Langjähriger Vergleich der Kaufkraft zeigt Veränderungen des Lebensstandards auf   

erstellt am
31. 12. 10

Wien (wifo) - Für einen Sonntagsbraten musste ein Industriearbeiter 1980 mehr als doppelt so lange arbeiten wie heute. Für Dienstleistungen wie etwa Installateurleistungen (1 Stunde mit Helfer) mussten dagegen im Jahr 1980 etwa 6 1/2 Stunden gearbeitet werden, heute weit über 8 Stunden. Für einen Liter Benzin musste 1980 ein Industriearbeiter 7,5 Minuten arbeiten, heute nur noch 4,9 Minuten. Dies entspricht ungefähr dem Gegenwert der Arbeit im Jahr 1990. Benzin war 2010 somit etwa "gleich viel wert" wie vor 20 Jahren.

Ein Vergleich der Preisentwicklung mit der Entwicklung der Einkommen kann ein grobes Bild der Veränderung des Lebensstandards vermitteln. Als Indikator für die Preisentwicklung von Gütern und Dienstleistungen wird der Verbraucherpreisindex herangezogen.

Als Maßstab der Einkommensentwicklung dienen die Nettostundenverdienste von Industriearbeitern (Nettomonatsverdienste Männer, einschließlich Sonderzahlungen, je geleistete Arbeitsstunde), da nur für diese Variable eine Zeitreihe der Stundenlöhne bis 1980 gebildet werden kann. Die Auswirkungen der Arbeitsmarktentwicklung der letzten zwei Jahrzehnte auf die allgemeine Kaufkraftentwicklung, wie z. B. die Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen, des Anteils der Teilzeitbeschäftigung und der geringfügigen Beschäftigung, des Anteils der Beschäftigten im Dienstleistungssektor sowie die durchschnittliche Verbesesrung der Qualifikation des Faktors Arbeit, werden dadurch nicht berücksichtigt. Die dargestellten relativen Preise bezogen auf den Faktor Arbeit können die gesamtwirtschaftliche Kaufkraftentwicklung daher nicht vollständig abbilden.

Übersicht 1 stellt die Entwicklung der Preise einer Reihe von Waren und Dienstleistungen, die im täglichen Leben eine Rolle spielen, der Entwicklung der Nettostundenverdienste der Industriearbeiter gegenüber. Diese Berechnung vergleicht, wie lange ein Industriearbeiter im Jahr 1980, 1990, 2000 und im Jahr 2010 arbeiten musste (in Stunden und Minuten), um eine bestimmte Ware kaufen zu können.

Zwischen 1980 und 2010 sank der Arbeitsaufwand, der dem Preis von Textilien, technischen Gütern und einer Reihe von Nahrungsmitteln wie Zucker oder Kaffee entsprach, stark. Der Arbeitsaufwand für qualifizierte Dienstleistungen (Installateur , Mechaniker , Friseurleistungen), deren wichtigste Kostenkomponente Arbeitskosten sind, nahm erheblich zu. Diese Divergenz ist in erster Linie auf den Anstieg der Lohnsteuern, der Sozialbeiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie der Gewinnaufschläge zurückzuführen, die in den Nettolöhnen der Industriearbeiter definitionsgemäß nicht enthalten sind. Der Aufwand für andere Dienstleistungen wie Putzerei oder Briefporto ging zurück.

Der Arbeitsaufwand für Treibstoffe nahm im Untersuchungszeitraum in den ersten 10 Jahren ab und blieb seither bei rund 5 Minuten für 1 Liter Normalbenzin (nur diese Zeitreihe ist im VPI bis 1980 verfügbar) etwa konstant geblieben.
     
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