Guter Rutsch ins Neue Jahr für Österreichs Industrie   

erstellt am
30. 12. 10

Bank Austria EinkaufsManagerIndex wieder im Aufwind – Stärkstes Auftragswachstum seit dem Sommer sorgt für kräftige Produktionsausweitung zum Jahresausklang
Wien (bank austria) - Die österreichische Industrie lässt das Jahr 2010 sehr schwungvoll ausklingen. "Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex hat im Dezember mit 57,5 Punkten den höchsten Wert seit dem Sommer erreicht. Eine kräftige Zunahme der Neuaufträge, eine starke Ausweitung der Produktionsleistung, ein hohes Beschäftigungsplus, längere Lieferzeiten sowie eine abermalige Verschlechterung der Preisumfelds sind die Eckpunkte der günstigsten Indikatorentwicklung seit einem halben Jahr", sagt Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Ein sehr starker Auftrieb zeigt im Dezember die Nachfrage nach heimischen Industrieerzeugnissen. Mit 59,3 Punkten hat der Index der Neuaufträge den höchsten Wert seit Juni und einen der höchsten jemals gemessenen Werte erreicht. Dafür sind die besonders stark zulegenden Bestellungen aus dem Ausland verantwortlich. "Die anhaltend günstige Industriekonjunktur in Deutschland verschafft den österreichischen Zulieferbetrieben besonders stark wachsende Auftragseingänge, sodass die Produktionsleistung auch im Dezember kräftig gesteigert wurde. Seit mittlerweile 18 Monaten fährt die heimische Industrie ihre Produktionsleistung ununterbrochen hoch", so Bruckbauer.

Bereits seit Jahresbeginn 2010 nehmen die Auftragspolster stetig zu. Im Dezember hat sich der Anstieg sogar noch massiv erhöht. Verunsichert durch den scharfen Einbruch im Jahr 2009 haben die österreichischen Produktionsbetriebe auf die immer stabilere Erholung der Industrie vorerst abwartend reagiert. Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria zeigt sich mittlerweile, dass das Vertrauen in die Nachhaltigkeit des Aufschwungs zunimmt. "Sowohl im Lagermagement als auch bei der Beschäftigungspolitik treten die heimischen Industriebetriebe den günstigeren Rahmenbedingungen nun offensiver entgegen: Die Lager und auch der Personalstand werden derzeit gezielt aufgebaut", sagt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Einkaufsmenge wurde im Dezember mit der zweithöchsten Steigerungsrate seit Beginn der Ermittlung des EinkaufsManagerIndex vor mehr als 12 Jahren ausgeweitet, was die Vormateriallager ansteigen ließ. Die Fertigwarenlagerbestände wurden so stark wie seit über zwei Jahren nicht mehr gesteigert. Die Beschäftigung wurde im Dezember mit der zweithöchsten Rate seit Umfragebeginn erhöht. Bei knapp 18 Prozent der befragten Unternehmen wurden Neueinstellungen vorgenommen, während nur rund 5 Prozent Personal abbauten.

Aufgrund der spürbaren Verteuerung von Vor- und Rohmaterialien stiegen im Dezember die durchschnittlichen Einkaufspreise drastisch an, unter anderem zeigten die Preise für Chemikalien, Baumwolle und Metalle eine deutliche Aufwärtstendenz. Folglich haben die Produzenten im Dezember auch die Verkaufspreise mit neuer Rekordrate angehoben. "Die Nachfrage ist nun wieder stark genug, um kostenbedingte Steigerungen der Einkaufspreise zumindest teilweise an die Kunden weitergeben zu können. Ein Ende der seit fast eineinhalb Jahren zu beobachtenden Verschlechterung der Preisrelationen für die heimischen Industriebetriebe ist jedoch weiter nicht in Sicht", so Pudschedl.

Der aktuelle EinkaufsManagerIndex zeigt eindrucksvoll die Stärke der österreichischen Industrie auf, die im Schlepptau der deutschen Wirtschaft die globale Erholung 2010 für ein eindrucksvolles Comeback nach dem drastischen Einbruch des Jahres 2009 nutzen konnte. "Wir erwarten für 2010 einen Anstieg der Produktionsleistung in der Verarbeitenden Industrie um real 6,5 Prozent. Damit besteht nach dem Einbruch um über 12 Prozent im Jahr 2009 noch ein Aufholpotenzial von fast 7 Prozentpunkten um wieder zu alter Stärke aufzuschließen", meint Bruckbauer.

Industriewachstum 2011 mit 5 Prozent erwartet
Einiges spricht dafür, dass die österreichische Industrie im Jahr 2011 diese Lücke durch ein fortgesetztes hohes Industriewachstum zumindest fast schließen können wird. Die Auftragslage steigt weiter kräftig und die Auftragspolster nehmen zu. Das Verhältnis zwischen den Auftragseingängen und der Lagerhaltung, ein sehr verlässlicher Indikator für die weitere Industriekonjunktur, kommt zwar derzeit an die Rekordwerte des Jahreswechsels 2009/2010 nicht mehr heran, deutet jedoch für die kommenden Monate wieder auf ein sehr robustes Wachstum des Sektors hin. "Im Sektordurchschnitt erwarten wir für 2011 einen realen Anstieg der Industrieproduktion um 5 Prozent. Wenn auch einzelne Branchen wie zum Beispiel die Stahlindustrie und einige Metall verarbeitende Zweige heute bereits auf Vorkrisenniveau operieren, wird das Produktionsniveau von 2008 generell erst im Jahresverlauf 2012 wieder ganz erreicht werden können", meint Bruckbauer.

Die Industrie wird 2011 wieder die treibende Kraft der konjunkturellen Erholung in Österreich sein. "Obwohl nur für rund 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich wird die Industrie 2011 dank der überdurchschnittlich hohen Wachstumsdynamik für etwa die Hälfte des BIP-Antiegs von 2 Prozent im Jahr 2011 sorgen", zeigt sich Bruckbauer zuversichtlich.

Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen unter 50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer sind die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird.
     
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