Bures: "Mit weniger Energieverbrauch mehr bewegen"  

erstellt am
21. 07. 10

Energiesparen als größte Ressource der Energieversorgung - Aktuelle Schwerpunkte in der Energieforschung
Wien (bmvit) - "Die größte ungenutzte Ressource für die Energieversorgung liegt im Energiesparen. Die ergiebigste Energiequelle, die nur darauf wartet, angezapft zu werden, ist Energieeffizienz", sagte Infrastrukturministerin Doris Bures in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Infrastrukturministerin Klimafonds-Geschäftsführerin Theresia Vogel und Brigitte Bach, der Leiterin des Energy Departments des Austrian Institute of Technology (AIT). Nach Berechnungen der Technischen Union (TU) Wien können mittelfristig 25 Prozent der Energie durch Effizienzsteigerung gespart werden. Das Einsparungspotential entspricht dem Dreifachen der Energie, die sämtliche kalorischen Kraftwerke in Österreich erzeugen oder dem Sechsfachen eines Atomkraftwerks (AKW) vom Typ Temelin.

Forschungsschwerpunkt Umwelt und Energie
"Indem man die Einsparungspotentiale nutzt, können wir es schaffen, Wirtschaftswachstum von Energieverbrauch und von Kohlendioxyd- (CO2-) Ausstoß zu entkoppeln", so Bures, die betont: "Klimafreundliches Wirtschaftswachstum ist möglich." Deshalb wurden die öffentlichen Mittel für die Energieforschung seit 2007 beinahe verdreifacht. Von 32 Millionen Euro im Jahr 2007 auf 87 Millionen Euro 2009, davon stammen rund 55 Millionen Euro von Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und Klimafonds.

Die zentralen Energieforschungsthemen in den Förderprogrammen des BMVIT sind Elektro-Mobilität (E-Mobilität), Smart Grids, Endverbrauchertechnologien, Gebäudetechnologien (Haus der Zukunft), energieeffiziente Produktionstechnologien und erneuerbare Energien.

"Forschung, Entwicklung und Innovation machen alle Lebensbereiche, Wirtschaft, Wohnen, Verkehr umweltfreundlicher", resümiert die Infrastrukturministerin, "und darin stecken enorme Chancen für die heimischen Unternehmen, für Wertschöpfung und neue Jobs in Österreich. Kaum ein anderer Bereich der Wirtschaft wird in den nächsten Jahren solche Wachstumsraten haben wie der Energiesparsektor."

Beispiele Mobilität und Wohnen
Beim Autofahren mit einem normalen Benzinverbrennungsmotor werden nur 18-25 Prozent der eingesetzten Energie in Bewegung umgesetzt, beim E-Fahrzeug bis zu 70 Prozent. Elektrische Antriebe nutzen die Energie dreimal so effizient wie konventionelle Motoren.

Bei den modernsten Gebäudetechnologien - Passivenergie- sowie Nullenergie- und Plusenergiehäusern - sind Österreichs Forschung und Unternehmen führend. Kein anderes Land in der Europäischen Union (EU) hat eine so hohe Dichte an Passivhäusern. Mit insgesamt 3,2 Millionen Quadratmeter (m2) Nutzfläche im Passivhausstandard ist Österreich absoluter Spitzenreiter in Europa. Das ist ein direktes Ergebnis der intensiven Forschungs- und Entwicklungsarbeit in Österreich und insbesondere der jahrelangen Arbeit des BMVIT. Zum Vergleich: Europaweit beträgt die Gesamtnutzfläche im Passivhausstandard 7,0 Millionen m2.
Klima- und Energiefonds: Langfristige Förderstrategie für den Weg an die Spitze

Die Erforschung effizienter Energietechnologien und die Schaffung einer leistbaren, nachhaltigen und sicheren Energieversorgung - das sind die Ziele des Förderprogramms "Neue Energien 2020" des Klima und Energiefonds. 35 Millionen Euro stehen heuer für die aktuell bis 8. September 2010 laufende Ausschreibung zur Verfügung. Die Ausschreibung, es ist bereits die vierte in Folge, orientiert sich dabei an drei Säulen: Intelligente Energiesysteme und Netze, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien.

"Die ersten drei Ausschreibungen haben erfolgreiche Projekte hervor gebracht, in Summe mehr als 400. Unsere Förderstrategie setzt daher klar auf Kontinuität: Nur wer langfristig denkt, wird in der Energieforschung einen Spitzenplatz einnehmen können, Österreich ist da gut aufgestellt und soll es auch bleiben", sagt Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima und Energiefonds.

Ergänzend zu den bestehenden Förderschwerpunkten sehen die Planungen 2011 einen weiteren vor: "Unser genereller Schwerpunkt Bildung - Ausbildung -Bewusstseinsbildung, den wir 2011 als Querschnitt über alle Programme legen werden, wird auch im Forschungsprogramm Neue Energien 2020 umgesetzt", gibt Theresia Vogel einen Ausblick auf das kommende Jahr. Auch der Anschluss an die europäischen Aktivitäten (Stichwort SET-Plan) wird etwas mehr ins Zentrum unserer Ausschreibung rücken.

Vorreiter in der Smart Grids Forschung durch SimTech Labor - Das Energy Department des AIT
Das Austrian Institute of Technology (AIT) forscht unter anderem an innovativen Energielösungen, um die Risken seiner Forschungspartner aus Industrie und Wirtschaft bei der Einführung von neuern Technologien zu minimieren und den Entwicklungszeitraum bis zur Marktreife zu verkürzen.

Mit 104 MitarbeiterInnen und starkem Wachstum verfolgt das Energy Department des AIT einen ganzheitlichen Ansatz, um die umweltfreundliche Stromversorgung, Heizung und Klimatisierung der Gebäude und Städte von morgen zu gewährleisten. Mit Hilfe hochqualitativer Messtechnik und innovativer Simulationstools verknüpfen unsere interdisziplinären Forschungsteams dezentrale Erzeuger, effiziente Verteilungsnetze und intelligente Gebäude mit effizienten Heiz- und Kühltechnologien zu einem nachhaltigen Energiesystem. Oberstes Ziel des Department Energy ist es, den Innovationsprozess im Energiesektor durch gezielte Forschung und Entwicklung voranzutreiben und so das Energiesystem der Zukunft aktiv mit zu gestalten.

Die künftige Energielandschaft wird vor allem durch eine Vielzahl dezentraler Erzeugungsanlagen geprägt sein. Die schwankende Stromproduktion von Photovoltaik- und Windkraftanlagen stellt die Netze vor völlig neuen Herausforderungen.

Im elektrischen Stromnetz ist es nötig, Energieerzeugung und Energieverbrauch zu jedem Zeitpunkt im Gleichgewicht zu halten. Zur stochastischen Einspeisung kommt noch die starke Entwicklung im Sektor Elektromobilität: Derzeit wird daran geforscht, Elektrofahrzeuge künftig als fahrende Energiespeicher zu nutzen, welche Strom je nach Bedarf ins Netz einspeisen beziehungsweise aus dem Netz beziehen können.

Diese neue Vielfalt an Erzeugern, Verbrauchern und Speichern erfordert Smart Grids, eine neue Generation intelligenter Netze, die durch Kommunikation zwischen den einzelnen Netzknoten einen effizienten Systembetrieb sicherstellen.

SimTech Labor - Vorsprung durch Forschung
Das Energy Department des AIT realisiert derzeit einen Forschungsschwerpunkt zur wissenschaftlichen Begleitung der technischen Einbindung dezentraler erneuerbarer Energieträger und verteilter Energiespeichersysteme in aktive elektrische Verteilnetze mittels Power Hardware-in-the-Loop (P-HIL) Simulationen.

"Die Expertinnen und Experten des AIT wenden dafür Echtzeitsimulationen an, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Netz und Komponenten zu analysieren. Durch die Verknüpfung von virtueller und realer Welt lassen sich so im SimTech Labor verschiedene Regelungskonzepte und Komponenten für Smart Grids entwickeln, testen und optimieren", erklärt DI Dr. Brigitte Bach, Head of Energy Departement.

Um dies zu realisieren wurde eine gemeinsame Initiative zwischen BMVIT, Klien und AIT gestartet, bestehend aus einem Investitionsprojekt "SimTech Laborinfrastruktur" (Volumen von 3,5 Millionen Euro aus AIT Eigenmitteln finanziert) und dem DG-EV-HIL Forschungsprojekt (Volumen 4,0 Millionen Euro, vom Klima- und Energiefonds finanziert). Dieses Forschungsprojekt hat die grundlegenden Methoden zur Anwendung von P-HIL Verfahren auf Smart Grids zum Inhalt und damit entsteht im Energy Department eine einzigartige Forschungsinfrastruktur, mit welcher binnen kürzester Zeit kritische Massen erreicht werden können.

Mit dem vorliegenden Forschungs- und Investitionsprogramm positioniert sich Österreich mit dem AIT Energy Department europaweit als einzigartiger Forschungsknoten für die Industrie. Damit wird eine federführende Einbindung in internationale Forschungsprojekte im Bereich Smart Grids möglich. Durch den Beitritt des AIT zur "European Energy Research Alliance (EERA) ist dafür eine optimale Basis geschaffen worden.
     
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