Neue Herzkatheterintervention erstmals in Österreich durchgeführt   

erstellt am
03. 09. 10

Schirmchenverschluss eines paravalvulären Mitralklappenprothesenlecks
Innsbruck (universität innsbruck) - Erstmals in Österreich hat ein Ärzteteam der Inneren Medizin III sowie der Anästhesie der Medizinischen Universität Innsbruck bei einem 74-jährigen Patienten ein paravalvuläres Herzklappenprothesenleck mittels Katheterintervention erfolgreich verschlossen (Valvula = die Herzklappe, paravalvulär: um die Herzklappe herum – daneben). Der Patient verspürte bereits am Tag nach dem Eingriff eine klare Besserung seiner durch das Leck ausgelösten Atemnot und konnte einen weiteren Tag später bereits nach Hause entlassen werden. Heute, drei Monate nach dem Eingriff, berichtet der Patient über eine deutlich gebesserte Alltagsbelastbarkeit.

In aller Regel stellt ein größeres Herzklappenprothesenleck die Indikation für eine erneute Operation nach dem ersten Eingriff, der Implantierung der Prothese, dar. „Dies ist jedoch aufgrund von erhöhtem Operationsrisiko oder technisch bedingten, unsicheren Erfolgsaussichten nicht bei allen PatientInnen möglich bzw. ratsam. Mit dem katheterinterventionellen Leckverschluss können wir unseren PatientInnen eine sehr gute, weil schonendere therapeutische Alternative anbieten“, erklärt der Kardiologe Priv. Doz. Dr. Thomas Bartel.

Neu entwickeltes Minischirmchen für Leck-Verschluss
Der Eingriff passiert über einen minimalen Katheterzugang in der rechten Leistenvene, der über den rechten Vorhof, die Vorhofscheidewand und den linken Vorhof des Herzens läuft. Das Prothesenleck wird nach einer Punktion der Vorhofscheidewand vom linken Vorhof aus sondiert. Anschließend wird ein Minischirmchen direkt neben der ansonsten funktionstüchtigen Mitralklappenprothese implantiert. Das Minischirmchen verschließt nun das Leck. Der Eingriff bei dem 74-jährigen Patienten wurde in Kurznarkose durchgeführt und mittels Echtzeit-3D-Echokardiographie gesteuert. „Bei solchen Eingriffen stellt die gute Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen KardiologInnen und AnästhesistInnen eine absolute Voraussetzung dar, dass wir die PatientInnen optimal behandeln können“, so Doz. Bartel. Das OP-Team bestand aus Priv.-Doz. Dr. Bartel und Univ.-Doz. Dr. Florian Hintringer (interventionelle Kardiologie), Dr. Silvana Müller (bildgebende Kardiologie) sowie Priv.-Doz. Dr. Corinna Velik-Salchner (Anästhesie).

Ärzte rechnen mit zunehmendem Bedarf
„Es gibt immer mehr voroperierte Herz-PatientInnen, die einerseits Zweiterkrankungen entwickeln, andererseits aufgrund der heute höheren Lebenserwartung grundsätzlich älter werden. Für diese Patientengruppe bedeutet die konventionelle Weise einer Operation mit Brustkorböffnung, etc. ein Risiko. Deshalb rechnen wir mit einem steigenden Bedarf für diesen schonenden Eingriff“, führt Doz. Bartel aus. Zuständig für Überweisung, Aufklärung und Beratung von in Frage kommenden PatientInnen ist die Vitienambulanz der Medizinischen Klinik III (Herzvitium = Herzfehler). Daneben ergeben sich durch diese Art des Eingriffs im Gegensatz zu einer konventionellen Herz-Operation auch erhebliche Kostenvorteile.

Prothesenleck äußert sich wie Herzklappenfehler
„Mitralklappe“ heißt die Klappe der linken Vorkammer bzw. des linken Vorhofs. Sie funktioniert wie ein Ventil, das den Rückfluss des Blutes aus der linken Herzkammer in den linken Vorhof bei der Kontraktion verhindern soll. Die Form der Klappe ist ähnlich der Mitra (Bischofsmütze), daher kommt auch ihr Name. Mitralklappenprothesen können aus Metall (wie im Fall des 74-jährigen Patienten) oder aus biologischem Material sein. Paravalvuläre Herzklappenprothesenlecks entstehen meist Jahre nach dem operativen Klappenersatz durch sekundäre Gewebeschäden und äußern sich klinisch wie ein Herzklappenfehler.

Fakten
Minischirmchen zum Verschluss des paravalvulären Mitralklappenprothesenlecks:
Amplatzer® Vascular Plug
Vitienambulanz Klinische Medizin III, Medizinische Universität Innsbruck
http://kardiologie.uki.at/page.cfm?vpath=kardiologische_ambulanz/vitienambulanz
Terminvereinbarung unter Tel.: 0512 504 24205
bzw. unter thomas.bartel@i-med.ac.at

Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.700 MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden drei Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. In der Forschung liegen die Schwerpunkte im Bereich der Molekularen Biowissenschaften (u.a. bei dem Spezialforschungsbereich „Zellproliferation und Zelltod in Tumoren“, Proteomik-Plattform), der Neurowissenschaften, der Krebsforschung sowie der molekularen und funktionellen Bildgebung. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck in der hochkompetitiven Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.
     
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