Kreditzinsen heimischer Banken trotz leichter Anstiege noch deutlich niedriger als im Euroraum   

erstellt am
23. 11. 10

Die Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich und im Euroraum im 3. Quartal 2010
Wien (oenb) - Bei weiterhin unverändertem EZB-Leitzinssatz führten steigende Zwischenbankzinssätze im dritten Quartal 2010 in Österreich bei neu vereinbarten Kreditzinssätzen mit privaten Haushalten und Unternehmen durchwegs zu höheren Zinssätzen. Dennoch blieb der Zinsvorteil gegenüber den Durchschnittswerten des Euroraums für Österreichs Kunden erhalten.

Bei den Einlagenzinssätzen blieben die neu vereinbarten Zinssätze unter dem Schnitt des Euroraums, wobei dieser allerdings durch vergleichsweise sehr hohe Zinssätze in einigen südlichen Ländern nach oben beeinflusst wurde.

Im dritten Quartal 2010 waren ohne zinspolitische Impulse der Europäischen Zentral­bank (der EZB-Leitzins blieb auf 1,00%) die ansteigenden Zwischenbankzinssätze (der 3-Monats-EURIBOR stieg um 0,15 Prozentpunkte auf 0,88%) ein wesentlicher Grund für Anstiege bei den Kundenzinssätzen der Banken.

Im Kreditgeschäft gab es die stärksten Anstiege bei neu vergebenen Konsumkrediten an private Haushalte, welche sich um 0,19 Prozentpunkte auf 4,81% im Vergleich zum Vorquartalverteuerten, damit aber nach wie vor deutlich unter dem durchschnittlich im Euroraum vergebenen Zinssatz von 6,55% lagen. Bei Wohnbaukrediten gab es in Österreich im Neugeschäft im Gegensatz zum Euroraum nur einen sehr geringfügigen Anstieg und mit 2,68% betrug der Zinsvorteil im September 2010 gegenüber dem Euro­raum bereits 0,71 Prozentpunkte verglichen mit lediglich 0,21 Prozentpunkten im September 2009. Über den aushaftenden Gesamtbestand gab es im dritten Quartal bei Krediten an Haushalte dank des Auslaufens von höher verzinsten Altkrediten sogar leichte Reduktionen zu verzeichnen (-0,09 Prozentpunkte bei Wohnbaukrediten bzw -0,08 Prozentpunkte bei Konsumkrediten).

Auch bei Unternehmenskrediten gab es im dritten Quartal Verteuerungen zu beobachten. Der Durchschnittszinssatz für neu vergebene Großkredite (über 1 Mio Euro) lag mit 1,87% um 0,07 Prozentpunkte über dem Vergleichswert im Juni 2010, wobei es anschließend im Juli und August zwischenzeitlich sogar noch stärkere Anstiege gegeben hatte. Weniger Veränderungen gab es im dritten Quartal bei Unternehmenskrediten bis 1 Mio Euro zu beobachten, die letztendlich um 0,05 Prozentpunkte auf 2,43% stiegen. In beiden Kategorien zeigte sich jedenfalls im dritten Quartal der weiterhin deutliche Zinsvorteil für Österreichs Unternehmen im Vergleich zum Euroraumdurchschnitt von 1,01 Prozentpunkte bei bis zu 1 Mio Euro bzw. von 0,46 Prozentpunkte bei Krediten über 1 Mio Euro. Auch hinsichtlich des aushaftenden Gesamtbestandes der Kredite ist festzustellen, dass österreichische Unternehmen mit durchschnittlich 2,72% deutlich günstigere Zinskonditionen vorfanden als der Durchschnitt im Euroraum (3,35%).

Bei neu vergebenen Einlagen an private Haushalte waren bei kurzen Laufzeiten (bis 1 Jahr) bzw. langen Laufzeiten (über 2 Jahre) nach den historischen Tiefstständen der letzten Monate im Quartalsvergleich nunmehr wieder Anstiege (im Schnitt um 0,06 bzw. 0,07 Prozentpunkte) zu verzeichnen. Dennoch lagen die Zinssätze besonders bei kürzeren Laufzeiten deutlich unter den Euroraumvergleichswerten. Bei Laufzeit von bis zu 1 Jahr wurde die 1-Prozentmarke im September 2010 mit 1,03% in Österreich nur knapp überschritten, während im Euroraum im Schnitt ein Zinssatz von 2,25% zu verzeichnen war. Allerdings muss hier betont werden, dass die Durchschnittszinssätze des Euroraums durch extrem hohe Zinssätze in einigen südlichen Ländern stark nach oben beeinflusst wurden. Geringer war der Zinsnachteil für Österreichs Kunden bei Bindungs­fristen von mehr als 2 Jahren. Hier betrug der Durchschnittszinssatz im September 2010 in Österreich 2,05% verglichen mit 2,28% im Euroraum.
     
zurück