Osttiroler Sajatfalter entdeckt!   

erstellt am
25. 10. 10

Sensationeller Falterfund im Nationalpark Gran Sasso:
Innsbruck (tiroler-landesmuseen) - Dr. Peter Huemer, Zoologe der Tiroler Landesmuseen, entdeckte im italienischen Nationalpark Gran Sasso den bisher nur in Osttirol vorkommenden Sajatfalter. Dies ist eine sensationelle naturwissenschaftliche Entdeckung, da der Sajatfalter unter den Experten als eine von 23 endemischen Schmetterlingsarten Österreichs galt.

Die Alpen weisen eine erstaunliche Vielfalt von Schmetterlingsarten auf: 220 Arten kommen ausschließlich im Alpenraum, der sich über acht Nationalstaaten erstreckt, vor. Manche dieser sogenannten Endemiten -Tiere, die nur in einem bestimmten Gebiet vorkommen- haben schon mehrere Eiszeiten in den Alpen überdauert. Einige dieser Endemiten wurden erst in den letzten Jahren entdeckt und viele zählen aufgrund ihrer kleinräumigen Verbreitung zu den besonders gefährdeten Tierarten. Da jedoch auch engere Beziehungen zu anderen Gebirgslebensräumen Europas bestehen, organisierte ein Forscherteam der Tiroler Landesmuseen eine Expedition in die Abruzzen Zentralitaliens. Die Forschungsfrage der Wissenschaftler war klar definiert: Gibt es in Zentralitalien Schmetterlingsarten, die bisher nur aus den Alpen bekannt waren? Das Team unter der Leitung des Zoologen Dr. Peter Huemer von den Tiroler Landesmuseen begab sich in den Nationalpark Gran Sasso, um diese wissenschaftlich relevante Frage zu klären. Mit hochtechnischen Kunstlichteinrichtungen wurden vor allem nachtaktive Falter registriert. Das Resümee der Forscher nach einwöchiger, intensiver Feldarbeit im bisher kaum untersuchten Nationalpark ist eindeutig: Mindestens sechs Arten wurden erstmals auf der italienischen Halbinsel gefunden, darunter als echte Sensation auch der Sajatfalter. Dieser optisch attraktive Schmetterling wurde erst 1992 vom schwedischen Biologen Nils Ryrholm auf den Sajatmähdern im Virgental in Osttirol entdeckt und zwei Jahre später von Experten des Ferdinandeums wissenschaftlich dokumentiert. Seither gilt dieser Falter als eine von 23 endemischen Schmetterlingsarten Österreichs und zählt somit auch zu den 220 endemischen Schmetterlingsarten im Alpenraum, der Gebiete der acht Alpenstaaten umfasst. Der Nationalpark Hohe Tauern hat den Sajatfalter aufgrund seiner Einzigartigkeit als eines seiner Wappentiere gewählt.

Dieser aktuelle Fund im Gran Sasso gibt den Forschern viele Rätsel auf. Die heute aus biologischer Sicht weitgehend lebensfeindliche Poebene hatte vermutlich eine viel bedeutendere Brückenfunktion für den nacheiszeitlichen Austausch von Arten als bisher angenommen. Diese Annahme wird auch durch andere, nun in den Abruzzen entdeckten Schmetterlinge untermauert. Für den Naturschutz sind die gewonnenen Erkenntnisse jedenfalls von großer Bedeutung, da sie zeigen, dass Endemismus oft nur auf Forschungsdefiziten basiert. Eine realistische Abschätzung der Gefährdung von Arten ist daher erst nach Kenntnis der Gesamtverbreitung der Organismen möglich. Dazu ist, wie jetzt bewiesen wurde, auch der Blick über nationale Grenzen eine Grundvoraussetzung.
     
Informationen: http://www.tiroler-landesmuseen.at    
     
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