Lange Nacht der Kirchen in Wien   

erstellt am
19  05. 10

Wien (langenachtderkirchen) - Am Freitag, 28. Mai 2010 findet zum 6. Mal die Lange Nacht der Kirchen statt. Zwei Besonderheiten fallen auf: Es machen immer mehr Kirchen am Land mit und es ist ein länderübergreifendes Projekt geworden.


Prälat Karl Rühringer, Bischofsvikar für das Vikariat Wien Stadt
In Österreich beteiligen sich mehr als 730 Kirchen vom Boden – bis zum Neusiedlersee. Erstmals öffnen über 320 Kirchen in allen Diözesen in Tschechien in der „Noc kostelu“ ihre Pforten. Auch Gemeinden in Slowenien und Friaul sind mit dabei. Vom Anfang an war die Lange Nacht ökumenisch ausgerichtet, sodass auch heuer alle 14 christlichen Konfessionen, die im „Ökumenischen Rat der Kirchen“ vertreten sind, mittun.

Eröffnet wird die Lange Nacht der Kirchen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Rumänisch-orthodoxen Kirche in Wien 11, Simmeringer Hauptstraße 161 um 18:00 Uhr.

Im Bereich der römisch-katholischen Erzdiözese Wien werden 176 - alleine im Stadtgebiet von Wien 138 - Kirchen von 18:00-1:00 Uhr früh offen stehen. Mehr als 1.040 (alleine in Wien 770) Programmpunkte laden ein zu verweilen, zu sehen, zu hören, zu meditieren, zu beten.
Die Bandbreite ist groß: Musik, Führungen, Diskussionen, Turmbesteigungen, spirituelle Schätze der Ordensgemeinschaften, Meditation, Mystik und Gebet. Es sind Programmpunkte für Kinder, Jugendliche, Erwachsene – und alles bei freiem Eintritt.

Es ist eine Zeitreise an diesem Abend, was Architektur, Musik und künstlerische Ausgestaltung betrifft.

Kirche als Ort der Begegnung wird gerade in diesem Jahr von Bedeutung sein, wo so viele Diskussionen laufen. In der Lange Nacht der Kirchen soll Kirche sichtbar werden als Ort des gelebten Glaubens. Engagierte Menschen präsentieren mit hoher Motivation und Ehrenamtlichkeit aus der Lebendigkeit ihres Glaubens heraus ihre Pfarrgemeinden, ihre Ordensgemeinschaften, ihre sozialen, kulturellen und geistlichen Wirkungsfelder.
An diesem Abend gibt es auch viele Orte der Gastfreundschaft an und bei den Kirchen, die zu Gespräch und Diskussion einladen.
Diese 6. Lange Nacht der Kirchen steht unter dem Motto aus dem Propheten Jesaja: „Weder bei Tag noch bei Nacht dürfen sie schweigen“ (Jes 62,6). Es ist ein zeitgemäßes Projekt, vor allem auch für Menschen, die auf der Suche nach Sinn und Orientierung sind. Menschen, die der Kirche unentschlossen oder distanziert gegenüber stehen finden vielleicht einen neuen Zugang zu ihr.

Die Lange Nacht der Kirchen bietet den Besuchern Gelegenheit, die Kirche in ihrer Vielgestalt als Ort und Raum für Glaubens- und Kulturgeschehen bewusster wahrzunehmen.

Mag.Hansjörg Lein, Superintendent
Die Bedeutung der Kirchen in unserer gegenwärtigen Gesellschaft ist umstritten, ja mehr noch: sie wird von vielen bezweifelt oder sogar massiv bekämpft.

Die Kritik am organisierten Christentum mit all seinen Fehlern und Schattenseiten steht im Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung und der Medien. Das ist bitter und hart. Dem haben sich die Kirchen zu stellen.
Die Türen werden weit geöffnet

Die Lange Nacht der Kirchen ist zum wiederholten Mal der gelungene Versuch, in besonderer Weise einmal im Jahr zur nächtlichen Stunde die Türen ganz weit zu öffnen und viele Menschen neugierig zu machen auf das, was in kirchlichen Räumen möglich ist. Wer den Schritt über die Schwelle wagt, wird staunen über die Offenheit der Gastgeber und die Vielfalt der christlichen Traditionen.

Die Lange Nacht der Kirchen möchte einerseits Scheu und Distanz abbauen helfen, sie ist anderseits eine hervorragende Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen „der anderen“.
Die Kleinen freuen sich besonders

Diese Nacht hat auch viel zu tun mit Erwachsenenbildung, mit Erleben von Musik und Kultur, mit Diskussion über heiße Themen, mit Auseinandersetzung und Streitgespräch, mit Stille, Meditation und Gebet.

Besonders die kleineren und unbekannteren Kirchen freuen sich, wenn interessierte Gäste kommen und so ihr Interesse und ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen.

Phantasie, Kreativität und prominente Gäste
Auch für viele Insider ist die Lange Nacht der Kirchen eine gute Gelegenheit, gemeinsam mit anderen etwas Besonderes zu veranstalten, das sonst in der Routine des kirchlichen Alltags nicht möglich ist. Viel Phantasie und Kreativität wird auf diese Weise freigesetzt und trägt zur Intensivierung des Gemeinschaftslebens bei. Und so manche prominente Gäste nehmen die Einladung zur Mitwirkung gerne an, ist doch der kirchliche Rahmen eine besondere Herausforderung z.B.für KünstlerInnen, Politikerinnen oder Fachleute aller möglichen Gebiete.

Good news der Vergebung, der Liebe und der Befreiung
In erster Linie geht es in der Langen Nacht der Kirchen ja nicht um die Organisation des christlichen Glaubens, sondern wirklich um die Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus, das auf mannigfaltige Weise zu den Menschen kommen soll. Unsere Gesellschaft, die überflutet wird von bad news braucht nichts dringender als good news voller Zeichen der Hoffnung und Ermutigung.

Mitten in dieser Welt voller Bosheit, Tragik und Zwängen gilt es, Gottes Wort der Vergebung, der Liebe und der Befreiung zu sagen. Dazu dient exemplarisch diese Lange Nacht.
Drei Highlights in evangelischen Kirchen

„Pfingsten der Künstlerinnen und Künstler“: Auferstehungskirche im 7.Bezirk, Lindengasse 44a
Dabei geht es um die Beziehung von Kirche und Kunst unter dem Zeichen des Heiligen Geistes.
Mehr als 50 Kunstschaffende aus den Bereichen Musik – Malerei – Bildende Kunst – Fotografie – Tanz – Dichtung kommen aus verschiedenen Gemeinden unserer Kirche und gestalten diese Nacht als festliche Begegnung.

Bischofsvikar Nicolae Dura, rumänisch-orthodoxe Kirche
Die Lange Nacht der Kirchen ist seit sechs Jahren eine Tradition, nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern. Mehr als 1000 Kirchen in Österreich und Tschechien sind offen. An dieser katholischen Initiative, die eine große Aufgeschlossenheit für die Ökumene zeigt, da bin ich froh, wirken alle 14 Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich mit.

Die "Lange Nacht der Kirchen" ist wie ein Mosaik: Wenn wir in eine Kirche gehen, können wir verschiedene Schönheiten betrachten und jede Kirche hat eigene Besonderheiten. Die "Lange Nacht der Kirchen" ist eine Möglichkeit einander "face to face" zu begegnen. Beim Gottesdienst können wir nicht so viele Gespräche führen, aber die Lange Nacht bietet gerade diese Gelegenheit.

Die "Lange Nacht der Kirchen" ist ein ökumenisches Ereignis, und eine ausgezeichnete Möglichkeit unsere christlichen Bereicherungen zum Ausdruck bringen und zugleich unsere Freude. Auch wenn wir noch nicht die volle sichtbare Einheit der Christen erreicht haben, haben wir doch die christliche Gemeinschaft erreicht.

Wir sind froh, dass in Österreich die Gelegenheit der Langen Nacht der Kirchen haben, und auch über die Grenzen haben und ich bin überzeugt, dass im siebten Jahr viele Kirchen anderer Länder mit uns bei der Langen Nacht sein werden.

Ich bin stolz, dass der Eröffnungsgottesdienst heuer erstmals in einer orthodoxen Kirche stattfindet, in unserer neu geweihten rumänisch-orthodoxen Kirche in Simmering.
Am Ende des Gottesdienstes werden gesegnete Brote ausgeteilt, auch wenn wir noch nicht gemeinsam Eucharistie feiern können. Wir leben in versöhnter Verschiedenheit im ökumenischen Rat der Kirchen. In Österreich ist die Ökumene schon 52 Jahre alt, also erwachsen geworden. Wir dürfen uns mehr trauen.
     
Informationen: http://www.langenachtderkirchen.at/    
 
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