Agrarexporte stiegen im 1. Halbjahr 2010 wieder an   

erstellt am
10. 09. 10

AMA Marketing: Österreich bei "Intermopro/Intermeat" in Düsseldorf gut vertreten
Wien (pwk) - Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2009 hat sich der Aufwärtstrend bei den österreichischen Agrarexporten im 1. Halbjahr 2010 mit einem Plus von 4,6% wieder fortgesetzt. Die Bereiche Fleischwaren und Milchprodukte haben die Rückgänge des vergangenen Jahres zum Teil aufgeholt oder bekommen erst heuer die Ausläufer der Krise etwas zu spüren. Das ergab eine Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria. Deutschland hat sich als wichtigster Agraraußenhandels-Partner wieder einmal bewährt und führt weiterhin das Ranking der Exportländer klar an. Das wird auch durch die starke Präsenz österreichischer Aussteller auf der Fachmesse 'Intermopro/Intermeat' von 12. bis 15.09. in Düsseldorf unter Beweis gestellt. Bei dieser wichtigsten Lebensmittelmesse für Zentraleuropa ist Österreich der zweitgrößte Aussteller. Dies teilte heute der Geschäftsführer der AMA Marketing, Stephan Mikinovic, mit.

Jedes zweite Jahr steht Düsseldorf mit der "Intermopro/Intermeat/Intercool" im September im Mittelpunkt der europäischen Lebensmittelwirtschaft. Mehr als 900 Aussteller aus 30 Ländern nehmen an dieser Messe teil. Auch heuer wieder werden mehr als 40.000 Fachbesucher erwartet. Österreich ist dabei mit 26 namhaften Unternehmen allein im Bereich Fleisch und Molkereiprodukte präsent und ist damit der zweitgrößte Aussteller. Der Gruppenstand wurde von der AMA Marketing organisiert.

Bergfahrt wird 2010 fortgesetzt

Im Jahr 2009 wurde die steile Bergfahrt im agrarischen Außenhandel krisenbedingt erstmals seit dem EU-Beitritt unterbrochen. Im 1. Halbjahr 2010 wurde der Aufwärtstrend aber wieder fortgesetzt, mit einem Plus von 4,6% zwar weniger steil, aber dennoch deutlich spürbar. Von Jänner bis Juni 2010 wurden 3,93 Mio. t Agrarprodukte im Wert von EUR 3,724 Mrd. in alle Welt exportiert. Im Gegenzug dazu hat Österreich 3,626 Mio. t im Wert von EUR 4,131 Mrd. importiert.

Fleisch erweist sich als stabiler Erfolgsfaktor
Österreich ist im Bereich Fleisch ein klassisches Exportland und kann hier mit höchster Qualität punkten. Das Segment der Fleischzubereitungen, also alle Arten von Würsten, hat auf hohem Niveau um weitere 10% zulegen können. Fast 40.000 t im Wert von EUR 152 Mio. wurden im 1. Halbjahr 2010 exportiert. Nach einer kleinen Stagnation 2009 hat sich der Schweinefleischbereich wieder erholt und sich bei plus/minus Null eingependelt. Rindfleisch war seit dem EU-Beitritt ein verlässlicher "Quotenbringer" und verzeichnete in manchen Jahren Exportzuwächse im zweistelligen Bereich. Das Segment musste heuer erstmals ein Minus von rund 5% hinnehmen, was in einem leichten Gesamtmengenrückgang begründet ist. Der Kilopreis bei Rindfleisch ist weiter auf EUR 3,47 gestiegen.

Käse entschlüpft dem Konjunkturloch
Die Erfolgsgeschichte heimischer Milchprodukte erhielt 2009 mit einem Minus von mehr als 10% im Wert einen deutlichen Dämpfer. Dieser Rückgang war klar auf die sehr schlechten Milchpreise zurückzuführen. Im 1. Halbjahr 2010 konnte dieser Bereich aber wieder wertmäßig um mehr als 4% im Export zulegen. Österreich exportierte in diesem Zeitraum 598.000 t Milchprodukte im Wert von EUR 444 Mio. Bei Käse liegt das Plus sogar bei 5%.

Österreich am deutschen Markt wieder auf der Überholspur
Auch wenn 2009 das Minus im österreichischen Agrarhandel mit Deutschland nicht so groß ausgefallen ist wie gegenüber anderen Ländern, so musste doch auch in diesem Nachbarland erstmals nach dem EU-Beitritt ein Rückgang verzeichnet werden. 2010 konnte jedoch mit einem Plus von mehr als 5% wieder der Weg nach oben gefunden werden. Nach Deutschland wurden 1,198 Mio. t agrarische Produkte im Wert von EUR 1,263 Mrd. exportiert. Der größte Teil davon waren Getränke (18%), Milch und Milchprodukte (16%), sowie Backwaren (11%), Fleisch (8%) und Fleischzubereitungen (8%).

Gut ein Drittel (34%) des gesamten Agrarexportes der Alpenrepublik geht nach Deutschland. Besonders beliebt ist dort österreichischer Käse: Mehr als 49% der Ausfuhren dieses Segments gehen in die BRD.

Fleischzubereitungen sind die Gewinner
Österreichische Wurstwaren sind im Ausland sehr begehrt. Dies spiegelt sich auch in der ungebrochen positiven Exportentwicklung der letzten 15 Jahre wider. Weitere fast 6% Zugewinn in der ersten Jahreshälfte 2010 sprechen eine deutliche Sprache. Bis 2009 sind auch die Exportzahlen von Rindfleisch nahezu explodiert. Ein Minus von 7,7% auf sehr hohem Niveau gebietet dieser Entwicklung heuer kurz Einhalt. Zyklisch verhält sich auch die Exportlinie bei Schweinefleisch. Daraus erklärt sich ein Minus von 14% im 1. Halbjahr 2010, nachdem 2008 ein Plus von fast 20% zu verzeichnen war.

Milchsektor: Licht am Ende des Krisentunnels
Rund 48% der österreichischen Milchexporte gehen nach Deutschland. Das bedeutet von Jänner bis Juni eine Menge von rund 309.000 t im Wert von EUR 212 Mio. Nach einem deutlichen Minus im Vorjahr konnte dieses Segment somit heuer fast um 8% zulegen. Mit einem Plus von 7,3% konnte auch der Käse das Minus des Vorjahres so gut wie wettmachen.

"Das Tal 2009 ist überwunden, wir sind wieder auf der Überholspur und sehen Licht am Ende des Krisentunnels. Noch ist der Weg ein sehr steiniger und mühevoller. Immer häufigere Wetterkapriolen machen der Landwirtschaft zusätzlich auf der ganzen Welt zu schaffen, was auch für einen großen Unsicherheitsfaktor in allen Entwicklungsprognosen sorgt. Aus der Krise haben wir gelernt, dass unsere treuen Nachbarn auch in schwierigen Zeiten zu österreichischen Produkten greifen. Das sollte uns auch für die Zukunft hoffnungsfroh stimmen", kommentiert Mikinovic die Außenhandelsentwicklung.

Lebensmittelindustrie: Endverbraucherpreise müssen steigen
Im Fachverband der Lebensmittelindustrie freut man sich zwar auch über den wieder anspringenden Export, vor allem nach Deutschland, verweist allerdings darauf, dass die Wirtschaftskrise in Drittstaaten aufgrund von Sparpaketen und Währungskrisen und einer damit verbundenen gedämpften Kaufkraft nach wie vor spürbar sei. Zudem hätten neue EU-Mitgliedsländer wie Tschechien, Ungarn oder Rumänien eigene Handelsgesetze zum Schutz ihrer Heimmärkte erlassen.

Mit wesentlichen Problemen sieht sich die Lebensmittelindustrie aber auch am österreichischen Heimmarkt konfrontiert. Hier sei, so Blass, die Krise nach wie vor spürbar. Als Negativfaktoren für die Branche nannte er dabei unter anderem die hohe Konzentration im Einzelhandel, wo die drei großen Ketten bald 80% Marktanteil haben. Die "überzogene Aktionitis und der Eigenmarkenboom in den Supermärkten sowie die durch wetterbedingte Ernteausfälle und Spekulationen gestiegenen Rohstoffpreise" seien ebenfalls eine schwierige Herausforderung für die Verarbeiter. All das werde sich "in den nächsten Monaten auf die Endverbraucherpreise auswirken müssen, sonst schreibt die Lebensmittelindustrie nur mehr rote Zahlen", argumentierte Blass.
     
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