AMA Marketing: Agrarischer Außenhandel wieder auf Bergfahrt   

erstellt am
21. 01. 11

Deutschland bleibt wichtigster Trendbarometer für Österreich
Wien (aiz) - "Österreichische Lebensmittel haben sich mehr denn je einen fixen Platz in den Regalen der Welt reserviert. Besonders Deutschland hat sich auch 2010 als verlässlicher Trendbarometer und treuer Handelspartner erwiesen", betonte Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der AMA Marketing am Abend des 20.01. bei einem Pressegespräch anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Das Minusjahr 2009 sei somit überwunden. Selbst im Milchsegment konnten sich demnach die Preisverhältnisse 2010 wieder stabilisieren. Auch das Fenster in die neuen EU-Staaten stehe weiter offen als je zuvor. Dies habe eine Analyse der agrarischen Außenhandelsdaten 2010 der Statistik Austria ergeben, hochgerechnet auf Basis der ersten drei Quartale, wie Mikinovic berichtete.

Exportminus 2009 ist überwunden
2010 sind die agrarischen Exportmengen demnach mit 7,72 Mio. t im Vergleich zur Vorjahresperiode so gut wie gleich geblieben. Doch der Wert dieser Waren ist um fast 6% gestiegen, was eine deutliche Steigerung der Wertschöpfung bedeutet. Österreich hat 2010 Agrarprodukte im Wert von EUR 7,55 Mrd. exportiert. Dem stehen Importe in der Höhe von rund EUR 8,3 Mrd. entgegen. "Mit dieser Entwicklung ist der Werteinbruch des Jahres 2009 von mehr als 10% klar überwunden", so Mikinovic. Der schlechte Milchpreis hatte sich damals deutlich ausgewirkt. "Ich hoffe, dass wir wieder zu einer nahezu ausgeglichenen Agrarhandelsbilanz kommen, wenn die Krise überwunden ist", betonte der AMA Marketing-Geschäftsführer.

Deutschland ist wichtigster Agraraußenhandelspartner
Deutschland hat sich wieder als wichtigster Agraraußenhandelspartner erwiesen und führt das Ranking der Exportländer abermals ganz klar an. Durch eine Steigerungsrate von 7,1% konnte ein Absatzvolumen von fast EUR 2,6 Mrd. in unserem Nachbarland erzielt werden. Das sind über 2,4 Mio. Tonnen an Agrarprodukten und damit so viel, wie nie zuvor. Deutschland lieferte im Gegenzug 2,3 Mio. t im Wert von EUR 3,2 Mrd. Wie wichtig und gar nicht selbstverständlich die österreichischen Erfolge in Deutschland sind, zeigt der Vergleich mit der gesamten EU-15. Dort wies das Wachstum lediglich 3,3% auf.

Magische 40.000 t-Grenze bei Käse deutlich überschritten
Österreich hat 2010 fast 43.000 t Käse nach Deutschland exportiert. Die Deutschen haben dafür EUR 186 Mio. ausgegeben, was insgesamt einen Wertzuwachs von nahezu 12% bedeutet. Damit ist gerade in diesem - durch die Milchpreiskrise 2009 schwer belasteten - Segment ein regelrechter Gipfelsturm gelungen. Der Käse-Export nach Deutschland hat sich seit dem EU-Beitritt Österreichs 1995 damit mehr als verzehnfacht. Österreich rangiert nach den Niederlanden, Frankreich und Dänemark am guten vierten Platz in den deutschen Käseregalen. Im Beliebtheitsranking der österreichischen Käsesorten führen Hartkäse, wie zum Beispiel der Bergkäse. Der Käseexport von Deutschland nach Österreich betrug hingegen lediglich EUR 174 Mio. Auch wenn man die gesamten Ausfuhren unseres Landes im Milchsegment betrachtet, ist mit einem Wertplus von über 10% bei gleichbleibender Menge eine klare Wertsteigerung zu erkennen. Mit EUR 422 Mio. Exportvolumen ist der Milchbereich das größte und wichtigste Ausfuhrsegment Österreichs im Agrarsektor.

Wurst und Schinken im Dauerhoch
Seit dem EU-Beitritt 1995 ist das Segment Wurst und Schinken ohne Ausnahme jedes Jahr gewachsen. So auch 2010 und zwar um fast 9%. Die Deutschen importierten mehr als 50.000 t österreichische Wurst und Schinken im Wert von fast EUR 200 Mio. Sie haben Fleischzubereitungen aus Österreich immer schon geschätzt, denn sie verlängern damit unter anderem kulinarisch ihren Österreich-Urlaub. Umgekehrt funktioniert das nicht ganz so gut. Österreich importiert aus Deutschland Wurst und Schinken um knapp EUR 90 Mio. "Wenn man sich Deutschland mit seiner Dioxin-Problematik anschaut, hat unser Land mit seinem Reinheitsgebot sicher Chancen, dieses Segment noch in Zukunft auszubauen", so Mikinovic.

Segment Eier und Geflügel: Klein aber oho
Auch wenn Österreich noch immer deutlich mehr an Eiern und Geflügel aus Deutschland importiert als umgekehrt, entwickelt sich dieser Bereich besonders in den letzten Jahren auch in die andere Richtung auffallend gut. Auffällig ist dabei besonders die Entwicklung bei Eiern, die sich seit 2006 immer im hohen zweistelligen Prozentbereich bewegte. Von 2009 auf 2010 war immerhin ein Plus von fast 18% und ein Wertvolumen von über EUR 11 Mio. zu verzeichnen. Das bedeutet auch, dass der Kilopreis erstmals an der 2-Euro-Grenze kratzt. Aber auch Geflügel machte eine beeindruckende Entwicklung. 2010 wurden mehr als 25.000 t im Wert von EUR 66,5 Mio. nach Deutschland exportiert. Damit schließt dieser Sektor nahezu zum Exportschlager Rindfleisch auf.

Obstexport verzeichnet sensationelle Entwicklung
Obst und Gemüse aus Österreich sind immer sehr gefragt. Das Plus bei Gemüse bewegt sich bei 3%. Der Obstexport nach Deutschland ist mit einem Zuwachs von 49% regelrecht explodiert. Das bringt immerhin Einnahmen im Wert von EUR 82 Mio. Auch die Zubereitungen aus diesem Segment haben sich wieder stabilisiert, was sich nach dem schlechten Jahr 2009 diesmal mit einem Exportvolumen von immerhin EUR 176 Mio. niederschlägt. Die Erfolge oder Misserfolge in diesem Segment sind ganz besonders von der Wetterlage in Österreich und den benachbarten Ländern abhängig.

Fenster in neue EU-Länder ganz weit offen
Der Export in die neuen EU-12-Länder ist mit einem Plus von rund 5% sogar deutlicher als im Bezug auf die alten EU-15-Staaten gewachsen. Allerdings ist die Entwicklung mit den einzelnen Ländern oft sehr unterschiedlich. Insgesamt konnte Österreich 2010 in die neuen EU-Länder Agrarwaren im Wert von 1,4 Mrd. absetzen. Importe im Wert von 1,1 Mrd. stehen dem gegenüber. Im Länder-Ranking, was Österreichs Exporte betrifft, dominieren Ungarn, Slowenien, Tschechien und die Slowakei. Besonders auffällig ist dabei die Entwicklung mit der Slowakei nach der Euro-Einführung. Das unter anderem durch die Autoindustrie überaus prosperierende Land muss seine Arbeiter auch ernähren und greift dabei gerne zu den qualitätsvollen Waren aus dem benachbarten Österreich. Bratislava mit den vielen Fabriken liegt dabei optimal vor unserer Haustüre.

Fleischsegment bleibt trotz Einbußen stärkster Bereich
Die Zeiten der zwei- oder sogar dreistelligen Zuwachsraten im Fleischbereich sind zwar vorbei, aber trotzdem bleibt Frischfleisch das wichtigste und umsatzstärkste Segment bei den Exporten in die neuen EU-Länder überhaupt. Auch wenn diese Warengruppe im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 14% aufweist, dürfen sich die Österreicher doch über Einnahmen von mehr als EUR 222 Mio. freuen. Die Warengruppe Fleischzubereitungen ist im Vergleich dazu mit EUR 53 Mio. zwar klein, gewann im Vorjahr aber überraschend 27%. Österreich bezieht aus den neuen EU-Staaten Fleisch im Wert von EUR 116 Mio.

Käse & Co: Milchfluss aus dem Osten stark gebremst
Der massive langjährige Warenfluss von Milchprodukten aus dem Functional Food-Bereich nach Österreich - vor allem aus Polen - ist in den Vorjahren stark zurückgegangen. Dieser Trend setzte sich auch 2010 verlangsamt fort. Umgekehrt konnte die Ausfuhr österreichischer Milchprodukte um 13% auf EUR 56 Mio. gesteigert werden. Käse aus Österreich schmeichelt auch dem Gaumen der neuen EU-Bürger zunehmend. Nach einem leichten Einbruch im schlechten Milchpreisjahr 2009 geht es auch dabei wieder deutlich bergauf. Mehr als 10.600 t Käse wurden in die EU-12 exportiert und dafür über EUR 28 Mio. berappt. Die Österreicher hingegen greifen selten zu Käse aus dem Osten, was auch an dem hohen Kilopreis liegen kann.

Österreich hat einen Fixplatz in den Regalen der Welt erobert
"Deutschland erweist sich zunehmend als Trendbarometer für den österreichischen Agraraußenhandel. Die Nachfrage nach österreichischen Lebensmitteln bleibt verlässlich konstant. Nach dem Krisental 2009 steigt auch die Wertschöpfung wieder. Das gilt ganz besonders für das Milchsegment. Auch die früheren Angstgegner aus dem Osten haben ihren Schrecken verloren und sich als verlässliche Abnehmer qualitätsvoller Waren erwiesen. Österreich kann darüber hinaus auch in den neuen EU-Staaten mit hohem Image seiner Produkte, Verlässlichkeit, Professionalität im Vertrieb und besonders auch mit regionaler Nähe punkten", fasste Mikinovic die jüngsten Entwicklungen zusammen.
     
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