"Die Wahrheit über die Pfarrkirche Neulerchenfeld"   

erstellt am
23. 11. 10

Entscheidung der Diözesanleitung im Hinblick auf die Übergabe des Gotteshauses an die serbisch-orthodoxe Kirche ist „wohlbegründet und unwiderruflich“
Wien (pew) - Die Pfarrkirche Neulerchenfeld im 16. Bezirk wird im Frühsommer 2011 an die serbisch-orthodoxe Kirche übergeben werden. Die Öffentlichkeitsarbeit der Erzdiözese Wien hat im Hinblick auf die Diskussionen der letzten Wochen am 23.11. eine Erklärung veröffentlicht: „Die katholische Pfarrgemeinde Neulerchenfeld wird nicht aufgelöst, sondern mit der Nachbargemeinde Maria Namen vereinigt. Das war übrigens bis zum Jahr 1939 auch so. Die beiden Kirchen sind wenige hundert Meter voneinander entfernt; für die Wochentagsmessen und die Treffen der verschiedenen pfarrlichen Gruppen wird das Pfarrzentrum in der Grundsteingasse weiter zur Verfügung stehen.

Die Entscheidung der Diözesanleitung im Hinblick auf die Übergabe der Pfarrkirche Neulerchenfeld an die serbisch-orthodoxe Kirche ist wohlbegründet und unwiderruflich. Kardinal Schönborn hat wiederholt daran erinnert, dass die ‚Wahrheit zumutbar ist‘. Die Wahrheit sieht so aus: Es gibt in Wien für rund 750.000 Katholiken 172 Pfarrkirchen. Zugleich leben geschätzte 150.000 serbisch-orthodoxe Christen in Wien und Umgebung; für sie stehen nur drei kleine Gotteshäuser zur Verfügung. Das ist ein eklatantes Missverhältnis; gerade angesichts des seit Jahrzehnten hervorragenden ökumenischen Verhältnisses in Wien darf dieses Missverhältnis nicht weiterdauern.

Vor allem in den Bezirken im Bereich des Gürtels ist die Zahl der Katholiken in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Das hat drei Ursachen: Die demographische Entwicklung (das geht viele Jahrzehnte zurück; ohne Zuwanderung hätte Wien wahrscheinlich heute nur 1 Millionen Einwohner!), die Übersiedlung vieler jüngerer Familien aus den alten Wohngebieten in die Gemeinden des niederösterreichischen ‚Speckgürtels‘ rund um Wien und auch die Kirchenaustrittsbewegung ab dem Beginn der achtziger Jahre. Zugleich muss man sich vor Augen halten, dass unter den Immigranten mehr als 50 Prozent Christen sind: Nicht wenige sind Katholiken, es gibt aber auch viele orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Christen unter den Neu-Wienern. Den orthodoxen Schwesterkirchen beim Aufbau der Seelsorge zu helfen, ist eine selbstverständliche Verpflichtung.

Zur Wahrheit über Neulerchenfeld gehören einige notwendige Informationen:

  • Warum wurde die Pfarrkirche Neulerchenfeld für die Übergabe an die serbisch-orthodoxe Kirche ausgewählt? Aus zwei Gründen: Weil es in unmittelbarer Nähe mehrere katholische Kirchen gibt und weil gerade im Einzugsgebiet von Neulerchenfeld viele Serben wohnen.
  • Die serbisch-orthodoxe Kirche erhält Kirche und Pfarrhof Neulerchenfeld geschenkt, es gibt auch keine versteckten ‚Gegenleistungen‘.
  • Es werden keine polnischen Katholiken ‚vertrieben‘. Die Personalgemeinde polnischer Katholiken, die derzeit in Neulerchenfeld besteht, ist nicht auf ein bestimmtes Gotteshaus, sondern auf die Person eines initiativen Seelsorgers ausgerichtet. Diese Gemeinde wird weiterbestehen, auch wenn ihr Seelsorger in Zukunft in einem benachbarten Gotteshaus tätig sein wird.
  • Weil die polnischen Katholiken für Wien so wichtig sind, gibt es – neben der offiziellen polnischen Gemeinde am Rennweg, die ihre Gottesdienste in der Gardekirche und in der Salesianerinnenkirche feiert – zehn weitere Gotteshäuser, in denen regelmäßig Messfeiern in polnischer Sprache stattfinden.
  • In Wien wird bewusst ein anderer Weg als in vielen westeuropäischen Metropolen gegangen. Die Zahl der Katholiken sinkt auch hier. Aber Kardinal Schönborn hat mehrfach betont, dass keine katholischen Gotteshäuser geschlossen oder verkauft werden. Es ist eine schmerzliche Realität, dass relativ wenige Wiener ‚praktizierende‘ Katholiken sind. Was aber nicht in Frage kommt, ist ein Verkauf von Kirchen, damit sie Einkaufszentren oder Discos werden. Deswegen übergibt die Erzdiözese Wien das eine oder andere Gotteshaus an östliche Kirchen, mit denen die Katholiken so viel gemeinsam haben.
  • Diese Haltung gilt in der Erzdiözese Wien übrigens seit 1974. Damals wurde die alte Lainzer Pfarrkirche an die syrisch-orthodoxe Kirche übergeben. In den letzten Jahren wurde die kleine Markuskirche am Fuß der UNO-City und eine Kapelle in der Martinstraße an die koptisch-orthodoxe Kirche übereignet. Diese Schritte waren und sind eine Bereicherung der christlichen Identität Wiens.
  • Nicht nur die anderssprachigen katholischen Gemeinden sind ‚Frischzellen‘ (Kardinal Schönborn) für die Kirche in Wien. Das gilt auch für die orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Gemeinden. Die Kirche in Wien wird ‚Weltkirche im kleinen‘; dazu gehört auch das Miteinander mit den östlichen Kirchen“.
     
zurück