Weltweite Arzneimittel-Razzia im Internet   

erstellt am
15. 10. 10

Operation PANGEA
Wien (bgf) - Heute sind mehr als 95 Prozent der im Internet verkauften Arzneimittel Fälschungen oder Substandard - Tendenz steigend. Konsumenten können die Gefahren, die von diesen Arzneimitteln ausgehen, jedoch kaum abschätzen. Regelmäßige länder- und kontinentübergreifende Überwachungsaktionen sollen daher im Kampf gegen diese Kriminalität und zum Schutz der öffentlichen Gesundheit helfen und international einen nachhaltigen Erfolg bringen. Die jüngste Aktion fand vom 05. bis zum 12. Oktober 2010 statt: An PANGEA III nahmen heuer 45 Staaten teil. Ziel war es, zeitgleich und koordiniert auf illegale Websites, über die Arzneimittelfälschungen vertrieben werden, zuzugreifen und weitere Internetvertriebswege zu überwachen. Polizei, Zoll und nationalen Arzneimittelagenturen konzentrierten sich dabei auf Internet Service Provider (ISPs), die Lager- und Versandzentren der illegalen Arzneimittel sowie diverse elektronische Zahlungssysteme.

Tausende Verdachtsarzneimittel beschlagnahmt
Durch die Aktion konnten weltweit tausende Verdachtsarzneimittel beschlagnahmt und zahlreiche Anzeigen und Verhaftungen vorgenommen werden. In Österreich beschlagnahmte der Zoll sieben Packungen im Zuge des Postversands. Die enthaltenen 680 Arzneimittel waren zur Behandlung von Diabetes, Wurminfektionen und Arthritis vorgesehen und stammten aus Indien und den USA. Die Polizei wiederum stoppte auf Grundlage des Antidopinggesetzes den Vertrieb von illegalen Arzneimitteln über 15 Internetseiten: Im Zuge dieser Amtshandlungen wurden fünf Personen inhaftiert und 58.946 Arzneimittel beschlagnahmt. "Die österreichische Arzneimittelbehörde AGES PharmMed/Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen konnte im Rahmen der Aktionswoche von sieben Internetseiten den Versandort eruieren und die gelagerten 22.042 illegalen Arzneimittel sicherstellen. Der geschätzte Handelswert dieser Arzneimittel beläuft sich auf weit über 200.000 Euro", führt DDr. Alexander Hönel, Leiter der Medizimarktüberwachung der AGES PharmMed aus. In Summe wurden so in Österreich über 80.000 Arzneimittel mit einem Wiederverkaufswert von über 350.000 Euro sichergestellt.

Die Operation PANGEA ist somit die größte Internet-basierte Aktion weltweit, die die International Medical Products Anti-Counterfeiting Taskforce (IMPACT) bei ihrem Kampf gegen Arzneimittelfälschungen unterstützt. PANGEA III wurde von INTERPOL, der World Customs Organization (WCO), dem Permanent Forum of International Pharmaceutical Crime (PFIPC), der Heads of Medicines Agencies Working Group of Enforcement Officers (HMA WGEO), der Pharma- und der Elektronischen Zahlungsdienstleistungsindustrie gemeinsam durchgeführt. An PANGEA nahm neben Zoll und Polizei auch die Österreichische Arzneimittelagentur AGES PharmMed teil.

Gesundheitsminister Alois Stöger zeigt sich über den Erfolg der Internet-Razzia erfreut: "Der Internet-Handel mit gefährlichen Arzneimitteln boomt. Mit dem vor Kurzem in Kraft getretenen Arzneiwarengesetz haben wir daher dem Bezug von Arzneimitteln über das Internet durch Private einen gesetzlichen Riegel vorgeschoben. Diese Internet-Razzia zeigt einmal mehr, wie dringend erforderlich diese Maßnahme war. Die Garantie auf sichere Arzneimittel gibt es nur in der Apotheke und nicht im Internet."

AGES PharmMed nahm Räuchermischungen und "Poppers" ins Visier Der österreichische legale Arzneimittelmarkt ist frei von Arzneimittelfälschungen. Dies nicht zuletzt aufgrund der strengen Überwachung der österreichischen Arzneimittelagentur AGES PharmMed. Daher konzentrierte sich die AGES PharmMed bei der diesjährigen Aktion auch auf arzneimittelrechtliche Randbereiche, nämlich diverse SPICE-Nachfolgeprodukte, also Kräutermischungen zum Rauchen, und auf so genannte "Poppers". "Nachdem Spice im Jahr 2008 erfolgreich bekämpft und gesetzlich verboten wurde, müssen wir leider immer wieder feststellen, dass Jugendliche regelmäßig auf Spice-ähnliche Produkte zum Berauschen zurückgreifen. Die AGES PharmMed hat im Kampf gegen diesen Modetrend bereits vergangene Woche wieder Kräutermischungen in Wien beschlagnahmt und Inspektionen durchgeführt", so Hönel. Aphrodisierende Wirkung erwarten sich Konsumenten hingegen von so genannten "Poppers", die aber beinahe immer von starken Nebenwirkungen begleitet ist. "Diese Poppers beeinträchtigen das Herz-Kreislauf-System und führen zu starken Blutdrucksenkungen. Sie beinhalten Isopropylnitrit, einen Wirkstoff, der früher als Herzmittel eingesetzt wurde. Heute sind sie nicht mehr in Verwendung, da für diese Anwendung bessere, sicherere Arzneimittel am Markt verfügbar sind ", führt Hönel aus.

Gemeinsam gegen Arzneimittelfälschungen!
"Ein Konsument kann das Risiko, das mit einem Internetkauf von Arzneimitteln verbunden ist, nicht abschätzen", so AGES PharmMed-Leiter Dr. Marcus Müllner, "die fehlenden Inhaltsstoffe, Verunreinigungen und falschen Dosierungen dieser Arzneimittel können schwere Nebenwirkungen verursachen und sogar zum Tod führen." Fälle aus Haiti Mitte der 1990er Jahre, als 89 Kinder und 30 Erwachsene an einem Hustensirup mit verunreinigten Hilfsstoffen starben, und aus Singapur, als 2008 vier Personen durch eine Viagra-Fälschung ums Leben kamen, zeigen, welche Gefahren von gefälschten Arzneien ausgehen können. Die laufende Informationsoffensive der AGES PharmMed und des Bundesministeriums für Gesundheit klärt unter dem Titel "Gemeinsam gegen Arzneimittelfälschungen" über die Gefahren, die von einem Arzneimittelkauf im Internet ausgehen, auf. Nähere Informationen unter
     
Informationen: http://www.basg.at    
     
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