OÖ. Kulturvermerke: "Zitterpartie" am Traunsee   

erstellt am
01. 10. 10

Erhellendes zu Finanz-, Wirtschafts- und anderen Krisen
Gmunden (festwochen) - Zwischen 22. und 26. Oktober 2010 treffen im oberösterreichischen Gmunden am Traunsee wieder Intellektuelle, Wissenschafter und Künstler rund um das Stadttheater mit einem denkfreudigen und neugierigen Publikum zusammen. Einmal mehr gehen die OÖ Kulturvermerke daran, die Zeichen der Zeit zu deuten. Aus aktuellem finanz- und weltwirtschaftlichem Anlass widmet sich das prominent besetzte Symposion der vom Fußball über die Koalitionsverhandlungen bis zum Operationssaal reichenden sprichwörtlichen \"Zitterpartien\". Die Eröffnung am 22.10. gestalten \"Falter\"-Chefredakteur Armin Thurnher, Wartholz-Preisträger Christian Steinbacher und der Gitarrist Karl Ritter. Weitere Kulturvermerke-Gäste sind u.a. Franz Schuh, Konrad Paul Liessmann, Isolde Charim, Robert Misik, Ute Bock, Margit Schreiner, Christian Schacherreiter, Andreas Khol, Otto Brusatti und Sabina Naber.

"Einmal im Jahr leisten wir uns mit den Oberösterreichischen Kulturvermerken den Luxus, einige Herbsttage lang in Gmunden aus dem Hamsterrad des Alltags auszusteigen und ein Gegenwartsthema aus verschiedensten Perspektiven gründlich in Augenschein zu nehmen\", sagt Jutta Skokan, die als Veranstalterin seit 1992 für das Symposion verantwortlich zeichnet. Heuer dreht sich das von ihr mit dem Schriftsteller Franz Schuh, dem Medienwissenschafter Lutz Ellrich und dem Kulturschaffenden Florian Sedmak zusammengestellte Programm um die \"Zitterpartie\" - jene Momente also, in denen Gelingen, Erfolg und happy end am seidenen Faden hängen.

Das soeben aufgelegte Kulturvermerke-Programm 2010 bietet einen Panoramablick auf die Momente \"zwischen Angst und Hoffnung in der Krise\", wie der Untertitel präzisiert. Armin Thurnher, Chefredakteur des \"Falter\" unternimmt am 22.10. zur Eröffnung einen Streifzug durch die Geschichte der Zitterpartien. Den Ursachen und Folgen der Wirtschaftskrise gehen in ihren Referaten der Politikblogger Robert Misik, der Filmregisseur Andreas Gruber sowie der Ethiker Clemens Sedmak auf den Grund. Die Philosophin Isolde Charim und der langjährige Spitzenpolitiker Andreas Khol widmen sich den politischen Zitterpartien, die mit dem Geschäft mit der Angst (Charim) und mit der Suche nach verlässlichen Partnern im politischen Alltag (Khol) verbunden sind. Gratwanderungen zwischen Leben und Tod unternehmen der Philosoph Franz Schuh und der Arzt Günther Loewit. Es geht um grenzwertige Situationen in der Medizin und ärztliche Hilflosigkeit.

Hilflosigkeit kennzeichnet auch die Befindlichkeit des Publikums bei Fußballspielen auf Messers Schneide, zu denen mit Johann Skocek einer der versiertesten österreichischen Sportjournalisten spricht. Echte existenzielle Notlagen sind die tägliche Herausforderung von Ute Bock, die in Gmunden von ihrem Alltag als Flüchtlingshelferin in Wien erzählt. Daran schließen sich Ausführungen zu ästhetischen, philosophischen und akademischen Zitterpartien von Konrad Paul Liessmann, der in Gmunden sein neues Buch \"Das Universum der Dinge\" vorstellt, Knut Boeser, Klaus Neugebauer, Johannes Bilstein, Lutz Ellrich (\"Erschütterte Institutionen? Bemerkungen zur Missbrauchsdebatte\") und Klaus Zeyringer an. Die Moderation der Diskussionen liegt wie gewohnt beim Historiker und Journalisten Peter Huemer.

Das Erste Wiener Heimorgelorchester, der in allen Musiken beheimatete Gitarrist Karl Ritter, der Schauspieler und Autor Marko Pustišek (\"Verhasste Tomaten\") sorgen neben Otto Brusatti (\"Die Musik - Fluch und Gnade / 11 Erkenntnisse\") sowie Sandy Tomsits und Anna Nowak (Szenische Lesung aus \"Josefine Mutzenbacher\") für ein spannendes künstlerisches Rahmenprogramm.

Ihren Stellenwert als literarische Bühne unterstreichen die Kulturvermerke mit Lesungen von Christian Steinbacher, Christian Schacherreiter und Margit Schreiner sowie Kriminautorin Sabina Naber (\"Die Lebenstrinkerin\").

Die Kulturvermerke 2010 finden im Stadttheater Gmunden und im MYTHOS film/musik/literatur statt. Die Referate und Diskussionen sind frei zugänglich, Abendveranstaltungen jeweils € 10,-
     
Informationen: http://www.festwochen-gmunden.at    
     
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