Kunst ermöglicht Zusammenarbeit über Staatsgrenzen hinweg  

erstellt am
09. 12. 10

Brenner bei Überreichung der Auszeichnungen 2010 für Kunst und Kultur des Landes Salzburg
Salzburg (lk) - "Internationale Zusammenarbeit über Staatsgrenzen hinweg, vorbei an historischen, strukturellen oder religiösen Bruchlinien, ist unendlich schwierig, mühsam und manchmal – leider – fast unmöglich. Gäbe es da nicht eine historische, Jahrtausende alte Ausnahme: Die Kunst! Dort, wo am Verhandlungstisch bei Monsterkonferenzen der Berg dann doch nur eine Maus hervorbringt, dort war und ist Kunst oft um Lichtjahre voraus. Kulturelle Strömungen haben sich trotz vieler Hindernisse über Kontinente hinweg ausgebreitet." Dies betonte am Abend des 07.12. Kulturreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. David Brenner bei der Überreichung der Auszeichnungen 2010 für Kunst und Kultur des Landes Salzburg in der Salzburger Residenz. Dabei wurden die einzelnen Preisträger und ihre Arbeiten in Videoclips präsentiert, die von zwei Künstler/innen gestaltet und vom Videostudio des Landespressebüros montiert wurden.

Kriege und bewaffnete Auseinandersetzungen seien für die Kunst zwar ein Hindernis, aber alles andere als unüberwindlich. Ein besonders gutes Beispiel dafür sei Daniel Barenboim mit seinem West Eastern Divan Orchestra oder auch die Zeit der Renaissance, als Europa in Kriegen versunken war, die Kunst aber das Bild von Menschen veränderte und die Naturwissenschaft nachhaltig beeinflusste. Kunst sei stets ein Träger des Austausches gewesen und habe Verbindungen hergestellt. Selbst in Zeiten finsterster Diktaturen und rigoroser Abschottung nach außen habe sich die Kunst ihren Weg gebahnt, sagte Mag. Brenner.

Die Kunst habe sich noch fast immer ihren Weg gebahnt. Kunst sei auch eine Antwort auf den "Terrorismus", denn kultureller Dialog und kultureller Austausch seien ideale Präventivwaffen gegen den Fanatismus. Die Kunst sei die Antithese dazu. Sie sei die Bereitschaft, sich auf Neues, Unbekanntes einzulassen, sich auf andere Sichtweisen einzulassen, zu hinterfragen. "Und das passiert nicht nur auf der großen Weltbühne, sondern auch in Stadt und Land Salzburg, wo die Preisträger der Kunstpreise und Stipendien zuhause oder tätig sind."

Kunst sei Wegbereiter für Toleranz und Respekt, aber nicht immer angenehm. Das sei auch nicht die Aufgabe der Kunst, auch wenn sich das manche so vorstellen. Kunst erschließe sich nicht immer automatisch, sie fordere uns und fordere zu Recht auch die Politik. Daraus ergeben sich auch die Aufgaben für ihn als Kulturpolitiker, sagte der Landeshauptmann-Stellvertreter. "Kulturpolitik heißt nicht ex cathedra zu verkünden, was zu sein hat, sondern Dinge entstehen zu lassen. Kulturpolitik heißt für mich: Position beziehen, eine Meinung zu haben aber nicht zu verengen. Kunst kommt aus der Gesellschaft, von den Menschen, nicht aus dem Staat und seinen Institutionen. Kulturpolitik bedeutet deshalb auch, sich zu beschränken und Raum zu geben für das, was auch Aufgabe der Kunst ist: Den Widerspruch zum Bestehenden zu formulieren. Kulturpolitik heißt, die Türen offen zu halten für Neues, Ungewohntes, Ungehörtes, Ungesehenes und manchmal auch Un-Erhörtes. Preise wie jene, die heute verliehen werden, sind dabei ein Instrument zur Beweisführung", sagte Brenner.

Kunst brauche stabile Rahmenbedingungen, das heißt Geld. Kunst müsse sich nicht im ökonomischen Sinn rechnen, sie rechne sich gesellschaftlich. Daraus leite sich das Bekenntnis zur öffentlichen Kulturförderung ab. Die Förderung von Kultur sei eine zentrale politische Aufgabe, und natürlich müsse dafür auch Geld zu Verfügung stehen, auch, wenn die Fieberkurven der Wirtschaft einmal kräftig nach unten ausschlagen. "Und genau deshalb haben wir in Salzburg auch die Kulturförderung stabil gehalten und keine Kürzungen vorgenommen. Und wir haben noch mehr getan: nämlich einen guten Teil der Förderzusagen auf zwei Jahre verlängert, um den Kulturschaffenden Planungssicherheit zu geben und ihnen finanziellen Rückhalt zu verschaffen", so Brenner.

"Salzburg wird auch mit den Festspielen verbunden, mit Mozart – aber Salzburg ist mehr. Das zeigt auch dieser Abend. Diese enorme künstlerische Vielfalt, die wir in Salzburg haben, müssen wir erhalten und weiter ausbauen. Das bedeutet auch, neue Zugänge zu schaffen. Es geht darum, neue künstlerische Ausdrucksformen, neue kulturelle Zugänge zu fördern, auszubauen und zuzulassen und gleichzeitig eine Verbindung herzustellen zwischen dem, was gemeinhin als klassisch bezeichnet wird, und dem, was andere progressiv nennen. Beides kann und muss nebeneinander, miteinander existieren. Dafür brauchen wir Offenheit", betonte Landeshauptmann-Stellvertreter Brenner.

Folgende Landespreise und Stipendien wurden 2010 vergeben
Großer Kunstpreis für Musik (15.000 Euro): Herbert Grassl
Jahresstipendium für bildende Kunst (10.000 Euro): Kathi Hofer
Architekturpreis (Ehrenpreis): fasch & fuchs und Lechner & Lechner
Förderstipendium des Architekturpreises (10.000 Euro): Alexander Kollmann
Keramikpreis (6.000 Euro): Charlotte Wiesmann
Eligius Schmuckpreis (5.000 Euro): Petra Zimmermann
Soucek-Preis für Graphik (4.000 Euro): Rudolf Schönwald
Jahresstipendium für Film (10.000 Euro): Rudolf Pinto do Amaral
Landespreis für Kulturarbeit (5.000 Euro): Robert Wimmer
Jahresstipendium für Literatur (10.000 Euro): Andrea Grill
Landespreis für Medienkunst (10.000 Euro): Bartholomäus Traubeck
Jahresstipendium Musik (je 5.000 Euro): Stephan Maria Karl und Peter Kronreif
     
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