Loan Nguyen: Prinzip Zartgefühl    

erstellt am
15. 09. 10

Wien (verbund) - Die "Sammlung Verbund" widmet der Künstlerin Loan Nguyen die erste Einzelausstellung in Österreich. Gemäß der Sammlungsmaxime "Tiefe statt Breite" sind unter dem Titel Loan Nguyen - Prinzip Zartgefühl 21 Werke im Rahmen des Monats der Fotografie in der Vertikalen Galerie der Verbund-Zentrale ab 13. Oktober zu sehen.

Loan Nguyen lebt in Lausanne in der Schweiz, ihre Fotografien entstehen an der Schnittstelle der Themen Performanz und Räume / Orte. Die Künstlerin tritt in ihren Fotografien selbst auf, doch nicht der performative Akt macht die zentrale Bildaussage aus, vielmehr ist er stets an einen ausgewählten Ort gebunden. Wenn Loan Nguyen sich an einen Ort bzw. an einen Unort begibt, verbleibt ihr Dasein in sensibler Zurückhaltung, sie will den leeren oft funktionslosen Ort nicht grundsätzlich verändern, sondern sich mit Gesten und Posen ihm meditativ annähern, sich angleichen, um ein Äquilibrium zwischen Mensch, Landschaft und Objekt in der Schwebe zu halten.

"Meine Arbeit ist nicht auf den Menschen fixiert. Für mich haben Objekte, Landschaften und Menschen den gleichen Rang in der Ordnung der Natur. Mich interessieren ›Haltung‹ und ›Gestik‹ der Objekte und der Natur, nicht nur des Menschen." (Loan Nguyen). In den Fotografien von Loan Nguyen, deren Familie ursprünglich aus Vietnam stammt, zeichnet sich ein anderes "Zur-Welt-Sein" ab (in Anlehnung an Maurice Merleau-Ponty), welches in seiner Praxis dem okzidentalen Denken fern liegt. Loan Nguyens Wahrnehmungshorizont hebt nicht den Menschen gegenüber allem Seienden hervor, er ist nicht anthropozentrisch orientiert, sondern vielmehr von einem Äquilibrium bestimmt, welches Objekt, Landschaft, Tier und Mensch gleichrangig aufnimmt.

Viele Fotografien Loan Nguyens zeigen Räume in der Natur, in denen Personen mit ihrer weiteren Umgebung zu einer Einheit verschmelzen. In der Fotografie "Cercle" gruppieren sich Menschen kreisförmig am Strand für den prosaischen Akt des Aufwärmens, bevor sie auf ihre Surfbretter steigen. "Diese Menschengruppe ist zu einem Objekt transformiert, es sind keine Menschen mehr, sondern eine Form." (Loan Nguyen) Manche Fotografien Loan Nguyens thematisieren auch Nicht-Orte. Das technologische Übermaß unserer Zivilisation und seine zerstörerische Wirkung auf den menschlichen Lebensraum wird uns vor Augen geführt, wie das vom Betonmeer verschlungene Häuschen in "Triangle", welches irgendwo an einer Schnellstraße in der japanischen Stadt Sendai steht. Es geht dabei immer wieder um die Würde des Übersehenen, um eine Ästhetik des Marginalen.

In Loan Nguyens Fotografien kommen wir mit einer dem Zen-Buddhismus vertrauen Praxis in Berührung, nämlich der Versenkung. Für die Künstlerin wurde Zen zur künstlerischen Arbeitsmethode. "Ich habe das Gefühl, interessanten oder inspirierenden Orten zu begegnen, und dann arbeite ich mit ihnen, arbeite sogar mit ihnen zusammen. Ich spreche sogar mit Orten wie mit einer Person." Die Pose des Herabblickens lässt sich auch als Verneigung deuten, als der Ausdruck einer demütigen Haltung gegenüber den Dingen der Welt.

13. Oktober 2010 - 30. März 2011
Eröffnung am 12. Oktober 2010, 19 Uhr
Im Rahmen von eyes on, Monat der Fotografie
     
Informationen: http://www.sammlung.verbund.at/    
     
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