wochen danach haben sich die Jugendlichen in ihren Schulen mit Unterstützung der Lehrer und der Demokratiewerkstatt des Parlaments intensiv mit dem befasst, was sie gesehen und erfahren haben. Sie haben begonnen, nachzuforschen, nachzufragen, nachzudenken, untereinander und mit der Bevölkerung darüber zu diskutieren.

Gestern durfte ich ebenfalls mit den Jugendlichen, die ich noch einmal besonders begrüßen möchte, über das, was sie erlebt und gelernt haben, ausführlich debattieren. Ich bin beeindruckt von ihrem großen Verständnis und davon, wie sehr es ihnen gelingt, eine Verbindung zu ihrer Gegenwart und zu ihrer Lebenswelt herzustellen. Ein Zeichen, das auch der Politik klar macht, dass Gedenken eine zukunftsgerichtete Aufgabe ist.

Es geht aber nicht bloß um die Sammlung von Wissen darüber, was geschehen ist, und wozu Menschen fähig sind. Es geht darum, Werte und Haltungen anzueignen, mit denen wir leben wollen – Werte, wie Respekt, Toleranz, Zivilcourage – Werte, liebe Jugendliche, mit denen Ihr Euch in den Workshops intensiv befasst habt, die Ihr nun einfordert bei Euren Freunden, bei Euch und von der Politik.

So war auch der nun seit 15 Jahren tätige Nationalfonds Bekenntnis und Ausdruck eines neuen und verantwortungsbewussten Selbstverständnisses im Umgang der Republik Österreich mit ihrer Geschichte und dazu, dass zahlreiche Österreicher aktiv an den Verbrechen des Holocaust beteiligt waren und andere bewusst weggeschaut haben. Daraus resultiert eine Mitverantwortung, der sich Österreich seit den 90er Jahren in einer besonderen Weis bewusst geworden ist. Österreich hat diesen Weg mit der Einrichtung des Entschädigungs- und Versöhnungsfonds sowie anderen Aktivitäten fortgesetzt.

Es zeichnet heute unser Beisammensein aus, dass Sie, verehrter Herr Prof. Wladyslaw Bartoszewski, bei uns sind. Sie haben das Gedenken als Reflexion definiert, die in aller Stille stattfindet. Ein nachdenkliches Schweigen und ein geduldiges Lauschen nach den "Geisterstimmen der Vergangenheit". Ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie das heutige Zusammentreffen von Jung und Alt mitgestalten und wir so den Bogen über die Generationen spannen. Denn wir haben in den vergangen Jahren erfahren, wie schwer es für Menschen sein kann, das in Worte zu fassen, was sie durchleben und durchleiden mussten. Wir haben auch erfahren, wie schwer es für uns, die nur am Rande oder gar nicht mehr von all dem betroffen sind, sein kann, angemessene Worte zu finden. Und genau hier setzt das Projekt auch wieder an: Es sind das Gespräch und die unmittelbare Erfahrung für die Jugendlichen, die sie aufrütteln und zu engagierter Auseinandersetzung führen, wie uns dies auch heute beeindruckend veranschaulicht wurde.

Liebe junge Freunde, Prof. Bartoszewski hat das sein ganzes Leben über getan. Er hat im polnischen Widerstand gekämpft, war in Auschwitz und nahm am Warschauer Aufstand teil. Er ist ein großer Historiker und Politiker. 2008 hat er in einer Rede in Dachau Gedenken als "Aufbegehren gegen die Gleichgültigkeit" bezeichnet. Das ist es wohl auch, was sein Leben und Wirken charakterisiert. Damit baut er auch die Brücke zwischen den Erfahrungen, die Ihr im Rahmen des Projekts gemacht habt, und seinen Erfahrungen und dem, was die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die heute unter uns sind, erfahren und erlebt haben.

"Bildung allein ohne Rückbesinnung auf die fundamentalen Werte, kann in die Irrwege der perfektionierten Unmenschlichkeit führen" hat Prof. Bartoszewski formuliert und auch der Erziehungspsychologe Haim Ginott appelliert in einem polnischen Lehrbuch über den Holocaust: "Liebe Lehrer! Ich bin Überlebender eines Konzentrationslagers. Meine Augen haben gesehen, was niemand je sehen sollte. Gaskammern, gebaut von gelernten Ingenieuren, Kinder, vergiftet von ausgebildeten Ärzten, Säuglinge, getötet von geschulten Krankenschwestern, Frauen und Babys, erschossen und verbrannt von Hochschulabsolventen... Meine Forderung ist, dass Lehrer ihren Schülern helfen, menschlich zu werden… Lesen, Schreiben, Rechnen sind nur wichtig, wenn sie dazu dienen, unsere Kinder menschlicher werden zu lassen."

Ich danke allen in unserem Land, insbesondere den Pädagoginnen und Pädagogen, die auch die dunklen Seiten unserer Geschichte mit unser Jugend aufarbeiten und sie so zu einem Miteinander und nicht Gegeneinander führen.

Liebe junge Freunde, Ihr habt durch die intensive Beschäftigung mit Mauthausen bewusst einen tiefen Blick in eine Zeit gewagt, die den Einbruch der Unmenschlichkeit in die zivilisierte Welt bedeutete. Und Ihr habt in beeindruckender Weise Eure Schlussfolgerungen gezogen: Gedenken ist Verpflichtung zum Aufbegehren gegen die Gleichgültigkeit oder wie es einer von Euch formulierte: "Was mir in Mauthausen bewusst wurde: Nicht wegschauen sondern handeln!"

 

Bartoszewski: Verantwortungsbewusst mit der Vergangenheit umgehen!
Wien (pk) – Wortlaut der Rede des früheren polnische Außenministers, Staatssekretär Wladyslaw Bartoszewski, bei der Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus.

Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin Prammer,
sehr geehrter Herr Bundesratspräsident Mitterer,
verehrte Damen und Herren Abgeordnete!

Ich habe heute die Ehre – und manche von den hier Anwesenden werden sich daran vielleicht noch erinnern können –, schon zum zweiten Mal die Rede zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem hochgeschätzten Parlamentsgremium zu halten. Es ist für mich gewissermaßen ein rundes Jubiläum, denn meine frühere Adresse an das Hohe Haus fand vor zehn Jahren statt, im Mai 2000. Erlauben Sie mir daher, für die erneute Einladung aufrichtig und herzlich zu danken.

Natürlich unvergleichbar wichtiger als mein persönliches Jubiläum ist die Tatsache, dass dieser Anlass in einer ganzen Reihe von runden Jahrestagen, Gedenkfeiern und Jubiläen steht, die wir neulich begangen haben oder begehen, und die den europäischen Völkern im erfreulichen wie im tragischen Sinne gemeinsam sind. Ich denke hier an die beiden großen Anlässe des vergangenen Jahres 2009, in dem sich zum 70. Mal das Drama des Kriegsausbruchs jährte und zugleich zum 20. Mal der Sieg der Freiheit und der Einheit in Mitteleuropa bejubelt werden konnte. Zwei Ereignisse, so unterschiedlich wie der Tod und das Leben, und dabei doch paradoxerweise wie der Tod und das Leben miteinander untrennbar verwobene Meilensteine der neuesten Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und ich denke auch an die diesjährigen Termine, wie den 65. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen Konzentrations- und Todeslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar. Dieses Datum wurde in manchen Ländern – unter anderem in Deutschland – zum symbolischen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, ähnlich wie der 5. Mai in Österreich, das Datum der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen.

Sind die letztgenannten eigentlich erfreuliche Anlässe? Wenn man sie aus der Perspektive der damals überlebenden Häftlinge betrachtet – einer vergleichsweise Handvoll Geretteter von dem Rand des gähnenden Abgrunds, der Millionen Anderer verschluckte –, wenn man sie also aus der Sicht des Sieges über die unmenschlichen Übel des nationalsozialistischen Mordsystems erblickt, dann gewiss! Aber gleichzeitig: Wenn einer dem unvorstellbaren Bild von Leichenhaufen und Bergen menschlicher Asche gegenübersteht, dann empfindet er keine Freude über die Befreiung. Er empfindet nur Trauer, denn er hat das Werk der Bestie im Menschen gesehen, auch wenn die Bestie mit Aufwand von Millionen Leben zerschlagen werden konnte. Er empfindet Schmerz. Und er empfindet schließlich Angst, ob diese Bestie je gänzlich aus der menschlichen Seele zu entwurzeln, zu verbannen und auszurotten ist. Oder ob sie ungeahnt in dunklen Ideenwelten so mancher braver Bürger überdauert.

Nein, Gedenktage wie der heutige, sind keine Feste der Freiheit und Freude. Es ist unangenehm, aber richtig, wenn sie mit Angst und Schrecken erfüllen, solange dieser Schrecken uns motiviert anstatt uns erstarren zu lassen. Wir sind mittlerweile gewöhnt, bei Gedenkzeremonien mit in Trauer hängenden Köpfen vor Denkmälern und Gräbern, vor Symbolen des Leidens, unsere Achtung gegenüber den Opfern auszudrücken. Ich glaube aber, dass Anlässe wie dieser dazu da sind, um den Ermordeten für einen Augenblick unsere Münder zu leihen, damit sich aus dem Jenseits Stimmen erheben können. "Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden", heißt es in der Genesis, Kapitel 4, Vers 10.

Es wird gesagt, dass dafür, was Menschen in Konzentrationslagern angetan wurde, keine Worte adäquat sind. Dass das Ausmaß des Grauens sprachlich unbeschreiblich sei. Dass einer nur in stiller Reflexion schweigen kann. Aber dort, wo die Gerechtigkeit und die Vernunft schweigen, können Dämonen lautstark Massen in ihren Bann ziehen. Meine Generation hat schon einmal ein Europa erlebt – viele nicht überlebt –, in dem stillschweigend zugesehen wurde, wie das Böse erwacht und schrittweise willige Mitläufer gewinnt. Ich bin einer der Zeitzeugen jener Phase der europäischen Geschichte; und als Pole, erzogen in einer durchschnittlichen bürgerlichen Familie in Warschau, habe ich die Erschütterung der damaligen europäischen Ordnung und die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs von Anfang an bewusst miterlebt.

Ein Jahr vor meinem Abitur wurde die souveräne Republik Österreich von der Landkarte gelöscht, der erste Staat Europas, der schon im März 1938 seiner Souveränität beraubt wurde, wodurch dann Millionen Österreicher vor tragische Dilemmata gestellt wurden, die die Kraft der meisten Durchschnittsbürger überstiegen. Am 40. Jahrestag der Ereignisse vom März 1938 hat der damalige Bundespräsident, Dr. Rudolf Kirchschläger, ein allseits verehrter österreichischer Patriot, folgendermaßen zu diesem Problem Stellung genommen:

"Die Welt kennt die Bilder vom Einzug Hitlers in Österreich. Worüber sie weniger Bescheid weiß, ist die große Verhaftungswelle, welche noch in der Nacht des 11. März begann und in den folgenden Wochen unser Volk seiner politischen Repräsentation beraubte, tiefe Wunden in viele Familien riss und tausende von Österreichern zur Flucht ins Ausland veranlasste."

Die Gesamtbilanz der Kriegsverluste und Zerstörungen Österreichs ist beeindruckend. Wie aus glaubhaften Dokumentationen hervorgeht, wurden über 2.500 Österreicher in Gerichtsverfahren als aktive Widerstandskämpfer zum Tode verurteilt und hingerichtet. Rund 16.500 österreichische Widerstandskämpfer in Konzentrationslagern ermordet, fast 10.000 in Gestapogefängnissen. Dazu kommen über 50.000 österreichische Juden, deportiert und anschließend in verschiedenen Konzentrationslagern und Vernichtungslagern umgebracht. Darüber hinaus ist fast eine halbe Million Österreicher auf Schlachtfeldern des von Hitler entfachten Infernos gefallen. Auf das blutige Konto des Krieges gehen schließlich auch zivile Opfer von Luftangriffen.

Andererseits darf man bei Anlässen wie dem heutigen nicht jene Österreicher übersehen, die sich massenhaft und freiwillig an den Maßnahmen des NS-Regimes gegen die eigenen Landsleute beteiligt haben. Der Bundespräsident Österreichs in den Jahren 1951 - 1957, Theodor Körner, hat kurz nach der Befreiung erklärt:

"Die menschliche Natur besitzt die wunderbare Eigenschaft, die angenehmen Erlebnisse in dauernder Erinnerung zu behalten, die unangenehmen dagegen mit der Zeit abzustreifen. Sie verblassen im Laufe der Jahre, man unterdrückt schließlich selbst die Erinnerung daran, ist froh, darüber nicht mehr sprechen zu müssen, bis sie schließlich im Bewusstsein ganz zurücktreten und nach und nach erlöschen. Diese für das Gemütsleben und das Nervensystem des Menschen erfreuliche Eigenschaft ist zugleich eine politische und kulturelle Gefahr, denn was der Faschismus der Menschheit angetan hat, darf nicht in Vergessenheit geraten."

Ein erfreulicher Umstand besteht darin, dass in vielen Ländern Europas – auch in Österreich – inzwischen Generationen herangewachsen sind, die die Vergangenheit neu entdecken. Ihren Großeltern war es im allgemeinen nicht gegeben, die Geschichte der unlängst vergangenen Jahre kennenzulernen und darüber zu reflektieren. Die Gründe dafür sind sehr kompliziert; die häufigste Ursache besteht in der vor mir erwähnten lähmenden Angst, dass die an den Ereignissen der Kriegszeit beteiligte Generation ihre eigene Haltung beurteilen müsste. Für die jüngeren Generationen steht es aber außer Zweifel, dass der Vollzug von Gerechtigkeit unter anderem darin besteht, dass man die Opfer weiterhin ehrt und die Vollstrecker der NS-Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten lässt.

Als ehemaliger polnischer Häftling eines Konzentrationslagers und als Historiker des Zweiten Weltkriegs möchte ich diese ehrenvolle Gelegenheit nutzen, um von ganzem Herzen eben jenen vielen Österreichern zu danken, die sich unermüdlich für das Gedenken an die Vergangenheit einsetzen. Dankbarkeit von uns allen, die wir Zeugen jener Jahre sind, gebührt den österreichischen Historikern, Schriftstellern und Publizisten, die viel Zeit und Mühe – oft ihr gesamtes Werk zu Lebzeiten – darauf verwendet haben, um ein tiefschürfendes, richtiges Bild der komplizierten Menschenschicksale zu zeichnen und zu verewigen. Hier könnte man viele Namen nennen, doch beschränke ich mich auf die von Simon Wiesenthal und Frau Prof. Erika Weinzierl. Erinnern möchte ich auch an einen hervorragenden Österreicher, den steirischen Altlandeshauptmann Dr. Stepan, einen ehemaligen KZ-Häftling, mit dem ich 1963 in Graz über unsere Lagererfahrungen sprechen konnte, und an die Freunde meiner Generation – in der Kriegszeit gezwungenermaßen Wehrmachtssoldaten – Dr. Kurt Skalnik und Dr. Wolfgang Kraus, durch die ich das Phänomen der österreichischen Identität und des tiefen österreichischen Patriotismus besser begreifen lernte.

In meiner Erinnerung bleiben auch die Namen der über 80 vom Institut Yad Vashem in Jerusalem als "Gerechte unter den Völkern der Welt" geehrten Österreicher, die bereit waren, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um andere in tödlicher Bedrohung zu retten.

Sehr geehrte Frau Nationalratspräsidentin, sehr geehrter Herr Bundesratspräsident, verehrte Damen und Herren!

Wie schon erwähnt, spreche ich vor dem Hohen Haus schon zum zweiten Mal, nach zehn Jahren. Was wäre meinen Gedanken von damals hinzuzufügen? Hat es Sinn nach neuen Reflexionen über Ereignisse zu suchen, die mit jedem Jahrestag zeitlich von uns ferner rücken und immer weniger Lebende direkt betreffen? Bedenken wir aber, dass sich Europa seit 2000 wesentlich geändert hat. Dass wir inzwischen eine Gemeinschaft unter dem Schirm der EU bilden, und dass gerade in diesem neuen, zukunftsorientierten und offenen Europa die Neigung zur Suche und zur Debatte über die Wurzeln unserer Identität und Gegenwart stärker auftaucht als noch vor Jahren, wenn alle geschichtlichen Kapitel abgeschlossen zu sein schienen und doch in Wahrheit aus Mangel an Dialogwegen nur eingefroren waren.

Dieses gegenwärtig auflebende Interesse an der Geschichte ist einerseits erfrischend, bringt andererseits auch vielerorts alte Konflikte ins Licht. Doch in meinen Augen ist es immer vorteilhafter sich mit historisch bedingten Vorurteilen öffentlich auseinanderzusetzen, als sie unbeaufsichtigt brodeln zu lassen, bis sie zum Nährboden für erneutes Unheil werden. Erlauben Sie deshalb, dass ich meine Rede mit dem Plädoyer für verantwortungsbewussten Umgang mit der Vergangenheit – vor allem mit ihren tragischen Seiten – abschließe. Für Rückbesinnung auf die Lehre der Erfahrung. Und für ein offenes Ohr für die Stimmen der Opfer, deren wir heute gedenken, der Opfer unterschiedlichen Geschlechts, Glaubens, unterschiedlicher Nationalität: Juden, Sinti und Roma, Slawen, aber auch Österreicher, die den Mut zu Ungehorsam im Einklang mit dem eigenen Gewissen hatten. Auch wir brauchen heute Mut zum zivilen Ungehorsam, um Fehler und Übel im Zusammenhang mit grausamer Vergangenheit beim Namen zu nennen.

Für denkende Menschen, insbesondere jene, die an einen Gott glauben, führt kein Weg an der Tatsache vorbei, dass unter den Schuldigen nicht nur unmittelbare Täter sind, sondern auch die Gleichgültigen. Gleichgültigkeit gegenüber dem Bösen ist die größte Sünde. Geben wir uns nicht damit zufrieden, dass in irgendeinem Land - obwohl dies positiv ist - die einst begangenen Verbrechen zugegeben und angeprangert werden. Setzen wir uns mit der Quelle des Unheils in unserem eigenen Haus auseinander. Der Mensch des 21. Jahrhunderts, der glückliche Mensch der Zukunft, braucht vor allem eines: reines Gewissen. Und es gibt kein reines Gewissen ohne fundamentale Wahrheit. Das wünsche ich den Österreichern, das wünsche ich uns -allen Menschen. Danke.

 

Frauenberger: "Null Toleranz für Rassismus"
Wien (rk) - Anlässlich des Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus appellierte Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger, auch heute nicht wegzusehen und aktiv gegen jeden Form von Fremdenfeindlichkeit, gegen Antisemitismus wie auch gegen Islamfeindlichkeit vehement aufzutreten. Es sei unabdingbar, immer wieder sichtbare Zeichen für Zusammenhalt, für Zivilcourage, für Integration, für ein Miteinander statt Gegeneinander zu setzen, sagte sie. In diesem Sinne Haltung zu zeigen, sei daher ein Gebot der Stunde. Das bedeute auch, so Frauenberger, nie zu vergessen, welches ungeheure menschliche Leid Antisemitismus, Rassismus und Menschenhatz gegen anders Denkende angerichtet haben.

Frauenberger wörtlich: "Wir dürfen und werden es daher auch nicht zulassen, dass die Ängste von Menschen, um den Arbeitsplatz, um die gesicherte Existenz missbraucht werden, um mit alt bekannten Methoden Hass zu sähen, die Gesellschaft zu spalten, und um auf dem Rücken von Menschen Stimmenmaximierung zu betreiben. Verhetzungspolitik ist nicht zu tolerieren."

Zwtl.: Breites Bündnis für Integration, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
Gegen menschenverachtende Parolen gebe es nur eine Strategie: Ein breites Bündnis für Integration und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Im Zentrum der Wiener Integrationspolitik stehe daher auch die Förderung des Zusammenlebens in dieser Stadt, hielt Frauenberger fest.

Grundvoraussetzung dafür sei es, so die Stadträtin, den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt zu stärken. Frauenberger nannte als Beispiel dafür die Aktion "Sei dabei" 2010, in deren Rahmen Menschen, egal ob schon lange ansässig oder zugewandert, in einen nachhaltigen Dialog gebracht werden sollen. Auf diese Weise sollen heuer 100 Projekte initiiert werden. Hier gehe es ganz wesentlich um das Stärken von nachbarschaftlicher Solidarität und Zivilcourage und damit um aktive Antirassismusarbeit, sagte sie.

Frauenberger abschließend: "Für jede Form von Rassismus hat Null Toleranz zu gelten. Dafür stehe ich als Integrationsstadträtin, dafür steht Wien und dafür setzt sich Wien aktiv ein. Mein integrationspolitisches Ziel ist es jedenfalls in Vielfalt respektvoll zusammenzuleben und eine gemeinsame Sprache zu sprechen, getragen von einer klaren Haltung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit."

 

Glawischnig: Aus der Vergangenheit lernen und Spaltungsrhetorik vermeiden
Wien (grüne) - Anlässlich des Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus mahnt die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig eine sensiblere politische Kultur ein. "Gerade in Zeiten der Krise ist es die Hauptaufgabe der Politik, die Gesellschaft zusammenzuhalten und auf Solidarität vor allem gegenüber kleinen Gruppen einzuschwören. Derzeit orte ich leider das Gegenteil. In erschreckender Verantwortungslosigkeit bedienen sich viele PolitikerInnen einer Spaltungsrhetorik vor allem zwischen gebürtigen ÖsterreicherInnen und Zugewanderten bzw. Flüchtlingen." Für Glawischnig führt dies augenscheinlich zu Diskriminierung. "Gegen AusländerInnen zu schimpfen, sie zu Sündenböcken zu machen, gehört bedauerlicherweise bereits zu unserem Alltag. Vom Erstaufnahmezentrum Eberau über die Burkaverbotsdebatte bis hin zum jüngsten ÖVP-Vorschlag, Kinderbeihilfe für AusländerInnen geringer ausfallen zu lassen als für InländerInnen. Fällt der ÖVP keine bessere Antwort auf die Rechtsaußen-Partei FPÖ ein, als ihr nach dem Mund zu reden? Ist das das Verantwortungsbewusstsein einer christlich-sozialen Partei? Der Folgen solcher Ausgrenzungen in Krisenzeiten gedenken wir heute." 
 
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