Glanzlichter des Schlosses Esterházy - Die Rückkehr der Sammlungen   

erstellt am
14. 06. 10

Meisterliches Kunsthandwerk und die Wandelbarkeit des höfischen Interieurs
Eisenstadt (schloss esterházy) - Edle Porzellane, prächtiges Tafelsilber, chinesische und japanische Objekte und Motive, Uhren und Kerzenleuchter, mythische Skulpturen oder komfortable Sitzmöbel - dies waren die Modeeinrichtungen in einem adeligen Hofstaat im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert. Die neue Sonderausstellung präsentiert die Glanzlichter des Schloss - Interieurs aus der höfischen Welt der Esterhazys in Eisenstadt.

Repräsentation hatte in der feudalen und vordemokratischen Zeit eine eigene politische Bedeutung. Sie dokumentierte die Machtlegitimation und die engen Beziehungen zu den Entscheidungsträgern am kaiserlichen Hof. Die Objekte und das Interieur in dem man sich bewegte, mussten von modernem Geschmack und hohem Wohlstand zeugen. Man wollte stets auch den engen Bezug zu den europäischen künstlerischen Zentren und den führenden Künstlerateliers demonstrieren. Hochwertige Kunst und Kunsthandwerk bildeten seit Jahrhunderten eine europäische Plattform. Formen und Stilrichtungen verbreiteten sich im 18. Jahrhundert bereits sehr schnell, besonders wenn man über die entsprechenden Beziehungen verfügte. Zu diesem repräsentativen Leben gehörten die großen Feste, wenn möglich im eigenen Garten oder Park. Der Garten wurde dadurch selbst zum Interieur und musste hochwertig als "Gartenkunst" gepflegt werden.

In einer Zeit, in der der Staat noch eine sehr schwache Rolle spielte, lag das Mäzenatentum in den Händen wohlhabender Einzelpersonen und Familien. Auch hier herrschte ein Wettbewerb, indem man bestrebt war, künstlerisch veranlagte junge Menschen rechtzeitig zu erkennen und zielgerichtet zu fördern. Die Fürsten Esterházy waren gerade auf dem Gebiet des Kunstmäzenatentums eine der führenden Familien Europas.

Porzellan und Silber waren zentrale Sammlungsbereiche der Esterhazys. Mit Leidenschaft und Kenntnis der besten Hersteller der Zeit, wurde Porzellan aus Frankenthal, Meissen, Herend u.a. angeschafft. Überliefert wurde uns auch ein vielteiliges prächtiges Silber-Tafelservice der Silbermanufaktur Würth aus Wien. Die Tafel- und Festkultur am Esterházyschen Hof in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war legendär. Die Orientierung am aktuellsten europäischen Zeitgeschmack spiegelt ein Ensemble aus französischer Pendule und Leuchterpaar aus der Empire-Epoche wider. Einen kunsthistorischen und inhaltlichen Höhepunkt der Ausstellung bildet die von Antonio Canova in Marmor verewigte Prinzessin Leopoldine Esterházy, die Prinz Moritz Liechtenstein ehelichte. Diese wundervolle sitzende Statue wird umgeben von Darstellungen des englischen Landschaftsgartens ihres Vaters Nikolaus II. Besonders bemerkenswert sind die Räume östlich des Haydnsaales, die einer grundlegenden Sanierung unterzogen wurden. Der Hauptraum bietet den einmaligen Rahmen für die Neuaufstellung der Statue, die umfassend restauriert wurde und nun zum ersten Mal seit 10 Jahren wieder im Schloss in Eisenstadt gezeigt wird.

Baugeschichte des Schlosses
Dem steten Wandel des Geschmacks der Fürstenpaare und ihrer Zeit unterworfen, bergen die Wände, Fußböden oder Türen des Eisenstädter Schlosses noch heute die alten Wandfassungen und Raumstrukturen. Für diese Ausstellung wurden nun dahingehend erstmals einige Räume umfassend beforscht und u.a. die historischen Wandgestaltungen teilweise freigelegt. Der Besucher erlebt somit nicht nur Kunstgewerbe auf höchstem Niveau, sondern gleichzeitig 300 Jahre Baugeschichte des Schlosses - wie es noch nie möglich war.

Erstmals ist Wanddekoration aus der Zeit Fürst Paul I. zu sehen, die er beim Umbau des Schlosses in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert veranlasste und die mit der Raumgestaltung dieser Zeit auf Burg Forchtenstein korrespondiert. Auch die eleganten Linien und Formen des Rokoko sind nach Jahrhunderten wieder sichtbar, genauso wie Wanddekoration aus der Zeit um 1800. Selbst die in jüngster Vergangenheit vorgenommenen Wandgestaltungen sind dokumentiert. Die Öffnung eines kleinen Bereiches des Fußbodens ermöglicht einen Blick auf die verschiedenen Konstruktionsschichten bis auf das tragende Gewölbe darunter.

Raumarchäologie und Kunsterlebnis gehen in dieser Ausstellung der Esterházy Privatstiftung Hand in Hand. Sie dokumentieren die Meisterschaft von Künstlern, die Gönnerschaft und die Repräsentationen am Hofe, ebenso wie die Wandelbarkeit der Mode und des Geschmackes dieser Zeit.

Insgesamt 10 Räume umfasst die neue Ausstellung, zwei davon sind besonderen Jubiläen des Jahres 2010 gewidmet: dem 90. Geburtstag von Fürstin Melinda Esterházy und dem 100. Todestag von Fürstin Margit Esterházy, geb, Gräfin Cziráky - beides bedeutende Frauen in der Familie Esterházy, die aufgrund ihrer eigenständigen Persönlichkeit, ihres Charakters, ihres Tun und Handelns und ihrer Entscheidungen in der Bevölkerung geschätzt und noch immer geachtet und verehrt werden.

"Die Ausstellung "Glanzlichter des Schlosses Esterházy" ist nach "Haydn explosiv NEU - Seine fantastische Opernwelt" der zweite wichtige Schritt in die Neuausrichtung von Schloss Esterhazy. Wir setzen unser Engagement fort, das Schloss - natürlich auch in seiner Verbindung zu Joseph Haydn - als Strahlungspunkt für die grenzüberschreitende pannonische Kulturregion international zu stärken und auszubauen. ", so Generaldirektor Dr. Stefan Ottrubay.
     
Informationen: http://www.esterhazy.at    
     
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