Kardinal-Innitzer-Studienfonds besteht seit 50 Jahren   

erstellt am
13. 12. 10

Bisher wurden an die 700 Wissenschaftler ausgezeichnet – Kardinal Schönborn: „Ein Zeichen, wie wichtig Wissenschaft und Forschung für die Zukunft sind"
Wien (pew) - Der Kardinal-Innitzer-Studienfonds besteht seit 50 Jahren. Auf dieses Jubiläum wies Kardinal Christoph Schönborn am Samstag bei der Verleihung der diesjährigen Kardinal-Innitzer-Preise hin. Insgesamt konnten von dem Fonds seit 1960 an die 700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert werden. Der Namensgeber des Fonds, Kardinal Theodor Innitzer, war selbst Universitätslehrer und habe als solcher insbesondere auch um die Nöte des wissenschaftlichen Nachwuchses am Beginn der akademischen Karriere Bescheid gewusst. Daher suchte er schon in der Wiederaufbauzeit die Hilfe maßgebender Persönlichkeiten der österreichischen Wirtschaft zur Unterstützung der Nachwuchskräfte der Wissenschaft. Erst 1960 konnte die Idee durch die Initiative von Kardinal Franz König in die Praxis umgesetzt werden; zugleich wurde die Aufgabenstellung erweitert, um verdiente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den „Kardinal-Innitzer-Würdigungspreisen“ bzw. dem „ großen Kardinal-Innitzer-Preis“ auszuzeichnen.

Im In- und Ausland hat der Kardinal-Innitzer-Studienfonds vor allem wegen seiner strengen, auf rein wissenschaftlichen Kriterien beruhenden Auswahlmethoden einen guten Ruf gewonnen. Die Liste der bisherigen Preisträger liest sich wie ein „who is who“ der österreichischen Wissenschaft und Forschung in der Zweiten Republik. Der Studienausschuss des Innitzer-Fonds, dem renommierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung angehören, bürgt dafür, dass bei der Vergabe der Preise ein hohes wissenschaftliches Niveau beachtet wird.

Kardinal Schönborn erinnerte bei der Verleihung der diesjährigen Preise daran, dass Kardinal Innitzer als Universitätsprofessor auch Rektor der Wiener Universität war (1928/29). Innitzer gilt als der einzige Rektor der Zwischenkriegszeit, der die jüdischen Studenten vor Anpöbelungen schützte. Der Name Innitzers werde heute oft nur mit seiner Haltung nach dem „Anschluss“ 1938 assoziiert, sagte Kardinal Schönborn. Innitzer habe seinen damaligen Fehler „zutiefst bereut“ und bald erkannt, dass es mit dem NS-Regime keinen Kompromiss geben konnte. Daher habe er auch im Erzbischöflichen Palais die sogenannte „Hilfsstelle für nichtarische Katholiken“ eingerichtet, wo mit großem Mut „jüdischen Menschen aller Konfessionen“ tatkräftige Hilfe geleistet wurde. An diese Hilfsstelle erinnere im Erzbischöflichen Palais eine Gedenktafel, die am 9. November 2009 – am Jahrestag der nationalsozialistischen Pogromnacht – enthüllt wurde.

Bei der Preisverleihung nahm Kardinal Schönborn auch zum verbreiteten „Vorurteil“ vom Gegensatz zwischen Wissenschaft und Glaube Stellung: „Wissenschaft und Glaube erhellen sich aber vielmehr gegenseitig, sie tragen zur Öffnung des Horizonts bei“. Gerade Papst Benedikt XVI. trete immer wieder für ein „klares Miteinander und Füreinander“ von „Fides und Ratio“ (Glaube und Vernunft) ein.

Im Hinblick auf Österreich sagte der Wiener Erzbischof , dass es eine „schwierige Situation“ in der Bildungs- und Wissenschaftspolitik gibt. Der „Ernst der Situation“ sei allen bewusst. Die Förderung von Wissenschaft und Forschung gehöre zu den großen Zukunftsaufgaben. Das müsse trotz der „Verteilungskämpfe“ angesichts beschränkter Ressourcen allen bewusst sein. Die Verleihung der Kardinal-Innitzer-Preise sei ein „kleines Zeichen, wie wichtig Wissenschaft und Forschung für die Zukunft Österreichs sind“.

Mit dem „großen Kardinal-Innitzer-Preis“ wurde der Botaniker und Pflanzensystematiker em. Prof. Friedrich Ehrendorfer ausgezeichnet. Ehrendorfer studierte von 1945 bis 1949 an der Universität Wien Biologie mit den Schwerpunkten Botanik und Paläontologie. Er promovierte mit 22 Jahren, mit 28 Jahren erhielt er eine Dozentur. Dank eines Fulbright-Stipendiums forschte er in Kalifornien. Von dort brachte er die synthetische Systematik, die Verbindung von Cytogenetik, Evolutionsforschung und Phylogenie nach Europa und etablierte sie hier. 1965 wurde er Professor an der Grazer Universität, 1970 an der Universität Wien. Er war lange Jahre Vorstand des Instituts für Botanik und Direktor des Botanischen Gartens der Universität Wien. In seine Amtszeit fiel der Ausbau des Instituts, der 1992 beendet werden konnte. 1995 emeritierte Ehrendorfer, setzte seine Forschungen aber weiter fort. Sein Forschungsschwerpunkt sind Untersuchungen zur vergleichenden Evolutionsforschung und Biosystematik der höheren Pflanzen. U.a. ist nach Ehrendorfer die Pflanzengattung „Ehrendorfia“ aus der Familie der Erdrauchgewächse benannt.

Mit Würdigungspreisen wurden Prof. Heinz Fassmann (Ordinarius für Angewandte Geografie und Raumordnung in Wien), Prof. Niyazi Serdar Sariciftci (Gründungsvorstand des Instituts für organische Solarzellen in Linz) und der Journalist Martin Kugler (Leiter des Ressorts „Wissen“ in der Tageszeitung „Die Presse“) ausgezeichnet. Acht junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhielten Förderungspreise.
     
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