Die Phantastische Kunst hat einen Mittelpunkt in Europa   

erstellt am
17. 01. 11

Erstes PhantastenMuseum feierlich eröffnet – die Legende bekommt ein Haus
Wien (palais palffý / öj) - Mit der Eröffnung des "PhantastenMuseum Wien" im Palais Palffy am Josefsplatz 6 im 1. Wiener Gemeindebezirk hat die Phantastische Kunst einen Mittelpunkt in Europa gefunden. Hier kann man die Geschichte der Legende des Phantastischen Realismus der Wiener Schule und Werke international bedeutender Maler der phantastischen, surrealen und visionären Kunst kennenlernen.

Am Vormittag des 15.01. gab es im historischen "Figaro-Saal" eine kurze Begrüßung mit Eröffnungsansprachen vom Präsidenten des Trägervereins "Österreichische Kulturzentrum seit 1958", Piero Banchero, und dem Direktor des Hauses, Erich Peischl. Gerhard Habarta, Kunstsammler, Betreiber des "Internationalen Archivs der phantastischen Künstler" und Autor des "Lexikons der phantastischen Künstler", führte in einer spannenden Übersicht durch die Geschichte dieser Kunstrichtung und der Entstehung des Museums, die in einer Rekordzeit von nur drei (!) Monaten geschafft wurde. Und der Einladung zur Eröffnung waren viele der ausgestellten Künstler ins Palffý gefolgt und zeigten sich gerührt von der späten Ehre, die ihnen durch diese Initiative endlich auch in Wien zuteil wurde. Wie so vielen anderen österreichischen Künstlern war es auch Ernst Fuchs, Aric Brauer oder Wolfgang Hutter ergangen: überall auf der Welt kennt man sie, in ihrer Heimatstadt Wien dauerte es Jahrzehnte, bis diese herausragenden Werke eine dauerne Heimat bekommen sollten.

PhantastenMuseum Wien / Palais Palffý / ©oesterreichfotos.com
Bei der Eröffnung im "Figaro-Saal" (v.r.): Rainer Stern, Aric Brauer, Ernst Fuchs, Franz Baier, Annemarie Habarta, De Es Schwertberger, Anna Hausner, Ernst Steiner, Peter Proksch und Kurator Gerhard Habarta
PhantastenMuseum Wien / Palais Palffý / ©oesterreichfotos.com
 
PhantastenMuseum Wien / Palais Palffý / ©oesterreichfotos.com
 
PhantastenMuseum Wien / Palais Palffý / ©oesterreichfotos.com
 
PhantastenMuseum Wien / Palais Palffý / ©oesterreichfotos.com
 

Fotos: Palais Palffý / Österreich Journal / oesterreichfotos.com

 

Im 1. Stock entstand gegenüber dem Figaro-Konzertsaal die neue Museums-Galerie: ein 150 m² Raum für Einzelausstellungen. Hier zeigt Gotthard Fellerer vom 15.1. bis 30.1. großformatige "Es-Zeichnungen", die der surrealistischen Theorie des Automatismus entsprechen. Der Künstler ist in der Ausstellung anwesend.

Das "PhantastenMuseum Wien" im zweiten Stock ist in 10 Bereiche gegliedert:

  1. Die Impulse, die den jungen Künstlern erste Informationen nach dem Krieg brachten mit Werken von Edgar Jené und Gustav K. Beck und Arnulf Neuwirth.
  2. Die Akademie, in der sie eine künstlerische Heimat fanden, mit Werken von A.P.Gütersloh, Ernst Fuchs, Fritz Janschka, Anton Lehmden und Kurt Steinwendner, bevor er zum Filmemache und Objektkünstler Stenvert wurde.
  3. Die Zeitgenossen, ältere Künstler des Phantastischen, die die Diktatur überlebt hatten wie Greta Freist, Kurt Goebel, Charles Lipka oder der CIA Agent Charles von Ripper. Und die Jungen wie Rudolf Schönwald oder Arnulf Rainer. Und Maler die sich im späteren
  4. Art Club bewegten. Dazu gehören die ‚Partisanin' Maria Biljan Bilger, Peppino Wieternik, bevor er zum Abstrakten mutierte, Carl Unger, der für das Palais Palffy eine riesige Glasfront gestaltete. Der Art Club selbst versammelte dann die künstlerische Elite der Nachkriegszeit und wurde mit dem ‚Strohkoffer' das legendäre, gesellige Zentrum.
  5. "Die Hundsgruppe" wurde zur ersten Gegenbewegung in der sich die Aufrührer wie Fuchs, Rainer und Lassnig, Kudrnovsky und der Aussenseiter-Phantast Anton Krejcar mit heute weretvoll gewordenen Grafiken manifestierten.
  6. Das Pintorarium von Hundertwasser - Fuchs - Rainer wurde zum Aktionismus mit Wandzeitung und Nacktdemonstration gegen etablierte Akademie, schlechte Architektur und für die Freiheit des Geistes.
  7. Hundertwasser verwirklichte diese Theorien in seinen Bauten. Eine Fotodokumentation von Kurt Pultar.

    Der Kern des Museums sind bedeutende Werke der

  8. "Ersten Sechs" der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Bedeutende Bilder von Arik Brauer, Wolfgang Hutter, dem in den USA lebenden Fritz Janschka und von Anton Lehmden. Von Rudolf Hausner ist nicht nur ein Ölbild zu sehen, sondern auch die Dokumentation der langjährigen Arbeit an seiner Arche des Odysseus. Neben einem Frühwerk von Ernst Fuchs ist auch eine eigens für das Museum geschaffene große Gemälde-Fassung einer vor 55 Jahren entstandenen Zeichnung.

    In der Abteilung der Gleichzeitigen sind 16 Bilder jene Wiener Fantasten zu sehen, die in den 1960er Jahren sich erstmnal präsentierten, u.a. in der Galerie die Ernst Fuchs installierte.

    Bei der Next Generation sind jene fast ‚noch Jungen', die unbeeindruckt von der zeitweiligen Ausgrenzung durch die sogenannte Avantgarde sich neuen Tendenzen des Phantastischen verpflichtet fühlen. Und zum Teil bei Hausner, Lehmden, Hutter und auch Fuchs studierten und auch als Assistenten lernten.

  9. Das Graphische Kabinett belegt mit einigen ausgesuchten Grafiken, den letzten Höhepunkt der graphischen Kunst in Radierung und Lithographie bis hin zum Miniatur Meisterwerk der Briefmarke.
  10. Wien und die Welt zeigt in etwa 30 Meisterwerken internationaler Phantasten die weltweite Vernetzung. Vertreter aus Japan, den USA, Australien und europäischen Zentren sind die Botschafter von Vereinigungen phantastischer Künstler, die "Ambassadors Of The Fantastic Universe".


Das Museum zeigt ca. 150 Werke.
Der Katalog mit rund 200 Farbtafeln und Faksimiles von Dokumenten und Texten der Künstler und zu den Werken, hat 312 Seiten, ist hart gebunden und kostet € 29. Der Eintritt kostet € 9 (die üblichen Ermäßigungen). Zu jedem Ticket gibt es die Erinnerungsmedaille als Geschenk.

Für das "PhantastenMuseum Wien" wurden weite Bereiche des historischen, von den Kriegsschäden in den 1950er Jahren renovierten Palais neu adaptiert. Das Foyer wurde vom Lehmden-Schüler Kurt Welther zum Thema Figaros Hochzeit neu gestaltet. Hier wurde auch ein großzügiger Empfangsbereich mit der Ticketkasse, der Information und dem Museums-Shop eingerichtet.

PhantastenMuseum Wien
Ort: Palais Palffy Wien 1010 Josefsplatz 6
Träger: Österreichisches Kulturzentrum seit 1958
Kurator: Gerhard Habarta
Kontakt: Direktor Erich Peischl 0664-11 77 31
Telefon: ++43 / (0)1 / 512 56 81

Lesen Sie einen umfassenden Bildbericht über das PhantastenMuseum Wien in der "Österreich Journal" pdf-Magazin Ausgabe 92

     
Informationen:
http://www.phantastenmuseum.at/
http://www.palais-palffy.at
   
     
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