Nach gutem Wachstum im Sommer ist Abschwächung, jedoch kein "Double-Dip", zu erwarten   

erstellt am
13. 07. 10

Bank Austria Konjunkturindikator zeigt im Juni wieder nach oben – Anhaltend gute Stimmung in der Industrie, schwankende Konsumentenlaune
Wien (bank austria) - Die österreichische Wirtschaft setzt auf ihrem holprigen Weg aus der Krise fort. „Nach dem leichten Rückgang im Vormonat zeigt der abermalig gestiegene Bank Austria Konjunkturindikator, mit einem Wert von 2,3 im Juni, die Unbeständigkeit der Konjunkturwetterlage an. Ungeachtet der jüngst rasch wechselnden Hochs und Tiefs des Indikators besteht jedoch weiterhin ein nicht ungünstiges Klima für die heimische Wirtschaft“, meint Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Allerdings verdichten sich mittlerweile die Anzeichen, dass die derzeit eher milde Sommersonne an Kraft zu verlieren beginnt.

Noch für gutes Wetter sorgt bislang die sich verbessernde Stimmung in der Industrie. „Die Zuversicht der heimischen Produktionsbetriebe war im Juni so hoch, wie seit Beginn 2008 nicht mehr und ist damit derzeit sogar etwas günstiger, als auf gesamteuropäischer Ebene. Die gestiegene globale Nachfrage, insbesondere aus dem asiatischen Raum, verbessert die Industriestimmung in Europa weiterhin schrittweise, was positiv auf das Klima in Österreich ausstrahlt“, sagt Bruckbauer. Zudem liegt der mit den österreichischen Außenhandelsanteilen gewichtete Stimmungswert deutlich über dem ungewichteten europäischen Durchschnitt. Österreich hat den Vorteil mit jenen Ländern in der Europäischen Union stärker wirtschaftlich verbunden zu sein, die von der globalen Erholung derzeit stärker profitieren. Dazu zählt vor allem Deutschland. Zudem weht auch aus dem Osten mittlerweile wieder ein etwas günstigerer Wind, der das Industrievertrauen in Österreich positiv beeinflusst. „Während die Zuversicht in der heimischen Industrie seit vielen Monaten kontinuierlich steigt, nimmt unter den heimischen Konsumenten die Verunsicherung zu. Zwar war der aktuelle Anstieg der maßgebliche Impuls für den Auftrieb des Bank Austria Konjunkturindikators im Juni, doch die Diskussion über Sparbudgets, die öffentliche Verschuldung und die relativ zurückhaltenden Aussichten für den Arbeitsmarkt lassen die Stimmung der heimischen Konsumenten jüngst stark schwanken“, so Bruckbauer.

Die verschiedenen Unsicherheitsfaktoren versprechen für die kommenden Monate eine zunehmende Belastung der Stimmung unter den heimischen Verbrauchern, was sich nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria mittelfristig in einer sehr verhaltenen Konsumdynamik bei hoher Sparneigung zeigen wird. Hinzu kommt, dass die Impulse durch die Konjunkturstützungsmaßnahmen schleichend auslaufen und die Unsicherheit auf den Kapitalmärkten über die Tragfähigkeit der gestiegenen öffentlichen Verschuldung sich negativ auswirken wird. Das wird die exportorientierte Industrie zu spüren bekommen und bald nur noch schwächer zulegen können als in den vergangenen Monaten. „Das zweite Quartal 2010 hat mit einem geschätzten BIP-Anstieg von zumindest 0,7 Prozent zum Vorquartal bereits den Wachstumshöhepunkt des laufenden und auch des kommenden Jahres markiert“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Teuerung unter der 2 Prozent-Marke
Die Inflationsentwicklung rückt in Österreich immer mehr aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit. Der ölpreisbedingte Anstieg der Teuerung im Frühjahr hat sich rasch stabilisiert und im Mai war sogar ein leichter Rückgang im Jahresvergleich zu verzeichnen. Auch im Juni lag die Inflation nach Schätzung der Ökonomen der Bank Austria dank einer nachlassenden Preisdynamik bei Rohöl wieder unter der 2 Prozent-Marke. „Bedingt durch den geringeren Druck von den Rohstoffpreisen und fehlender nachfrageseitiger Impulse wird in der zweiten Jahreshälfte die Inflation nach unten tendieren. Wir haben unsere Prognose für den Jahresdurchschnitt 2010 leicht auf 1,7 Prozent gesenkt“, so Pudschedl. Auch für 2011 wurden die Inflationserwartungen auf 1,7 Prozent im Jahresdurchschnitt zurückgenommen.

Schwaches Wachstum, aber doch…
Wenn auch das Tempo der Erholung im zweiten Halbjahr 2010 nachlassen wird, die österreichische Wirtschaft wird auf Wachstumskurs bleiben. „Die Befürchtungen eines erneuten Abgleitens in die Rezession als Folge der Sparmaßnahmen der öffentlichen Haushalte sind nach unserer Einschätzung überzogen. Das österreichische Budget wirkt im laufenden Jahr sogar expansiv und die geplanten Konsolidierungsmaßnahmen im Umfang von weniger als ein Prozentpunkt des BIP im Jahr 2011 werden bei qualitativ sinnvoller Gestaltung der Maßnahmen verkraftbar sein. Zumal die Abwertung des Euros die restriktive Wirkung der Sparmaßnahmen voraussichtlich vollständig kompensieren können wird“, ist Bruckbauer überzeugt. Deshalb haben die Ökonomen der Bank Austria die BIP-Prognosen trotz gestiegener Verunsicherung infolge der Eskalation der Schuldenkrise an der EU-Peripherie seit über einem halben Jahr unverändert gelassen und erwarten für 2010 weiterhin ein Wirtschaftswachstum um zumindest 1,3 Prozent und für 2011 bei zunehmenden Risiken nach unten einen Anstieg um 1,4 Prozent.
     
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