Tiroler Krebsforschung wächst hoch hinaus   

erstellt am
27. 08. 10

Roche Diagnostics besiegelt Kooperation mit Oncotyrol in Alpbach. Weitere Investitionen aus dem Ausland erwartet. Erfolgsgeschichte eines Standorts.
Alpbach (zukunftsstiftung) - Beim Technologiebrunch der Tiroler Zukunftsstiftung am 27.08. tritt die deutsche Roche Diagnostics GmbH offiziell Oncotyrol, dem internationalen Verbund für personalisierte Krebsforschung in Tirol, bei. Gemeinsam will man im Blut zirkulierende Tumorzellen näher erforschen. Den Konsortialvertrag unterfertigen Roche Diagnostics und Oncotyrol unter Patronanz von Bundesministerin Beatrix Karl und Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. Insgesamt startet Oncotyrol heuer acht neue Forschungsprojekte, an denen sich von internationaler Seite fünf weitere Unternehmen aus Deutschland sowie ein Wirtschaftspartner aus Frankreich beteiligen wollen.

Der Roche-Konzern erweitert mit der Beteiligung sein bisheriges Engagement bei Oncotyrol um die Diagnostik-Sparte. Bisher sind bereits die Roche Austria GmbH, Wien und die F. Hoffman-La Roche AG am Konzernhauptsitz in Basel (CH) Forschungspartner von Oncotyrol. „Oncotyrol setzt wie der Roche-Konzern auf individuelle Diagnostik und personalisierte Medizin anstelle von Blockbuster-Strategien und arbeitet international dicht vernetzt. Das in Tirol gerade so komprimiert entstehende Wissen wollen wir für uns nutzen“, erklärt in Alpbach Konzernvertreter Dr. Knut Bartl, Chief Scientific Officer bei der deutschen Roche Diagnostics, das Engagement. „Dass wir Professor Zlatko Trajanoski, die Kapazität für Bioinformatik im deutschsprachigen Raum, im letzten Jahr ans Innsbrucker Biozentrum berufen konnten, hat die Entscheidung von Roche ebenfalls unterstützt“, weiß Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber, der wissenschaftliche Leiter von Oncotyrol.

Eine Technologie-Strategie macht sich bezahlt
„Tirol kann auf eine sehr erfolgreiche Entwicklung in den vergangenen Jahren blicken. Zwei der tragenden Säulen sind dabei Wissenschaft und Wirtschaft. Die Tiroler Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen geben der Tiroler Wirtschaft ständig innovative Impulse, die auch zentral für eine positive Weiterentwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Tirol sind“, so Wissenschafts- und Forschungsministerin Dr. Beatrix Karl. „Gerade auch Oncotyrol konnte einen zentralen Beitrag zum erfolgreichen Ausbau des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Tirol leisten“, ist Beatrix Karl überzeugt. Sie sieht in Oncotyrol zwei ihrer wesentlichen Schwerpunkte verwirklicht: Zum einen die Kooperation von Universitäten untereinander, zum anderen die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. „Und der Erfolg in der Krebsforschung und bei modernen Krebstherapien gibt Oncotyrol recht“, so die Ministerin. Die österreichische Bundesregierung und das Land Tirol fördern rund 50 Prozent der Arbeit im Oncotyrol über das Struktur- und Kompetenzzentrenprogramm COMET. „Die Tiroler Krebsforschung lebt uns gerade vor, wie strukturierte Vernetzung exzellenter Grundlagenforschung mit der Anwendung rasch einen Mehrwert für einen Standort schaffen kann.“

„Von unseren Investitionen in Kompetenzzentren wie Oncotyrol erwarte ich neben Stärkung der angewandten Forschung genau das: die Sichtbarkeit besonderer Tiroler Kompetenzen auf dem Radar der internationalen Märkte. Unserer Krebsforschung gelingt das mit Oncotyrol ausgezeichnet. Ich gratuliere zu den neuen Partnerschaften und bedanke mich für die engagierte Arbeit der Verantwortlichen“, nimmt die Tiroler Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf beim Technologiebrunch Stellung. Für die Arbeit in Kompetenzzentren aus dem laufenden Programm COMET in Tirol oder mit Tiroler Beteiligung hat das Land Tirol im Wege ihrer Standortagentur Tiroler Zukunftsstiftung bis zum Jahr 2014 Zuschüsse in Höhe von 11 Millionen Euro vertraglich zugesichert.

Neue Wirtschaftspartner vorwiegend aus Deutschland. Einstieg in den britischen Markt.
Seit dem Jahr 2008 arbeiten im Rahmen von Oncotyrol über 30 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft in 21 akademischen Arbeitsgruppen gemeinsam an der Entwicklung und Evaluierung individualisierter Krebstherapien sowie diagnostischer, prognostischer und präventiver Tools für die Indikationen Brustkrebs, Prostatakrebs und Chronische Leukämie (CLM). Das Forschungsvolumen beläuft sich in vier Jahren auf 24 Millionen Euro. Die beteiligte Wirtschaft bringt bis dato 11,4 Millionen Euro ein.

Jetzt stehen bei Oncotyrol acht neue Forschungsprojekte in der Startreihe. Inklusive heimischer Betriebe beteiligen sich daran insgesamt zehn neue Unternehmen als frische Investoren. Zeitgleich mit dem offiziellen Beitritt von Roche Diagnostics laufen Verhandlungen mit den deutschen Unternehmen Apceth/München, Vision 7/Frankfurt am Main, IT Gambert/Wismar, Wagner Analysen Technik/Bremen sowie Ipsogen SA aus Frankfurt am Main. Weitere Einsteiger sind die Single Cell Dimensions aus Graz, das französische Unternehmen Prestwick chemical sowie die Evaluation Software Development und Vitateq Biotechnology, beide aus Innsbruck. Auf Seite der Wissenschaft sind es die Universität Southampton (UK) sowie die Medizinische Universität Graz, mit denen man vor Vertragsabschluss steht.

„Dass ein Weltkonzern wie Roche sein Engagement bei Oncotyrol nach so kurzer Zeit ausbaut, freut uns sehr“, unterstreicht Bernhard Hofer, Geschäftsführer der Oncotyrol GmbH, die Bedeutung der Unterschrift in Alpbach. „Diesen sowie alle weiteren Neuzugänge werte ich als Bestätigung der Expertise und Arbeitsqualität in unserem Zentrum. Zwei Tatsachen sind für uns von besonderem strategischen Interesse: einmal steigen die Investitionen aus der deutschen Wirtschaft mit Abschluss aller Verträge auf insgesamt 1,26 Millionen Euro, gleichzeitig gelingt uns mit der Universität Southampton der wichtige Schritt auf den britischen Markt“, führt Hofer weiter aus.

Investitionen bestätigen den Einsatz der Tiroler Mittel
„Dass gleich eine ganze Reihe neuer Unternehmen bei Oncotyrol einsteigt, zeigt ein rasch wachsendes, überregionales Interesse an der Tiroler Forschungsleistung. Dieses bestätigt wiederum, dass die öffentliche Hand ihre Mittel am Standort goldrichtig einsetzt“, informiert Dr. Harald Gohm, der Geschäftsführer der Tiroler Zukunftsstiftung. „Für Tirol sind die neuen Wirtschaftspartner der heimischen Forschung auch deshalb von besonderem Interesse, weil eine Erhöhung des betrieblichen Anteils an den Tiroler Forschungsausgaben ein technologiepolitisches Ziel ist, das wir mit nahezu sämtlichen Investitionen von unserer Seite verfolgen.“

Tirol hat mit Unterstützung der Republik Österreich in den letzten Jahren intensiv in beschleunigten Technologietransfer aus den Universitäten in die Wirtschaft, angewandte Forschung und Kooperationen der heimischen Wirtschaft mit den Universitäten eingezahlt. Allein über seine Standortagentur Tiroler Zukunftsstiftung investiert das Land Tirol per Ende 2009 52,3 Millionen Euro. Das bringt Tirol zuletzt einen Anteil von 8,3 % an den österreichischen Forschungsausgaben sowie eine Forschungsquote von 2,4 % weit über dem europäischen Durchschnitt (Statistik Austria).
     
Informationen: http://www.zukunftsstiftung.at/    
     
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