Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft bietet auch 2010 viele Highlights   

erstellt am
28. 06. 10

Haslauer: Neue Ideen sorgen für frischen Wind - Michael Haydn - Sehen. Hören. Lieben.
Salzburg (lk) - "Johann Michael Haydn hatte einen berühmten Bruder – Joseph Haydn – und einen noch berühmteren Kollegen: Wolfgang Amadeus Mozart. Diese beiden großen Künstlerpersönlichkeiten überstrahlen bis heute das großartige Werk des Salzburger Haydn, der in ihrem Schatten steht. Zu Unrecht – wie wir meinen – denn Haydn hat nicht nur 43 Jahre lang die Salzburger Hofmusik geprägt wie kein anderer, sondern er hatte auch großen Einfluss auf die Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts. Er ist eine Perle in Salzburgs Musikkultur, die herausgestellt gehört." Dies betonte der für kulturelle Sonderprojekte ressortzuständige Landeshauptmann- Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer, der auch Präsident der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft ist, am 28.06. in einem Informationsgespräch und die Highlights im Michael-Haydn-Museum 2010 sowie die "5-Uhr-Konzerte" vorstellte.

Die 1983 gegründete "Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft" pflegt das Andenken an den Salzburger Haydn durch den Betrieb eines Museums, die Organisation der "5-Uhr-Konzerte" und die Förderung und Herausgabe wissenschaftlicher Publikationen zur Salzburger Musikgeschichte. 2006 wurde das Michael-Haydn-Museum anlässlich des 200. Todestages von Johann Michael Haydn mit Unterstützung der Kulturellen Sonderprojekte neu gestaltet.

"In dieser Saison wollen wir mit neuen Ideen und mit der besonderen Unterstützung durch die Kulturellen Sonderprojekte wieder frischen Wind hineinbringen", so Dr. Haslauer. "Mein Dank gilt besonders der Erzabtei St. Peter, die nicht nur die Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellt, sondern auch die wichtigsten Museumsexponate", so Dr. Haslauer.

In Museumsleitplan einbinden
Das Ziel ist für Haslauer die Umsetzung des Museumsleitplans rund um den Domplatz. "Durch die Einbeziehung in den Museumsrundgang würde Michael Haydn natürlich auch wesentlich mehr Aufmerksamkeit erhalten, als dies jetzt mit einem kleinen Einzelmuseum möglich ist", betonte Dr. Haslauer. In diesem Zusammenhang dankte Dr. Haslauer Pater Prior Dr. Korbinian Birnbacher von der Erzabtei St. Peter, für die Unterstützung und die hervorragende Kooperation bei der Entwicklung des Museumsleitplans.

"Michael Haydn war und ist engstens mit der Erzabtei St. Peter verbunden", erläuterte Pater Prior Korbinian. In der Festungsgasse wohnte er 43 Jahre lang, hier wirkte er und auf dem Friedhof von St. Peter ist er zur Ruhe gebettet. Er war besonders mit den Äbten Beda Seeauer und Dominikus Hagenauer befreundet, für die er Werke schrieb, die unter seiner Leitung uraufgeführt wurden. Außerdem erhielt er vom Abt einen eigenen Raum im Peterskeller zur Verfügung gestellt, wo er mit seinen Freunden feiern und vor allem singen konnte. Die Männergesangsbewegung, die im 19. Jahrhundert zur vollen Blüte gelangte, hatte also auch hier ihren Ursprung.

Schon 15 Jahre nach seinem Tod wurde ihm zu Ehren ein Monument errichtet – lange vor dem Mozart-Denkmal. Außerdem verfügt St. Peter über eine umfangreiche und einzigartige Haydn-Sammlung. "Man sieht: Haydn und St. Peter waren untrennbar miteinander verbunden – und sind es auch jetzt wieder durch das Michael-Haydn-Museum. Große Klöster waren über Jahrhunderte hinweg stets auch Förderer von Kunst und Kultur. Dieser Aufgabe versuchen wir auch heute nachzukommen", betonte der Prior der Erzabtei.

"Der frühere Erzabt Franz Bachler hat daher das Anliegen vom damaligen Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer 1983 gerne aufgegriffen, an der Gründung der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft mitzuwirken und die entsprechende Hilfestellung zu bieten", sagte Pater Korbinian. Aus dieser besonderen Verbundenheit heraus bekleidet der Erzabt auch die Rolle des Vizepräsidenten der "Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft". Derzeit hat Erzabt emeritus Edmund Wagenhofer OSB diese Funktion inne.

Freier Eintritt für Kinder bis zehn Jahre
Als besonderes Angebot für Familien hat sich die Gesellschaft entschlossen, Kindern bis zehn Jahren den Besuch des Museums und der "5-Uhr-Konzerte" bei freiem Eintritt zu ermöglichen. "Uns ist es wichtig, dass Kinder an klassische Musik herangeführt werden. Diese Konzerte, die etwa 60 Minuten dauern, sind dazu ein idealer Einstieg", erklärte Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer. Mit der gleichen Zielsetzung wurde bereits in der Woche der Salzburger Museen am 16. Mai ein moderiertes Familienkonzert angeboten, das bei Eltern und Kindern sehr gut angekommen ist. Der Erfolg dieser Veranstaltung war Anlass, zum Saisonabschluss wieder ein interaktives Konzert für Kinder im Konzertraum des Haydn-Museums bei freiem Eintritt anzubieten. Das Konzept dazu liefert die Pianistin Leonore von Stauss, die selber auch auftreten wird. Termin ist Samstag, 25. September 2010, 15.00 Uhr.

Freier Eintritt beim Fest zu Festspieleröffnung am 25. Juli 2010
Beim Fest zur Festspieleröffnung am 25. Juli 2010 öffnen Museum und "5-Uhr-Konzerte" ebenfalls die Pforten bei freiem Eintritt. Unter dem Motto "Barocke Lustbarkeiten" spielt das "Ensemble flauto traverso Salzburg" rund um Leonore von Stauss Werke von Benedetto Marcello und Georg Friedrich Händel. Zählkarten werden über das Kartenbüro der Festspiele verteilt. Ebenso geplant ist wieder die Teilnahme an der "Langen Nacht der Museen" am 2. Oktober 2010 mit einem besonderen Musikprogramm.

Sondervitrinen im Jahr 2010
Zwei Sondervitrinen nehmen in der Saison 2010 im Haydn-Museum Bezug auf den 350. Geburtstag von Johann Joseph Fux und auf den 200. Geburtstag von Otto Nicolai. Der Kapellmeister am Kaiserhof in Wien, Johann J. Fux (1660-1741), war mit seinem großen musiktheoretischen Werk "Gradus ad parnassum" Lehrer einer ganzen Generation von Musikern. Michael Haydn studierte dieses Werk ebenso wie Vater und Sohn Mozart. Das Museum zeigt in einer Vitrine dieses berühmte Werk aus dem Besitz der Abtei St. Peter und eine von Michael Haydn angelegte Abschrift der "Missa canonica" von Johann J. Fux.

Die zweite Vitrine erinnert an die Verbindung des "Dommusik-Vereins" mit Otto Nicolai (1810-1849), der zwei Werke, das "Pater Noster" und seine "Missa in D", dem Dommusik-Verein zum Geschenk machte. Er wurde zum Ehrenmitglied des Dommusik-Vereins ernannt und brachte 1847 im Salzburger Dom seine Messe zur Aufführung.

Neugestaltung der Werbemittel
Neu gestaltet wurden auch der Konzertfolder, das Plakat für die "5-Uhr-Konzerte" und das Museumsplakat. Darin wurde die CI-Linie des Museums mit dem von Prof. Alfred Winter gestalteten Linolschnitt Haydns aufgenommen und umgesetzt. Das Konzertprogramm wie auch Aufführungen von Werken Haydns anderer Veranstalter können über die Homepage www.michaelhaydn.com abgerufen werden.

Fröhlich-buntes Musik-Menü bei den 5-Uhr-Konzerten
Seit mehr als 20 Jahren bieten die "5-Uhr-Konzerte" von Juli bis September die Möglichkeit, die lokale Musiktradition aus dem Salzburg des 17. und 18. Jahrhunderts im Konzertraum des Haydn-Museums kennen zu lernen. Fast immer wird auf Originalinstrumenten gespielt, was keine andere Konzertorganisation in Salzburg bietet. Zudem werden in der Konzertreihe unter der Leitung des Salzburger Pianisten Wolfgang Brunner immer wieder exotische Programme präsentiert, an die sich andere Veranstalter nicht heranwagen: Wo hört man schon die Kombination von Cembalo und Barockhackbrett, Programme mit zwei verschiedenen historischen Harfen oder Musik für ein Querflötenensemble von der Piccolo- bis zur Bass-Querflöte?

Kantate "Ino" von Luigi Gatti

Ein besonderer Schwerpunkt gilt dieses Jahr dem 200. Geburtstag Frédéric Chopins, vor allem dessen Liedern und virtuosen Liedbearbeitungen durch Pauline Viardot, die in der Begleitung durch einen Hammerflügel ein klanglich unvergleichliches Gewand erhalten. Ein Highlight ist dieses Jahr auch die Wiederaufführung (oder vielleicht sogar die Erstaufführung?) einer hoch dramatischen Kantate "Ino" aus der Feder des letzten Salzburger Hofkapellmeisters Luigi Gatti (1740-1817) am 16. und 17. August 2010. Bis vor wenigen Monaten lag das fulminante Werk unentdeckt in einer handschriftlichen Aufzeichnung im Salzburger Domarchiv und wird nun von der Sopranistin Gudrun Sidonie Otto – einer jungen deutschen Senkrechtstarterin – und Prof. Wolfgang Brunner am Hammerflügel dargeboten.

"Die Konzertreihe lebt nicht zuletzt vom persönlichen und zum Teil ehrenamtlichen Engagement der Mitarbeiter, allen voran Prof. Wolfgang Brunner. Auch die oft erlesenen und ausgefallenen Programme ließen sich unter profitorientiertem Blickwinkel nie verwirklichen", betonte Dr. Gerhard Walterskirchen, der Generalsekretär der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft.

Manche der Musiker studieren noch in den letzten Semestern, haben aber schon internationale Wettbewerbe gewonnen und können hier neue Ideen verwirklichen. Aber auch "gestandene Orchestermusiker" aus den Reihen des Mozarteum-Orchesters, der Camerata Salzburg oder der Salzburger Hofmusik und Lehrende der Universität Mozarteum sind dankbar für dieses lebendige alternative Podium.

Kongressbericht Haydn-Jahr 2006
Michael Haydn hat ein umfangreiches Oeuvre mit Arbeiten in nahezu allen Gattungen der Musik des 18. Jahrhunderts hinterlassen. Historische Bedeutung unter den mehr als 800 überlieferten Werken kommt der frühen Instrumentalmusik, der Kirchen- und der Gesellschaftsmusik zu. Doch bereits im 19. Jahrhundert waren nur noch Michael Haydns Kirchenwerke bekannt. Es gab kaum ein Musikarchiv in der Habsburger-Monarchie, in dem nicht Werke Michael Haydns in Abschriften überliefert waren. In Wiener Aufführungsverzeichnissen des 19. Jahrhunderts rangiert Michael Haydn mit seiner Kirchenmusik weit vor seinem Bruder Joseph und vor W.A. Mozart.

Die Forschung hat dagegen Michael Haydn konsequent erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckt. 150 Jahre nach der ersten Biographie, die Haydns Freunde 1808 veröffentlicht hatten, erschien 1952 Hans Janciks Monographie "Michael Haydn. Ein vergessener Meister". In der Folge erschienen eine Fülle an Einzelstudien zu Leben und Werk Michael Haydns. Zum 200. Todestag von Michael Haydn veranstaltete die Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft 2006 in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Musikwissenschaft der Universität Salzburg den Kongress "Johann Michael Haydn – Werk und Wirkung". Forscher aus Österreich, der BRD, den USA, aus Japan, Israel und der Tschechischen Republik nahmen daran teil.

"Ich bedanke mich besonders bei den beiden Herausgebern Dr. Petrus Eder, OSB, und Univ.-Prof. Dr. Manfred Hermann Schmid für die mühevolle Editionsarbeit, sowie bei Eva und Franz Rutzen, die in großzügiger Weise die Drucklegung dieses Kongressberichtes ermöglicht haben", sagte Dr. Haslauer für die Gesellschaft. Der Tagungsbericht mit 17 Beiträgen und 270 Seiten, herausgegeben von Petrus Eder, OSB, und Manfred Hermann Schmid ist im Verlag Strube erschienen und zum Preis von 19 Euro im Handel erhältlich.
     
Informationen: http://www.michaelhaydn.com    
     
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