Doyen des Wienerliedes: Karl Hodina feiert 75. Geburtstag  

erstellt am
18  05. 10

Viel aus dem Leben gemacht: Der bekannte Wienerlied-Sänger und Maler Prof. Karl Hodina feiert demnächst seinen 75. Geburtstag
Wien (rk) - Zuerst war nur klar, was er nicht singen und spielen will, nämlich das larmoyante Wienerlied aus den Kinofilmen der Nachkriegszeit. "Man darf da keine Kompromisse eingehen": Als sich Karl Hodina, seit 1984 auch Professor, als einer der ersten auf die Spuren des alten Wienerliedes begab, war davon nicht viel da. Von 1917 gab es drei Bände über Tänze und Märsche von Eduard Kremser, mit seiner Volksliedsammlung "O du lieber Augustin" konnte er im Jahr 1979 eine Lücke schließen. Neben dem Wienerlied ist "Tausendsassa" Hodina, der als Jazzmusiker einen ebenso guten Namen hat, auch erfolgreicher Maler in der Tradition des phantastischen Realismus. Als Draufgabe gestaltete er als Architekt die Autobahnraststätte bei Auwiesen, knapp vor Graz.

Einfache Verhältnisse in Ottakring - Stammersdorfer Heuriger steht am Beginn
In Ottakring am 7. Juni 1935 geboren, lernte Hodina nach der Hauptschule das Handwerk des Chemigrafen und Lithografen. Sein Vater und Großvater waren Schneider. "Wenn ich meinen Vater als Kind sah, wie der bis 3 Uhr in der Früh schuftete, war klar, dass ich das nicht machen wollte", erinnert sich Hodina im Gespräch. Zeichnerisch talentiert war es dann der Zahnarzt der Familie, über dessen Vermittlung Hodina die Lithografen-Ausbildung begann. Der studierte Klavierspieler musste 1969 seinen Beruf wegen einer Augenkrankheit an den Nagel hängen. In Stammersdorf beim Heurigen Reichl fanden zusammen mit dem Gittaristen Walter Auer die ersten Auftritte statt. "Völlig alleine waren wir damals", erinnert sich Hodina, der mit seinen in Gold prämierten Eigenkompositionen "Hergott aus Sta" oder "s Vogerl am Bam" erfolgreich die Herzen der Wienerinnen und Wiener eroberte.

Auch Willy Brandt hörte ihm "aufmerksam" zu
Kein Kitsch, sondern die "besondere Naivität" der alten Wienerlieder haben es ihm bis heute angetan: "Sie erzählen wirklich vom Leben des kleinen Mannes." Zum 65er von Bruno Kreisky spielte er beim Heurigen Zimmermann sogar Willy Brandt vor. "Eine halbe Stunde hat der nur zugehört. Und das als Deutscher!" Hodina und das kritische Wienerlied, garniert mit seiner Vorliebe für den Jazz: In dieser Mischung prägte Hodina, der in unzähligen Formationen bis heute auftritt, mehr als eine Generation an Wienerlied-Musikern. Roland Neuwirth kam als junger Mann zu ihm, Walther Soyka bezeichnet er als "wirklich genialen Musiker", mit "Die Strotter" oder der "Wiener Tschuschenkapelle" sieht er seine musikalisch "kompromisslose" Wienerlied-Linie selbstbewusst vertreten.

Wien und Hodina waren sich meist genug: Im Gefängnis Stein bei Krems spielte er in Johnny Cash-Manier vor "schweren Burschen", die ihn nach ihrer Entlassung beim Heurigen besuchten. "Die konnten gut zuhören", sagt Hodina, der die Figur des Heurigenmusikers als anspruchsvoll beschreibt. "Da muss man situativ wissen, welches Lied passen könnte. Sonst gibt es leicht das Gefühl des Sichaufdrängens und die Gäste kommen nicht wieder."

Vielfache Ehrungen für künstlerisches Schaffen
Der Vater von vier Töchtern steht bis heute auf der Bühne. Bei den diversen Wienerlied-Festivals ("Wean hean", "Wien im Rosenstolz", "Akkordeonfestival") ist der Akkordeonist dabei. 1996 erschien die Biografie "Karl Hodina. Ein Maler der Farben und Töne", die auch viel von seinem Musiker-Leben berichtet. Die Wiederentdeckung des Wienerliedes, das laut Hodina auf eine etwa 300jährige Geschichte zurückblicken kann - "Die Zuwanderung aus dem ländlichen Raum und der slawischen Einfluss prägten das Wienerlied am deutlichsten" - brachte Hodina auch viel Dankbarkeit und Ehre ein: Er ist Träger der Silbernen Ehrenmedaille der Stadt Wien, besitzt das Goldene Verdienstzeichen um das Bundesland Wien (2006), auch das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2003) liegt bei ihm zuhause. Dass Hodina seit Jahren im Beirat des Wiener Volksliedwerkes sitzt, muss da eigentlich gar nicht aufgezählt werden.
     
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