ÖVP präsentiert ihr Bildungskonzept  

erstellt am
07. 01. 11

Pröll: Neue Mittelschule kommt – Gymnasium bleibt
Qualität für die Kinder, Sicherheit für die Eltern, Klarheit für Schulen und Lehrer
Wien (övp-pd) - "Qualität für die Kinder, Sicherheit für die Eltern, Klarheit für Schulen und Lehrer", skizzierte ÖVP-Bundesparteiobmann Finanzminister Josef Pröll am 07.01. in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wissenschaftsministerin Beatrix Karl und ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger den ÖVP- Bildungsweg für Österreich, der drei Prinzipien folgt: "Fördern und Fordern, Vielfalt statt Zwang, zentral regeln, vor Ort entscheiden. Wir wollen das Beste für jedes Kind – nicht das Gleiche für alle." Das ÖVP-Modell ist an drei Eckpfeilern ausgerichtet: Kindergarten, Volksschule und eine leistungsdifferenzierte Mittel- und Oberstufe. "Es geht uns auch um ein Signal, dass die Eltern für Erziehung und Ausbildung der Kinder verantwortlich sind. Sie werden von der Schule unterstützt – nicht umgekehrt", betonte Pröll die Wichtigkeit einer Bildungsvereinbarung zwischen Schule und Eltern, die Pflichten und Aufgaben klar regelt.

"Sprache ist Pflicht und Grundlage für die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen. Es braucht Sprachstandsfeststellungen im Kindergarten sowie verpflichtende Sprachförderung in der Volksschule für Kinder mit Sprachdefiziten", so Pröll, der hinzufügte: "Statt Aufnahmeprüfungen für die Mittelstufe soll es individuelle Bildungsempfehlungen geben." Auch die Schulautonomie muss gestärkt werden: "Direktoren sollen bei der Lehrerauswahl und der Schwerpunktsetzung an der Schule mitreden können, ebenso bei der Aufnahme von Schülern." Der ÖVP geht es um Eignung, Neigung, Vielfalt und Differenzierung: "Jedes Kind ist das Beste – die Frage ist nur, worin. Daher wird auch über Schultypen zu reden sein."

"Unsere Botschaft ist klar: Die Neue Mittelschule kommt – das Gymnasium bleibt. Damit nehmen wir das Beste aus unterschiedlichen Schulmodellen." Die Hauptschulen sollen flächendeckend zu Neuen Mittelschulen aufgewertet werden, das Gymnasium mit Unter- und Oberstufe aber erhalten bleiben. Und auch Ganztagsschulformen werden nach dem Prinzip der Wahlfreiheit im Hinblick auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf forciert. "Leistung muss sich lohnen und erkennbar sein. Schulnoten müssen als Leistungskriterium erhalten bleiben, Sitzenbleiben durch individuelle Förderung aber nur noch Ultima Ratio sein."

"Wir bringen Bewegung in die Bildungsdebatte. Wir wollen die Neue Mittelschule forcieren, aber erwarten uns dafür ein klares Ja der SPÖ zum Erhalt des Gymnasiums. Reden wir über die Schule von morgen, nicht über Debatten von gestern", so Pröll abschließend.

 

Cap begrüßt Einlenken der ÖVP beim Ausbau der Neuen Mittelschule
Nach dem Ausbau der Ganztagsschule sei der Ausbau der Neuen Mittelschule ein ganz wesentlicher Schritt in Richtung einer modernen Schule
Wien (sk) - SPÖ-Klubobmann Josef Cap begrüßte die Ankündigung der ÖVP, einen Ausbau der Neuen Mittelschule zu unterstützen. "Die Aufhebung der 10-Prozent-Grenze und der Ausbau der Neuen Mittelschule ist eine Forderung der SPÖ. Ich begrüße es, dass die ÖVP hier auf einen gemeinsamen Weg eingelenkt ist", so Cap. Nun gelte es, den Ausbau rasch umzusetzen und dafür die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Nach dem Ausbau der Ganztagsschule sei der Ausbau der Neuen Mittelschule ein ganz wesentlicher Schritt in Richtung einer modernen Schule, betonte der SPÖ-Klubobmann. "Für die SPÖ ist es von großer Bedeutung, dass der Weg zur Neuen Mittelschule allen Schulstandorten offen steht und die Schulpartner in die Reformmaßnahmen eingebunden werden. Mit dem Ausbau der Neuen Mittelschule setzen wir einen wichtigen Schritt in der Bildungsreform und damit einen wichtigen Schritt für eine moderne Schule für die Zukunft unserer Kinder", so Cap.

 

Rosenkranz: Endlich Klarheit über ÖVP-Position
Wesentliche Punkte weisen Gemeinsamkeiten mit FPÖ-Programm auf
Wien (fpd) - Lob für die bisher durchgesickerten Forderungen des neuen ÖVP- Bildungsprogramms kommt vom FPÖ-Bildungssprecher NAbg. Walter Rosenkranz: "Wir werden die ÖVP beim Wort nehmen, und die Punkte aus diesem Bildungskonzept auch einfordern", so Rosenkranz. "Mit der Rettung des Gymnasiums in der Langform und der Sprachförderung für Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können, gibt es einige wesentliche Punkte, die auch Gemeinsamkeiten mit langjährigen FPÖ-Forderungen darstellen." Eine "Mittlere Reife" könne auch ein sinnvoller Beitrag zur Aufwertung der Hauptschulen sein. "Hier geht es uns nicht darum, wie der Schultyp künftig auch immer heißen soll, sondern um den Inhalt", so Obmann des Unterrichtsausschusses Rosenkranz weiter.

"Für den von Unterrichtsministerin Schmied angekündigten Runden Tisch mit den Bildungssprechern aller Parlamentsparteien könnte das ÖVP-Papier jedenfalls eine Ausgangsbasis sein, aufgrund der gemeinsame Beschlüsse gefasst werden können, denn", so Rosenkranz, "wir gehen von einer kooperativen Verhandlungsbereitschaft aller Teilnehmer aus". Wesentlicher Punkt in den Besprechungen werden die Kosten für die flächendeckende Verbesserung der Schulen für 10- bis 14-Jährige sein. Die geschätzten Mehrkosten müssten, so Rosenkranz, durch eine rasche Verwaltungsreform im Bildungsbereich hereingebracht werden. "Nachdem die ÖVP dieses Konzept vorgestellt hat, wird hoffentlich auch die Blockadepolitik der Landeshauptleute beendet werden. Der viel beschworene 'nationale Kraftakt' darf nämlich nicht eine Worthülse bleiben, sondern muss jetzt endlich in Angriff genommen werden", schließt Rosenkranz.

 

Haubner: Umbenennung der Hauptschulen ist zu wenig
Pröll sind die Banken wichtiger als die Bildung der Jugendlichen - BZÖ fordert Bildung als parteipolitikfreie Zone
Wien (bzö) - "Die Unbenennung der Hauptschulen in "Neue Mittelschule" alleine ist zu wenig und bringt den Schülerinnen und Schülern keine Verbesserungen. Ganz offensichtlich haben sich innerhalb der ÖVP wieder die Betonierer durchgesetzt und man hat sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt. Von einem neuen ÖVP-Bildungsprogramm kann daher nicht die Rede sein. Offenbar hat die ÖVP aus dem PISA-Debakel nichts gelernt. Leidtragende dieser Reform- und Modernisierungsverweigerung sind die heutigen und künftigen Schülerinnen und Schüler, deren Zukunft durch die ÖVP-Blockadepolitik aufs Spiel gesetzt wird", so BZÖ-Bildungssprecherin Abg. Ursula Haubner. Haubner zeigt sich enttäuscht, dass ÖVP-Chef Josef Pröll dieses innerparteiliche Treiben auch noch forciert. "Dem Herrn ÖVP-Bankenminister sind seine Banken wichtiger als die Bildung der Österreicherinnen und Österreicher", kritisiert Haubner.

Haubner fordert, dass die Bildung endlich parteipolitikfreie Zone werden müsse. "Wir brauchen eine Reform der Schulverwaltung, eine Stärkung der Schulautonomie, ein neues Lehrerdienst- und Besoldungsrecht, eine verbesserte Integration, die schulische Tagesbetreuung als freiwilliges Angebot sowie die gemeinsame Schule der sechs- bis 14-Jährigen mit einer inneren Leistungsdifferenzierung nach den Fähigkeiten der Schüler als freiwilliges Angebot."

Die BZÖ-Bildungssprecherin weist darauf hin, dass das BZÖ von Anfang an die 10-Prozent-Obergrenze kritisiert und deren Aufhebung gefordert hat. "ÖVP und SPÖ haben diese sinnlose Grenze im April 2009 beschlossen. Wenn sich jetzt SPÖ und ÖVP davon verabschieden, dann ist das ein zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber auch ein Eingeständnis für ihr eigenes Scheitern", betont Haubner.

 

 Walser: Alter Wein in neuen Schläuchen
Grüne: Aufhebung der Zehnprozentbeschränkung der neuen Mittelschule ist keine Reform
Wien (grüne) - "Die ÖVP ignoriert weiterhin stur die Ergebnisse der Wissenschaft und die Meinung aller seriösen Fachleute und hält an ihrem Retro-Kurs in der Bildungspolitik fest. Nach dem ÖVP-Bildungs-Klau beim Budget kommt jetzt die nächste Reformbremse", kritisiert der grüne Bildungssprecher Harald Walser. "Was VK Pröll und BM Karl heute präsentiert haben ist alter Wein in neuen Schläuchen. Das ÖVP-Konzept trägt die unglückliche Handschrift von Fritz Neugebauer. Eine Aufhebung der Zehnprozentbeschränkung der neuen Mittelschule ist keine Reform, sondern eine Fortsetzung des unbefriedigenden Status Quo in der Bildungspolitik auf dem Rücken der Kinder", bemängelt Walser.

Die ÖVP sollte endlich ihre ideologischen Scheuklappen ablegen und sich für das öffnen, was alle seriösen ExpertInnen vertreten: eine moderne gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen mit der Möglichkeit zur Differenzierung und dem individuellen Eingehen auf die Bedürfnisse der Kinder", fordert Walser. Kritik übt Walser an BM Karl: "Vom Vorschlag der Ministerin für ein "Gymnasium für Alle" ist nichts übrig geblieben, die Ministerin ist eingeknickt." Und weiter: "Eine Schulreform muss die Kinder in den Mittelpunkt stellen. Wenn die ÖVP dies weiter ignoriert, werden wir ein weiteres wichtiges Jahr für eine große Bildungsreform verlieren", warnt Walser.
 
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