Symposium zu Literaturwissenschaft und Buchgeschichte   

erstellt am
05. 01. 11

Eine Veranstaltung der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Wien und der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich
Wien (universität) - Vom 13. bis 15. Jänner 2011 findet das Symposium "Der literarische Transfer zwischen Großbritannien, Frankreich und dem deutschsprachigen Raum im Zeitalter der Weltliteratur (1770-1850)" statt. Weltliteratur wäre ohne Produktion von Druckwerken, ohne Information durch Zeitschriften und ohne Übersetzungen nicht möglich gewesen. Deshalb fokussiert die Tagung auf das Medium, dem die Literatur ihre materielle Existenz verdankt – dem Buch. Zur Eröffnung hält Robert Darnton, renommierter Historiker und Direktor der Harvard University Library, am Donnerstag, 13. Jänner 2011, 18 Uhr, einen öffentlichen Vortrag in der Aula am Campus der Universität Wien.

Im letzten Drittel des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdichteten sich die internationalen literarischen Kontakte und Transfers. Parallel zur Herausbildung von Nationalstaaten erwachte das Interesse an anderen Kulturen. Der internationale Austausch von Ideen intensivierte sich, Fremdsprachenunterricht, Import und Lektüre ausländischer Literatur, die Information durch Zeitungen und Zeitschriften setzte sich in immer breiteren Kreisen durch. Die verstärkte gegenseitige Kenntnisnahme brachte im Bereich der Literatur schließlich jene Offenheit für Impulse von außen hervor, die Kommentatoren vom Zeitalter der "Weltliteratur" sprechen ließ.

Produktion, Distribution, Übersetzung – Wie entstand Weltliteratur?
Das Zeitalter der Weltliteratur wäre nicht angebrochen ohne eine entsprechende Infrastruktur im Bereich der Produktion und Distribution von Druckwerken. Deshalb sind die dem literarischen Transfer zugrunde liegenden Innovationen im Buchhandel Themen des Symposions. Weitere inhaltliche Schwerpunkte der Tagung sind: die internationalen Vermittler und Vermittlungsinstanzen, insbesondere die Zeitschriften als Trägermedien von Literatur und kritischer Information; die Modalitäten der Produktion; die Form und Verbreitung von Übersetzungen; die Bestände von Bibliotheken als Produkte des literarischen Transfers sowie einzelne Rezipienten, die in autobiographischen Quellen Aufzeichnungen über ihre Lektüre hinterlassen haben, also die Lesergeschichte. Darüber hinaus setzen sich die WissenschafterInnen mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen des literarischen Transfers, etwa mit den legistischen Regulierungen der Buchproduktion und –distribution (Zensur und andere Beschränkungen, aber auch fördernde Maßnahmen), mit dem Urheberrecht und insbesondere mit den Regelungen bezüglich Übersetzungen und ihre Auswirkungen auseinander.

Geschichte des Buches
Die Buchgeschichte hat in den letzten beiden Jahrzehnten einen großen Aufschwung erlebt, z.B. durch die 1991 gegründete "Society for the History of Authorship, Reading and Publishing" oder durch die im Erscheinen begriffenen Buchgeschichten der USA, Kanadas, Englands, Schottlands und Deutschlands sowie die bereits in den 1980er Jahren vorangegangene "Histoire de l’édition française". Das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Disziplin für die Philologien fehlt dennoch. Denn keine literaturgeschichtliche Untersuchung sollte die Geschichte des Mediums, dem die Literatur ihre materielle Existenz verdankt, ausklammern. Das Symposion wird daher eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Literaturwissenschaft und Buchgeschichte
ausloten.

Vortrag von Robert Darnton, Direktor der Harvard University Library
Eröffnet wird das Symposium am Donnerstag, 13. Jänner 2011, 18 Uhr, mit einem öffentlichen Vortrag von Robert Darnton (Cambridge, MA) zu dem Thema "Book History and the Digital Future" in der Aula am Campus der Universität Wien. Darnton schlägt darin die Brücke von der "klassischen" Buchgeschichte bis zur Gegenwart.

Robert Darnton studierte in Harvard und Oxford, lehrte 30 Jahre lang in Princeton, ist nun Carl H. Pforzheimer University Professor in Harvard und ein weltweit bekannter Historiker. Er verbindet die allgemeine Geschichte mit der Geschichte des Buches und des Lesens. Darnton ist auch Direktor der Harvard University Library. Als solcher hat er sich dafür entschieden, mit der UB Harvard an der Digitalisierung wissenschaftlicher Bibliotheken durch Google teilzunehmen, die er als kritischer Befürworter begleitet. Mit dem Thema seines Wiener Vortrags hat er sich zuletzt in "The Case for Books" (New York: PublicAffairs 2009) auseinandergesetzt. Sein aktuelles Buch "Poetry and the Police: Communication Networks in Eighteenth-Century
Paris" erschien im November 2010.

Internationales Symposium (13. bis 15. Jänner 2011):
"Der literarische Transfer zwischen Großbritannien, Frankreich und dem deutschsprachigen Raum im Zeitalter der Weltliteratur (1770-1850)"

Do., 13. Jänner 2011, 18 Uhr, Aula am Campus der Universität Wien:
Eröffnung mit Vortrag "Book History and the Digital Future" von Robert Darnton

Fr., 14. und Sa., 15. Jänner 2011, jeweils ab 9 Uhr in der Musiksammlung der Wienbibliothek, Bartensteingasse 9, 1. Stock, 1010 Wien
     
Programm und weitere Information: http://complit.univie.ac.at/aktuelles/    
     
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