Massive Wertberichtigungen stoppen das Wachstum der Direktinvestitionen   

erstellt am
23. 07. 10

Ergebnisse der Direktinvestitionsbefragung der OeNB 2008
Wien (oenb) - „Die Wirtschaftskrise hat die österreichischen Direktinvestoren 2008 einen zweistelligen Milliardenbetrag gekostet“, stellte der neue Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik Dr. Johannes Turner anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz von Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) und der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (United Nations Conference on Trade and Development – UNCTAD) fest. Wie die jüngste Erhebung der OeNB zum Stand der Direktinvestitionen zeigt, waren heimische Investoren zum Jahreswechsel 2008/09 an mehr als 4.000 Unternehmen (im Vergleich zum Vorjahr +13,8%) mit 675.000 Beschäftigten (+17,8%) im Ausland beteiligt. Trotz Nettoinvestitionen von mehr als 20 Mrd Euro im Jahr 2008 ist der Wert der Auslandsbeteiligungen jedoch nur um 5,7 Mrd auf 106,8 Mrd Euro angestiegen. Kursverluste und Wertberichtigungen haben das Wachstum deutlich eingebremst. Für ausländische Investoren in Österreich stellte sich die Lage ähnlich ungünstig dar.

Aktive Direktinvestitionen
Deutschland – wertmäßig und im Hinblick auf die Anzahl bestehender Beteiligungen nach wie vor die Top-Destination der österreichischen Direktinvestitionen – stand auch 2008 im Vordergrund des Interesses und konnte seine Spitzenposition ausbauen. 50 zusätzliche Beteiligungen, 17.000 zusätzliche Arbeitsplätze und ein Wertzuwachs von 1,4 Mrd Euro sind ein klarer Beleg für die wirtschaftliche Attraktivität unseres wichtigsten Wirtschaftspartners. „Die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa blieb aber weiterhin der wesentliche Aktionsraum heimischer Investoren“, betonte Dr. Turner. In der Tschechischen Republik verzeichnet die jüngste Erhebung 42 neue Beteiligungen mit 7.400 zusätzlichen Beschäftigten und einem Wertzuwachs von 1 Mrd Euro. Ähnlich das Bild in Rumänien, wo mit 36 neuen Beteiligungen 8.900 zusätzliche Arbeitsplätze und ein Wertzuwachs von 0,5 Mrd Euro geschaffen wurden.

Die meisten Arbeitsplätze bei österreichischen Auslandstöchtern gab es 2008 in der Tschechischen Republik (81.000), in Ungarn (80.000) und in Rumänien (69.000). Auf Platz vier liegt – als einziges westeuropäisches Land unter den ersten zehn – Deutschland mit 67.000 Beschäftigten. Es folgen die Ukraine mit 42.000 und die Slowakei mit 39.000 sowie in absteigender Folge Russland, Kroatien, Polen und Bulgarien mit jeweils mehr als 20.000 Beschäftigten.

Passive Direktinvestitionen
Das extrem schwierige wirtschaftliche Umfeld in Verbindung mit einem massiven Gewinneinbruch hat dazu geführt, dass der Wert des Unternehmensvermögens im Auslandsbesitz zum Stichtag 31. Dezember 2008 gegenüber dem Vorjahreswert um 3,9% auf 106,2 Mrd Euro zurückgegangen ist. Seit der Einrichtung der Direktinvestitionsstatistik im Jahr 1968 ist dies erst das zweite Mal, dass ein Rückgang zu verzeichnen war. Dabei hatten die ausländischen Geldgeber im Jahresverlauf noch etwa 6,3 Mrd Euro an frischem Kapital zugeschossen. Die Dividendenauszahlungen des Jahres 2008 über­trafen allerdings den tatsächlich erwirtschafteten Gewinn um 2 Mrd Euro, was zu einem entsprechenden Kapitalabfluss führte. Bewertungsverluste von über 8 Mrd Euro entsprachen mehr als 10% des Eigenkapitals.

Gegen den negativen Trend haben sich 2008 die deutschen Investitionen in Österreich entwickelt. Dank einer vergleichsweise günstigen Ertragsentwicklung und Kapitalzufuhren von Investoren aus dem Banken- und Versicherungssektor wuchs das veranlagte deutsche Kapital 2008 um 4,1 Mrd Euro auf 32,1 Mrd Euro. Zuwächse zwischen 0,5 und 1 Mrd Euro verzeichneten auch Italien, die britischen Jungferninseln und Belgien. Sinkende Kapitalbestände weist die Statistik für Investoren aus Japan (-2,3 Mrd Euro), den Vereinigten Arabischen Emiraten (-1,7 Mrd Euro), Zypern (-1,1 Mrd Euro), den Niederlanden (-1,1 Mrd Euro) und Russland (-1 Mrd Euro) aus.

Ertragslage 2008
Noch deutlicher als in den Marktwerten der Direktinvestitionsstände hat sich die Wirtschaftskrise in den Erträgen der Direktinvestitionsunternehmen niedergeschlagen. Sie brachen um bis zu 40% ein und erreichten nach den Rekordwerten des Jahres 2007 nur noch 6,1 Mrd Euro (aktiv) bzw. 5,4 Mrd Euro (passiv).

Besonders stark waren die Ertragsrückgänge bei Investitionen in Ungarn, wo der Gesamtertrag ins Minus drehte, in den EU-15-Ländern und bei Tochterunternehmen außerhalb Europas. Merkliche Ertragssteigerungen gab es 2008 nur in Deutschland und der Tschechischen Republik.
     
zurück